"Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!"
Wulf-Ingo Usbeck besser nicht, ob er sich in der Bundesligasaison 1965 / 66 wirklich so gefühlt hat. Der Mann war nämlich Stürmer bei Tasmania 1900 Berlin, und nach dem ersten Spieltag gewannen die durch den DFB quasi zwangsaufgestiegenen Amateure nur noch ein einziges
Spiel, am vorletzten Spieltag gegen Borussia Neunkirchen. Tasmania war mit 8:60 Punkten und 15:108 Toren die schlechteste Mannschaft, die sich in inzwischen 43 Jahren Bundesliga durch die Saison schleppte. Man kann es aber auch so sehen, wie der Alt-Internationale Horst Szymaniak,
der von Tasmania aus Italien verpflichtet wurde: „Wir haben die ganze Liga vor uns hergepeitscht!“
66. Minute
Der letzte Einsatz von Thomas Renner im deutschen Berufsfußball. Am 14. 11. 1992 spielt der Mittelfeldakteur von Unterhaching ab der 66. Minute gegen die Wolfsburger, kassiert eine 4: 1-Niederlage , aber keine Punkte und auch keine Prämie. Danach hört die Öffentlichkeit lange Zeit nichts mehr von Thomas Renner. Einige
Zeit später stand er plötzlich doch wieder in der Zeitung. Allerdings weiter vorne, im Polizeibericht. In der Zwischenzeit
für die Spvgg. Bayreuth im Amateurbereich am Ball, schien Renner Geldprobleme zu haben, denn er ließ sich dabei erwischen,
wie er eine Bank überfiel. Nun. In Bayreuth spotteten sie im Spiel 1 nach Renners Festnahme: Punkte her oder es knallt.
67. Minute
Über eine Stunde war das deutsche Team den Brasilianern im W M-Endspiel von Yokohama 2002 ebenbürtig, ja, es spielte sogar leichte Vorteile heraus. Da lässt der bis dahin bei dieser WM galaktisch
gut agierende Torhüter Oliver Kahn einenleichten Freistoß von Rivaldo fallen und Ronaldo staubt zur Führung der Brasilianer ab. Ohne Kahn hätten die Deutschen das Endspiel nie und nimmer erreicht. In den kollektiven
Erinnerungen der Fußballfans aber wird es immer dieser Fehler aus der 67. Minute sein, der überdauert.
68. Minute
Der 11. Juni 1983 war wohl einer der größten Tage im Leben des Selfmade-Unternehmers und Fußballmanagers Jean „Schäng“ Löring. Sein
„Vereinche“, wie Löring das immer so bossy wie verniedlichend ausdrückte, stand als Zweitligist im DF B-Pokalfinale . Und das auch noch gegen den Ortsrivalen vom FC Köln. Ganz Fußballdeutschland drückte Fortuna Köln an diesem Tag die Daumen,
im Stadtduell gegen den ungleich größeren FC. Doch Säbelbein Pierre Littbarski hatte kein Erbarmen mit Lörings Truppe und besiegelte mit seinem Tor in der 68. Minute die Niederlage der Südstädter. In den letzten Jahren ging es dann für den Kölner Kultclub Fortuna nur noch bergab:
Löring ging pleite und starb 7 0-jährig in Köln, Fortuna Köln verschwand in den Niederungen des Hobbyfußballs. Nur das schmucke Südstadion steht noch.
69. Minute
Wo war eigentlich Günter Netzer , als Deutschland 1974 Weltmeister wurde? Gute Frage. Auf der Tribüne im Münchner Olympiastadion vermutlich. Der blonde Dirigent der E M-Truppe hatte immer dann schlechte Karten bei Bundestrainer Helmut Schön, wenn auch Wolfgang Overath bereitstand – und bei der WM
1974 in Deutschland war Overath topfit. Netzer nicht und so kam der elegante Traumpass-Experte nur auf einen einzigen Einsatz
bei dieser WM. In der 69. Minute wurde er in Hamburg gegen die DDR eingewechselt und sah mit an, wie Jürgen Sparwasser den Westdeutschen in der 80. Minute das 1: 0 einschenkte. Immerhin war Netzer bei dieser historischen Niederlage dabei.
70. Minute
Die letzte Minute in der internationalen Karriere der britischen Fußballlegende Bobby Charlton . Dumm nur, dass Charlton das zu diesem Zeitpunkt gar nicht wusste. Als er 1970 im W M-Viertelfinale gegen Deutschland nach 70 Minuten ausgewechseltwurde, stand seine Truppe nämlich vorne. Englands Coach wollte seinen bis dahin überlegenen Mittelfeldregisseur fürs Halbfinale
schonen. Schöne Idee. Blöd nur, dass Charlton dann vom Spielfeldrand aus zusehen musste, wie die Herren Beckenbauer, Seeler
und Gerd Müller seine Mannschaft aus dem Turnier schossen.
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Die sieben Siegel
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Das dritte Siegel: Wie man die Faszination des Spiels erlebt
„Und wie gefällt’s dir so?“
„Ach ja, schon.“
„Schon was?“
„Interessant. Diese ganzen Leute. Was die für einen Lärm machen. Das ist schon … äh … sehr laut.“
„Ja ja, das macht das neue Stadion. Da ist endlich mal
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