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"Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!"

Titel: "Das sind Gefühle, wo man schwer beschreiben kann!" Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Braun
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Und mit einem 0:6 will ich hier heute nicht aus dem Stadion kommen. Der Mob haut euch
     doch auf die Glocke! Und womit? MIT RECHT! Mit Recht. Also, so geht das nicht weiter.“
    Detmers macht eine kurze Pause. Er atmet wieder regelmäßiger. Seine Kommandos kommen jetzt kürzer, ruhiger.
    „Bernd Eilers, geht das bei dir weiter?“
    Eilers nickt. „Ich versuch’s – 20   Minuten sicher noch.“
    „Gut. Meiser und Dum bleiben draußen. Ich könnte 10 von euch rausnehmen, entschuldigt euch mal beim Langen, dass er mit euch
     Nudelwaschern spielen muss!“ Der Keeper grinst schief, überlegt sich aber im letzten Moment, die Bemerkung besser nicht zu
     kommentieren.
    „Eilers geht von der halbrechten Position auf die rechteSeite, Markowiak spielt jetzt auf Circy, und zwar enger, über den läuft doch jeder zweite Ball, kriegt das denn von euch Blinzen
     niemand mit? Das war besprochen, da gab es klare Zuteilungen. Eilers, versuch das ständige Hinterlaufen auf der Seite zu unterbinden,
     du bist in erster Linie Abfangjäger, nicht zu offensiv rumturnen. Und für Dum jetzt Glowacz in der Spitze. Mende, konzentrier
     dich auf die eingeübten Laufwege, renn nicht immer auf den Ball zu, nicht immer mit dem Rücken zum Tor, du kannst dir den
     Torhüter da drüben auch gern mal anschauen, du bist Stürmer. Abprallen lassen kannst du den Ball beim Volleyball. Überhaupt,
     Volleyball, gutes Stichwort. Wenn ihr körperlos spielen wollt, dann wechselt die Sportart. Tischtennis wär noch was frei.
     Aber das hier ist Fußball, und so ein Spiel wird nicht gewonnen, wenn ihr nicht zur Abwechslung mal einen Zweikampf gewinnt.
     Das gilt für alle, auch für unsere Offensivabteilung. Also, Mende mit Glowacz in der Spitze, aber auch der Rest rückt auf,
     bis zur Mittellinie. Wir pressen im Verbund, Hornig in der Zentrale gibt die Kommandos. 20, 25   Minuten pressen bei Ballbesitz Gegner, bei eigenem Ballbesitz in den ersten Minuten kontrolliertes Spiel, Ballzirkulation,
     damit wir etwas Sicherheit gewinnen und damit ihr seht, dass im Ball kein Frosch drin ist, der vor euch wegläuft. Ballbesitz
     heißt Aktion, Ballverlust heißt Reaktion, ist euch dieser Unterschied klar? Je mehr Aktion, umso eher besteht die Möglichkeit,
     euch Erfolgserlebnisse zu verschaffen. Reaktion heißt auf Deutsch, dass ihr hinterherhechelt wie die dummen Jagdhunde.“
    Dittmar Detmers schaut in die Runde. Er wirkt ruhig und gefasst.
    „So Männer, das Ding ist noch nicht durch. Ihr habt super trainiert die Woche über, das müsst ihr jetzt auch mal abrufen,
     wenn es ernst wird. Ihr habt es doch drauf! Das ist doch keine Übermannschaft, gegen die ihr da spielt. Die spielen mit Schaum
     vor dem Mund und haben euch den Schneid abgekauft, aber spielerisch ist das doch Landkundschaft.Limitiert. Wollt ihr gegen diese Kohlkopf-Armee als Verlierer vom Platz gehen?“ Detmers hält inne, schaut ein paar seiner
     Spieler in die Augen. Keine Reaktion. Sofort brüllt er los, in infernalischer Lautstärke:
    „WOLLT IHR DAS? WOLLT IHR HIER VERLIEREN?“
    „Nein!“, „Auf keinen Fall!“, kommt jetzt vereinzelt zurück, „Wir drehen das noch!“
    „Okay, dann geht jetzt raus und denkt dran: Ihr habt noch 45   Minuten. Überpaced nicht, aber geht da mit Spannung und Wut raus. Holt euch das Spiel zurück! Und wenn ihr nach 90   Minuten vom Spielfeld kommt und hier noch was bewegt habt, dann macht euch keiner einen Vorwurf. Spielt ihr das so luschig
     weiter wie bisher, ohne Mumm und Willen, dann könnt ihr sicher sein, dass ihr nächste Woche keinen Ball zu sehen bekommt.
     Dann werde ich euch so lang machen, dass ihr nach jeder Einheit kotzt wie die Kirmesschläger. Und am Wochenende geht’s dann
     in die Sportschule, ins Vierbett-Zimmer. Luxushotels und Playstation könnt ihr dann vergessen, Jungs, dann werden wir euch
     mal zeigen, wie ehrlicher Fußball trainiert wird.“
    Die Spieler scharren mit den Fußballschuhen auf dem Boden, die Anspannung wächst. „Also Männer, das muss ja nicht sein“, meldet
     sich wieder Detmers, „geht da raus, dreht das Spiel und alles ist gut! Verstanden?“
    Murmeln, Nicken, leichte Bewegung in der Kabine.
    „VERSTANDEN??!!“
    „JA, TRAINER!“, brüllen einige Spieler zurück, einige grölen nur und klopfen sich selbst anfeuernd auf die Beine oder klatschen
     in die Hände, ohne etwas Bestimmtes zu rufen. Kurzzeitig kommt Leben in die Kabine.
    „Dann raus. Spielt Fußball.“
    Die Kabine leert sich

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