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Das silberne Zeichen (German Edition)

Das silberne Zeichen (German Edition)

Titel: Das silberne Zeichen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Schier
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rasch etwas Neues ausdenken müssen, und der Zufall war ihm zu Hilfe geeilt. Aber war es wirklich Zufall gewesen oder vielleicht die Hilfe der Erzengel? Sie standen auf seiner Seite, dessen war er gewiss.
    Nur noch wenige Stunden, bis sich das Blatt wenden würde. Er spürte, wie sein Blut in Wallung geriet. Allein der Gedanke an das, was Marysa bevorstand, ließ ihn vor Freude beinahe taumeln. Es war richtig, was er getan hatte – und noch tun würde. Ein wenig Geduld musste er aufbringen, damit er nicht unbeabsichtigt zwischen die Fronten geriet.
    Der Schreinemaker würde ins Verderben stürzen. Ohne Beweise für seine Herkunft und mit ausreichend Zeugenaussagen gegen ihn würde kein Gericht der Welt zögern, ihn zu verurteilen.
    Erregt rieb er seine feuchten Handflächen aneinander. Der Feuertod war noch zu gut für diesen betrügerischen Schurken. Viel lieber sähe er mit Genuss dabei zu, wenn sie ihn rädern und danach vierteilen würden. Andererseits wären die Schreie, wenn das Feuer sich allmählich in Schreinemakers Fleisch fraß, nicht weniger nach seinem Geschmack.
    Er kicherte, schlug dann eine Hand vor den Mund. Niemand durfte ihn hören! War sie nicht faszinierend, diese neue Seite, die er an sich selbst entdeckt hatte? Der Tod – und noch mehr das Spiel damit – hatten es ihm angetan. Sie war dafür verantwortlich. Marysa Markwardt, die feile Metze.
    Er würde das Geschmeiß ein für alle Mal ausrotten. Auch Marysa, wenn sie nicht endlich zur Einsicht kam. Er hatte sich geschworen, sie auf den rechten Weg zurückzuführen. Wenn es ihm nicht gelang, würde er dafür sorgen, dass auch sie ihr Ende im Feuer fand.
    Bald, sprach er sich selbst Mut zu, bald war es so weit. Nur noch ein bisschen Geduld.

26. KAPITEL
    Der gellende Schrei einer Frau riss Marysa am frühen Morgen aus dem Schlaf. Rasch stand Marysa auf und warf sich ihren Hausmantel über. Im gleichen Moment vernahm sie polternde Schritte auf der Treppe; es klopfte an ihrer Tür. «Herrin? Herrin, wacht auf, schnell! Ihr müsst kommen», rief Milo. Seine Stimme klang merkwürdig erstickt. «Schnell, Herrin, es ist etwas Entsetzliches geschehen!»
    Marysa öffnete die Tür, griff gleichzeitig nach einer Haube und wand sie sich notdürftig um den Kopf. «Was ist los, Milo? Wer hat da so geschrien?»
    «Das war Imela.» Milo war kreidebleich, seine Augen weit aufgerissen. «Sie war im Stall, Herrin. Wollte mich zum Essen holen. Aber ich war noch gar nicht dort und …» Er schluckte krampfhaft. «Es ist schrecklich, Herrin.»
    «Milo!» Marysa schüttelte ihren Knecht leicht. «Reiß dich zusammen! Was ist passiert?»
    «Heyn», stammelte Milo, und sie spürte, dass er am ganzen Leib zitterte. «Heyn. Ihr müsst kommen.» Er drehte sich um und rannte die Treppe hinab.
    Marysa folgte ihm eilig. «Was ist mit Heyn?», rief sie ihm nach. An der Hintertür stieß sie beinahe mit Balbina zusammen, die Imela im Arm hielt. Das Mädchen bebte am ganzen Körper und schluchzte hysterisch.
    «So sagt mir doch endlich, was geschehen ist!», verlangte Marysa ungeduldig von ihrer Köchin. Diese sah sie jedoch nur entsetzt an. Entschlossen drängte Marysa sich an ihr vorbei und ging hinüber zum Stall, wo sich der Rest des Gesindes mit blassen Gesichtern und betretenen Mienen versammelt hatte.
    «O Herrin, nicht!», wollte Grimold sie zurückhalten, als sie die Stalltür öffnete. «Wir sollten ihn erst abschneiden.»
    «Abschneiden?» Marysa blickte ihn verständnislos an. Da sie gleichzeitig den Stall betrat, erübrigte sich eine Antwort des Knechts.
    Marysa blieb zwei Schritte hinter dem Eingang stehen und starrte in das verzerrte Gesicht ihres Gesellen Heyn. Alles Blut schien aus ihren Gliedern zu weichen, und Eiseskälte durchfuhr sie. Marysa schlug eine Hand vor den Mund.
    Heyn hing an einem Strick von einem der Deckenbalken herab. Seine Augen waren weit geöffnet und stierten ihr anklagend entgegen. Seine Zunge hing geschwollen und schwärzlich verfärbt aus seinem Mund, die Füße schwebten gerade wenige Handbreit über dem Boden. Neben ihnen lag ein umgestoßener Holzeimer.
    Es kostete Marysa einige Anstrengung, sich von dem grauenhaften Anblick loszureißen. «Heilige Muttergottes, steh uns bei!», murmelte sie und bekreuzigte sich. Auch sie spürte, wie sie zu zittern begann; ihr Magen rebellierte. Langsam drehte sie sich zu Grimold und Jaromir um, die ebenfalls hereingekommen waren. «Holt ihn da herunter», sagte sie. «Bitte holt ihn runter. Ich

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