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Das Silmarillion

Das Silmarillion

Titel: Das Silmarillion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. R. Tolkien , Christopher Tolkien
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dieser Nacht hielt er den Noldor eine Rede, die sie nie vergaßen. Heiß und hart waren seine Worte, voller Zorn und Stolz; und die Noldor, als sie ihm zuhörten, wurden zum Wahnsinn getrieben. Seine Wut und sein Hass trafen am meisten Morgoth, und doch war fast alles, was er sagte, aus Morgoths Lügen selbst erwachsen; aber er war außer sich vor Schmerz um den erschlagenen Vater und vor Zorn über den Raub der Silmaril. Er forderte nun das Königtum über alle Noldor, denn Finwe war tot, und er verhöhnte die Gebote der Valar.
    »Warum, o Volk der Noldor«, rief er, »warum sollten wir weiter den neidischen Valar dienen, die uns auch in ihrem eignen Reich vor ihrem Feinde nicht zu schützen vermögen? Zwar ist er jetzt ihr Feind, doch sind nicht sie und er von einem Geschlecht? Rache ruft mich fort von hier, doch wäre es selbst anders, ich wollte nicht länger in einem Lande wohnen mit der Sippe dessen, der meinen Vater erschlagen und meinen Schatz geraubt. Doch bin ich nicht der einzige Mutige in diesem mutigen Volk. Und habt nicht ihr alle euren König verloren? Und was alles habt ihr nicht außerdem verloren, hier eingepfercht in einem engen Lande zwischen den Bergen und dem Meer?
    Hier war einmal das Licht, das die Valar Mittelerde nicht gönnten, doch nun macht das Dunkel alles gleich. Sollen wirhier auf ewig untätig trauern, ein Volk von Schatten und Nebelgängern, das vergebliche Tränen ins undankbare Meer schüttet? Oder sollen wir in unsere Heimat zurückkehren? Mild flossen die Wasser in Cuiviénen unter dem unbewölkten Sternenhimmel, und weite Lande lagen ringsum, wo ein freies Volk wandern konnte. Sie liegen dort noch immer und warten auf uns, die wir in unserem Wahn sie verlassen haben. Kommt, fort von hier! Mögen die Feiglinge diese Stadt hüten!«
    Lange sprach er, stets den Noldor zuredend, dass sie ihm folgten und sich aus eigner Kraft Freiheit und große Reiche in den Ländern des Ostens errängen, bevor es zu spät sei; denn er redete Melkors Lügen nach, dass die Valar sie betrogen hätten und sie gefangen hielten, damit in Mittelerde die Menschen herrschen könnten. Viele der Eldar hörten hier zum ersten Mal von den Nachkömmlingen. »Glücklich soll der Ausgang sein«, rief er, »doch lang und hart ist der Weg. Sagt der Knechtschaft Lebwohl! Doch sagt auch der Ruhe Lebwohl! Sagt den Schwachen Lebwohl, sagt euren Schätzen Lebwohl! Größere werden wir erringen. Nehmt wenig mit auf den Weg: Doch vergesst nicht eure Schwerter! Denn wir werden weiter gehen als Orome und länger standhalten als Tulkas: Wir werden nie ablassen von der Verfolgung. Hinter Morgoth sind wir her bis zu den Grenzen der Erde. Krieg soll er haben und Hass ohne Ende. Doch wenn wir gesiegt und die Silmaril zurückgewonnen haben, dann sind wir, wir allein, die Herren des unbesudelten Lichtes und Herren allen Glücks und aller Schönheit von Arda. Keine andere Rasse soll uns vertreiben!«
    Dann schwor Feanor einen furchtbaren Eid. Seine sieben Söhne sprangen ihm zur Seite und legten mit ihm denselben Eid ab, und blutrot leuchteten ihre gezogenen Schwerter imSchein der Fackeln. Sie schworen einen Eid, wie keiner ihn brechen darf und keiner ihn schwören sollte, im Namen Ilúvatars selbst, und sie riefen das Ewige Dunkel auf sich herab, wenn sie ihn nicht hielten; und, Manwe zum Zeugen rufend, Varda und den heiligen Berg Taniquetil, gelobten sie, mit Hass und Rache bis ans Ende der Welt zu verfolgen jeden Vala, Dämon, Elben oder ungeborenen Menschen, oder jede Kreatur, ob groß oder klein, gut oder böse, welche die Zeit hervorbringen mochte bis ans Ende der Tage, wer immer einen Silmaril aus ihrem Besitz nehme, behalte oder verwahre.
    So sprachen Maedhros und Maglor und Celegorm, Curufin und Caranthir, Amrod und Amras, Prinzen der Noldor; und vielen wurde bange, als sie die grimmigen Worte hörten. Denn so geschworen, ob gut oder böse, kann ein Eid nicht gebrochen werden, und Eidvollstrecker wie Eidbrecher verfolgt er bis ans Ende der Welt. Fingolfin und Turgon, sein Sohn, sprachen daher gegen Feanor, und böse Worte wurden gewechselt, so dass nicht viel fehlte und die Wut hätte abermals die Schwerter entblößt. Finarfin aber sprach besänftigend, wie es seine Art war; er redete den Noldor zu, innezuhalten und sich zu bedenken, ehe getan werde, was dann nicht mehr ungetan zu machen sei; und Orodreth sprach als Einziger von seinen Söhnen im gleichen Sinne. Finrod hielt es mit Turgon, seinem Freunde; doch Galadriel,

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