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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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Gestalt erstarrte; sie hörte ein erschrockenes Schnaufen. «Frau Marysa, seid Ihr das?»
    Als der Mann langsam auf sie zukam, hob sie den Haken an. «Ich schlage Alarm!», warnte sie.
    «Nicht doch, Frau Marysa. Keine Angst. Ich bin es nur, Gort.»
    Marysa stieß einen verblüfften Laut aus. «Gort Bart? Warum schleichst du mitten in der Nacht über meinen Hof?»
    Gort, der Geselle ihres Vetters, den sie dessen Wunsch nach hätte heiraten sollen, blieb dicht vor ihr stehen. Er war von untersetzter Gestalt und hatte blondes kurzes Haar, das bereits leicht schütter wurde. In der Dunkelheit erkannte sie jedoch nur Schemen seines Gesichts und seine Stimme. Er hüstelte verlegen. «Ich wollt’ Euch nicht erschrecken, Frau Marysa. Bestimmt nicht. Ich, ähm …» Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen. «Würdet Ihr wohl diesen Schürhaken herunternehmen? Ich tu Euch nichts, bestimmt nicht.»
    Marysa kniff argwöhnisch die Augen zusammen, ließ ihren Arm jedoch ein wenig sinken. «Was suchst du hier, Gort?» Sie fühlte sich unbehaglich. Die Erinnerung an ein ähnliches Zusammentreffen im vergangenen Herbst stand ihr noch zu genau vor Augen. Damals hatte sie ihren Ruf und ihre Zukunft beinahe aufs Spiel gesetzt.
    «Ich wollte Euch sprechen, Frau Marysa», kam es stockend von Gort. «Hab nach Steinchen gesucht, um sie gegen Euren Fensterladen zu werfen.»
    «Wenn du mich sprechen willst, tu es bei Tage und vor Zeugen», fuhr sie ihn verärgert an. «Ich habe schon genug Probleme und will nicht auch noch wegen Unzucht in Verruf geraten. Verschwinde von meinem Hof!»
    «Ja … Nein. Frau Marysa, also ich dachte …» Gort fuhr sich in einer hilflosen Geste durch die Haare. «Bitte hört mich an. Ich weiß, dass Ihr nicht gut auf Meister Schrenger zu sprechen seid. Wenn er nicht mütterlicherseits mein Vetter wäre … Ich weiß, dass Ihr in Schwierigkeiten steckt, Frau Marysa. Vielleicht kann ich Euch helfen. Ich könnte … Nein, wir könnten …» Er schluckte unüberhörbar. «Wenn wir heiraten würden, wäre doch alles wieder gut, oder? Ich verspreche Euch auch, dass Meister Schrenger sich nicht in Eure – unsere – Werkstatt einmischen darf. Ihr müsst nicht diesen Fremden … ähm …» Er schnaufte wieder. «Tut mir leid, Frau Marysa. Ich kann so was nicht. Ich weiß nur, dass ich Euch gerne heiraten will. Lasst von diesem Schreinemaker ab. Ich meine, er ist doch nicht aus Aachen und so. Meister Schrenger behauptet sogar, der Mann sei ein Betrüger. Aber Ihr würdet Euch niemals mit einem Betrüger einlassen, oder? Ihr müsst an Euren Ruf denken. Ich könnte Euch ein ehrbares Leben …»
    «Das glaube ich einfach nicht», murmelte Marysa. Sie hatte Gorts stammelnden Ausführungen mit wachsendem Zorn gelauscht. Nun konnte sie kaum noch an sich halten. «Verschwinde sofort von hier. Und richte Hartwig aus, dass er sich gewaltig irrt, wenn er mich für so dumm hält, auf diese Finte hereinzufallen.»
    «Finte?» Gorts Stimme war schrill. «Frau Marysa, ich wollte nur …»
    «Ich kann mir gut vorstellen, was du und Hartwig wolltet, Gort. Meine Antwort ist und bleibt nein. Sag das Hartwig und lass dich nie mehr hier blicken.» Marysa drehte sich auf dem Absatz um und stapfte zum Hintereingang zurück. Gort folgte ihr und hielt sie am Arm zurück.
    «Bitte, Frau Marysa. Ich liebe Euch. Ganz gewiss, das könnt Ihr mir glauben. Ich will, dass Ihr …»
    «Schluss damit!», schnitt sie ihm erneut das Wort ab. Ihre Stimme zitterte vor Zorn. «Komm mir nicht mit Liebe, Gort. Weder du noch Hartwig kennt überhaupt die Bedeutung dieses Wortes. Wenn du nicht augenblicklich meinen Hof verlässt, rufe ich meine Knechte, damit sie dich hinauswerfen.» Unwirsch schüttelte sie seine Hand ab, die noch immer auf ihrem Arm lag, betrat das Haus und warf ihm die Tür vor der Nase zu. Rasch schob sie den Riegel vor und lehnte sich gegen die Wand.
    «Frau Marysa, macht die Tür auf!», hörte sie Gort draußen jammern. «Ihr könnt mich nicht so einfach abweisen!» Er klopfte leise an die Tür. «Hört mich an. Ihr habt doch gar keine andere Wahl, Frau Marysa. Wenn der Schreinemaker vor den Scharfrichter kommt, müsst Ihr Euren Ruf retten.»
    Marysa schloss die Augen und betete.
    Wieder klopfte es leise, dann fluchte Gort halblaut. «Das wird Euch noch leidtun, Frau Marysa.»

25. KAPITEL
    Er stand in Marysas Hof und knirschte mit den Zähnen.
    Beinahe wäre sein Plan aufgegangen. Leider nur beinahe. Er hatte sich

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