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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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«Tritt ein», forderte sie ihn auf. «Was willst du hier? Mein Knecht sagte, du wolltest mit mir sprechen.»
    «So ist es», antwortete der Alte und ließ eine tiefe Verbeugung folgen. «Verzeiht, wenn ich Euch zur Mittagszeit störe, wohledle Frau. Ich muss Euch die Botschaft eines armen Sünders übermitteln, der aufgrund einer ärgerlichen Verwechslung für jemand anderen gehalten wird.»
    «Du hast mit Christoph gesprochen?», entfuhr es Marysa. «Was hat er dir gesagt?»
    «Nicht viel, wie Ihr Euch vorstellen könnt, die Umstände unseres Zusammentreffens waren für lange Gespräche nicht angetan.» Amalrich blinzelte. «Eine unerhörte Ähnlichkeit hat er mit dem guten Bruder Christophorus, das muss ich schon sagen. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich unter diesen Vorzeichen überhaupt nach Aachen hineintrauen würde.» Er kicherte. «Aber was tut man nicht alles, wenn das Herz es befiehlt. Nicht wahr?»
    Marysa wurde rot. «Ich weiß nicht, was du meinst, Amalrich.»
    «Nein? Das wundert mich. Zuletzt hatte ich den Eindruck, dass auch Euer Herz Feuer gefangen hat.» Der Alte wurde wieder ernst. «Frau Marysa, verzeiht mir mein offenes Reden. Ich weiß, wer Christoph Schreinemaker ist.»
    «Du weißt …?
    «Er hat mich erkannt, als ich ihm bei van Lyntzenichs Schmiede begegnete. Selbst dem vorsichtigsten Mann kann so etwas passieren.» Er hob kurz die Hände. «Mich geht das ja nichts an, deshalb werde ich kein Wort darüber verlieren, Frau Marysa. Schon um Eures seligen Vaters willen, der mir immer ein guter Freund und Gönner gewesen ist.»
    Marysa verstand. «Ich denke, dass ich meines Vaters gutes Werk an dir fortsetzen sollte. Es ist nur christlich, einen Pilgersmann wie dich mit regelmäßigen Almosen zu unterstützen.» Sie schwieg einen Moment. «Also, was hat er dir gesagt?»

18. KAPITEL
    «Geh in die Küche und häng meinen Mantel beim Feuer auf», rief Marysa Geruscha zu und zog noch im Gehen ihren Umhang aus. Die Magd nahm ihn an sich und eilte durch die Werkstatt in Richtung Küche. Ordnend fasste Marysa an ihre Haube und strich ihr Kleid glatt, dann wandte sie sich an ihre beiden Gesellen, die gerade dabei waren, den fertigen Schrein für den Kaufmann Boecke zu verpacken. «Heyn, Leynhard, ich muss mit euch sprechen», begann sie. «Ich komme gerade von der Domimmunität. Leider scheint der Domherr van Oenne heute früh ganz plötzlich in Geschäften die Stadt verlassen zu haben. Der Dechant weilt ebenfalls nicht in Aachen, sodass ich leider niemanden habe, an den ich mich dort wenden kann. Ich brauche aber jemanden, der dem Boten nachreitet und ihn warnt. Wenn Christoph mit seinem Verdacht recht hat, schwebt der Mann möglicherweise in Gefahr.»
    «Ihr glaubt wirklich, dass jemand den Boten nach Frankfurt verfolgt oder ihm auflauert, um ihm etwas anzutun?» Besorgt hob Heyn den Kopf.
    «Das können wir nicht wissen», antwortete Marysa. «Ich möchte kein Risiko eingehen. Der Bote gehört zum Marienstift, deshalb wollte ich mich zuerst dorthin wenden. Nun aber halte ich es für sinnvoll, selbst jemanden auszusenden.» Bedeutungsvoll blickte sie von Heyn zu Leynhard. «Euch kann ich vertrauen. Boeckes Schrein ist fertig; er wird ihn morgen abholen. Alle weiteren Arbeiten sind nicht so dringlich. Heyn …» Bittend sah sie ihren Altgesellen an. «Würdest du mir diesen Gefallen tun? Wenn du gleich morgen früh aufbrichst, holst du den Boten vielleicht ein. Oder du triffst ihn zumindest in Frankfurt. Es ist wirklich sehr wichtig …»
    «Aber ja doch, Frau Marysa.» Heyn nickte mit ernster Miene. «Ich bin zwar kein so guter Reiter, aber für Euch tue ich das. Es kann ja nicht angehen, dass jemand Euch und dem neuen Meister Schaden zufügt. Oder dem armen Boten. Ich könnt’ heute gleich aufbrechen. Ist zwar schon Nachmittag, doch wenn ich mich beeile, käme ich noch ein gutes Stück weit.»
    «Ja, das wäre vielleicht gut. Dann lasse ich Grimold ein Pferd für dich satteln. Balbina soll dir eine Wegzehrung zusammenpacken.» Sie wandte sich an Leynhard. «Kümmere dich einstweilen allein um den Schrein.»
    «Jawohl, Frau Marysa, keine Sorge.» Ohne Umstände machte sich Leynhard wieder an die Arbeit.
    Gerade wollte Marysa die Werkstatt verlassen, als es an der Haustür klopfte. Sie ging selbst, um zu öffnen, und sah sich einem Schreiber der Zunft gegenüber.
    «Frau Marysa, gut, dass ich Euch antreffe.» Der junge Mann verbeugte sich. Soweit sie sich erinnerte, hieß er Tilo Runge. «Ist

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