Das Skandalbett
und schob den Gedanken weit von sich. Er hatte an diesem Tag wahrhaftig genug schöne Minuten mit dieser süßen kleinen Puppe erlebt und hatte keine Lust, sich so weit auszupumpen, daß am Ende nichts als ein schales und leeres Gefühl übrigblieb. Er hatte sein Vergnügen gehabt, und damit sollte es für heute sein Bewenden haben. Bernt streckte sich und ging rasch durch die Tür, die das Mädchen für ihn aufhielt. Als er draußen im Treppenhaus stand, zögerte er einen Moment und drehte sich dann zu dem fabelhaften kleinen Betthäschen um. Das Mädchen kniff ein Auge zu, leckte aufreizend die Lippen und warf ihm eine Kußhand zu.
»Hör mal, mein Kleiner«, sagte sie. »Du mußt mir wirklich versprechen, daß du mich bald einmal besuchst. Es war sehr schön mit dir, und ich werde immer für dich da sein.«
Bernt antwortete nicht, nickte aber ein zustimmendes Ja, obwohl sowohl er wie das Mädchen wußten, daß es zwischen ihnen mit ziemlicher Sicherheit nicht zu einer zweiten Begegnung kommen würde. Ein junger Zeitungsvolontär und eine professionelle Nutte -das waren zwei verschiedene Welten, die nicht zueinander paßten. Als Bernt sich abwandte, hatte er das Gefühl, einen dicken Kloß im Hals zu haben. Er lief mit raschen Schritten die Treppenstufen hinab, ohne sich noch einmal umzusehen.
Als er wieder unten auf dem Bürgersteig stand, war die nachmittägliche Rush-hour in vollem Gang. Die Menschenmassen schoben sich vorwärts, Autoschlangen stauten sich, und die meisten Menschen machten gehetzte und griesgrämige Gesichter. Bernt reihte sich in den Strom ein und schob sich langsam bis zum nächsten U-Bahnhof weiter. Als er in einem überfüllten Wagen stand, freute er sich darauf, eine ganze Nacht mit männerstärkendem Einzelschlaf vor sich zu haben.
In den nächsten Tagen bekam Bernt von Erik nicht allzuviel zu sehen. Wenn sie sich im Fahrstuhl trafen, begrüßten sie sich kurz, und dann veschwand Erik meistens zu irgendwelchen Reportageaufträgen in die Stadt. Bernt mußte im Haus bleiben und Karlén bei allerlei Papierkram und beim Korrekturlesen helfen.
Mit Marianne, einem der Mädchen aus dem Archiv, hatte er sich angefreundet. Wenn sie sich sahen, geilten sie sich gegenseitig mit kurzen Liebkosungen und einem gelegentlichen scharfen Kuß auf, aber zu einer richtigen, ausgewachsenen Nummer hatten sie beide nie die Zeit. An einem Tag allerdings waren sie recht nahe daran. Er und Marianne waren in den alten Redaktionsraum gegangen, in dem er seinen Rausch ausgeschlafen hatte, und bei der Gelegenheit waren sie mit Umarmungen und Liebkosungen schon ziemlich weit gekommen. Immerhin so weit, daß Marianne es geschafft hatte, Bernt eine Hand in den Hosenlatz zu stecken. Sie hatte seinen bebenden Ständer schon in der Hand gehabt, und Bernts jederzeit eifrige Hand hatte sich schon unter Mariannes Rocksaum verkrochen, um an ihre feuchte Möse zu greifen. Als Bernt aber gerade das Höschen herunterziehen wollte, hatte Karlén nach ihm gerufen, und er war gezwungen gewesen, sofort in den großen Redaktionsraum zu rennen.
Das war nicht nur eine Enttäuschung für seinen erwartungsvollen Lümmel gewesen, sondern auch für ihn selbst. Bernt mußte seinen Ärger herunterschlucken und seine allzu offenkundige Brunst zu verbergen suchen. Während seiner kurzen Zeit bei der Zeitung hatte er immerhin schon gelernt, daß Karlén über mehr Macht verfügte, als man aufgrund des ersten Anscheins glauben konnte. Karlén war durchaus kein liebenswürdiger alter Trottel, der den lieben langen Tag über Korrekturfahnen gebeugt dasaß, sondern der anerkannte Chef des gesamten >fliegenden Personals<, und in dieser Eigenschaft hatte er auch darüber zu bestimmen, ob jemand eingestellt oder entlassen werden sollte. Als Bernt jetzt den großen Redaktionsraum betrat, sah er sofort, daß irgend etwas nicht in Ordnung war. Karlén saß mit verbiestert gerunzelten Augenbrauen an seinem Schreibtisch und trommelte ungeduldig auf die Tischplatte. Als er Bernt entdeckte, knurrte er tief und kehlig: »Aha, mein Kleiner, da bist du ja. Wo zum Teufel hast du denn den ganzen Tag gesteckt? Du sollst gefälligst in der Nähe sein, wenn ich dich brauche.«
Bernt versuchte, zu einer zaghaften Antwort anzusetzen, aber seine Worte wurden sofort mit einer wütenden Geste vom Tisch gewischt.
»Ja, ja, du brauchst mir nichts zu sagen, mir ist schon alles klar. Hör mir jetzt lieber zu. Ich muß unbedingt den Erik zu fassen kriegen, und ich habe
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