Das Skandalbett
brauchten nicht lange, um festzustellen, daß der Schuppen nicht einmal halb voll war.
Die Stimmung der Band fiel rasch auf den Nullpunkt.
Uffe drosch mit einer Beatles-Nummer los. Sie war wohlbekannt, das Publikum sang beide Verse und den Refrain mit, und es spielte keine Rolle, daß sie das Ding routinemäßig und lustlos ablieferten.
Mit Beifall nach Beatles-Nummern konnte man immer rechnen. Er brach erwartungsgemäß los.
Einige Burschen in verwaschenen US-Army-Jacken mit allerlei Abzeichen begannen sich vor dem Podium aufzubauen.
»Man merkt, daß wir auf dem Land sind«, sagte Uffe zu Benny. »Schau dir die zickigen Jacken an. Ich wette, sie verlangen gleich >Farmer John< und >Cadillac<...«
»Aee!« schrie ein langhaariges Mädchen, das sich vorgedrängt hatte und an der abgeschabten Vorderseite der Bühnenkante klebte. »Spielt >Farmer John »Was hab’ ich gesagt?« seufzte Uffe.
Er wandte sich an sie und sagte bedauernd:
»Wir möchten uns möglichst die Nummer ersparen. Und >Cadillac< auch, wenn Sie gestatten.«
Die Popgans zog ein Gesicht und warf wütend ihre Mähne nach hinten. Sie wollte etwas sagen, das merkte man deutlich.
Aber ehe sie darauf kam, was sie entgegnen sollte, hatte die Band bereits die nächste Nummer eingestampft.
Die erste Halbzeit wurde ziemlich lahm. Die Titel lösten einander ab wie die Platten in einer Musikbox. Uffe fand, daß das Ganze so langweilig war, daß er sich nicht einmal die Mühe machte, die neuen Nummern anzusagen.
»Eins, zwei, eins - zwei - drei - vier«, war das einzige, das man hörte, bevor die abgehackte und lärmende Musik zwischen den Wänden des Tanzlokals erdröhnte, dessen Akustik eher für Vorträge über Landwirtschaftsfragen geeignet war.
Inzwischen hatte sich der Schuppen gefüllt. Die Mädchen gruppierten sich in einer Reihe längs der einen Seite, die Burschen längs der anderen.
Dann standen sie unschlüssig da und glotzten einander an.
Weit hinten im Saal gab es einen Verkaufsstand, wo die jungen Männer des Ortes ihren Kaffee mit Branntwein mischten, oder zumindest Coca-Cola mit Wodka.
Nur noch eine halbe Stunde, dann Pause.
Quer durch den Saal kam ein Mann mit festen Schritten. Man merkte, daß er zum Stab der Veranstalter gehörte; er sah lärmgeschädigt aus.
»jetzt kommt wieder mal ein Krach«, sagte Pelle und grinste.
»Könnt ihr nicht ein bißchen leiser spielen? Einige Damen und Herren haben sich beklagt«, spottete Uffe mit krächzender Altmännerstimme in den Lärm des Orchesters hinein.
Der Mann war bei der Bühne angelangt.
»Könnt ihr nicht ein bißchen leiser spielen? Einige...«
Der Rest seiner Worte wurde in einer Lachsalve von den fünf auf dem Podium ertränkt. Der Mann begann irritiert an seinem Schlips zu fingern und nachzusehen, ob sein Hosenschlitz geschlossen war.
Wagten sie wirklich, über ihn zu lachen? Schließlich war er es, der ihnen die Gage zahlen sollte...
»Okay«, flötete Uffe mit süßer Stimme, »wir dämpfen den Lautsprecher ganz nach Belieben, bis man uns gar nicht mehr hört...«
Er räusperte sich ins Mikrophon und kündigte die nächste Nummer an.
»Für alle, die Heirat im Blick und besonders empfindsame Nerven haben, folgt eine langsame Nummer, die alle sicher schon im Radio gehört haben. Peter, unser kleines Genie mit der elektrischen Gitarre zu meiner Linken, singt nun >And I Love Her<.«
Er stellte das Mikrophon ab. Und sagte leise: »Drecksbauern.«
Dann endlich kam die Pause.
Die Jungs verschwanden hinter dem Vorhang, zündeten ihre Zigaretten an und koppelten ab. Ein Aufseher kam zu ihnen und fragte, ob sie Autogramme geben würden. Einige Mädchen hatten danach gefragt.
Aber ja doch. Und wenn es ginge, würden sie gern etwas essen, hier hinter der Bühne. Und sie freuten sich, daß ein so nettes Publikum im Saal sei... Der Mann mit der Schirmmütze versprach, die Sache zu ordnen.
Als er durch die Tür verschwunden war, trabten einige Mädchen herein. Sie hatten alte Papiertüten in den Händen und fragten schüchtern, ob sie nicht Autogramme darauf kriegen könnten.
»Ihr bekommt Karten von uns«, sagten die Jungs und holten bereits unterschriebene Autogrammkarten zu sechs Öre das Stück hervor.
Die Mädchen bekamen ihre Karten, blieben aber noch und warteten die ganze Zeit, während die Jungs ihren Kaffee tranken, mit dem der gefällige Aufseher hereingestolpert war.
»Morgen ist Samstag«, sagte Charlie. »Wo spielen wir da?«
»Wir haben einen Job in
Weitere Kostenlose Bücher