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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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den Wänden hinterlassen hatte.
    Vorsichtig ging Matthiessen noch einige Meter weiter, dann blieb sie stehen und deutete auf eine Stelle schräg vor sich auf der linken Seite. Auf den ersten Blick sah es aus wie eine der Türnischen, aber als Erdmann näher kam, erkannte er die erste Stufe einer Treppe, die nach unten führte. Matthiessen legte einen Finger auf die Lippen, und Erdmann blieb reglos neben ihr stehen. Konzentriert lauschte er in die Dunkelheit, aber es herrschte absolute Stille. Nach einer Weile nickte sie ihm zu und setzte den Fuß auf die erste Stufe.
    Die Treppe war sehr schmal und wurde zu beiden Seiten von unverputzten Wänden begrenzt. Nach etwa zehn Stufen machte sie einen scharfen Knick nach links, und Erdmann überlegte sich, dass es unmöglich gewesen sein musste, über diese Treppe etwas Größeres hinunterzutragen, geschweige denn einen Menschen. Es musste noch einen anderen Zugang geben.
    Der Keller am Fuße der Treppe stellte sich als eine Kopie des Erdgeschosses heraus. Das Bild aus Müll, Bauschutt und Unrat setzte sich nahtlos fort, und auch hier waren zu beiden Seiten Türnischen zu sehen.
    Matthiessen sah sich um, sie schien nicht recht zu wissen, in welche Richtung sie gehen sollte. Die Entscheidung wurde ihr durch Geräusche abgenommen, die von der rechten hinteren Seite herrührten. Matthiessen hob ihre Waffe ein Stück und sah Erdmann an. Er nickte, und sie gingen vorsichtig los.
    Erdmann versuchte, in dem schwachen Lichtschein von Matthiessens Taschenlampe freie Stellen auf dem Boden zu finden, auf die er seine Füße setzen konnte, aber das war so gut wie unmöglich. Jeder ihrer Schritte wurde begleitet von Knirschen und Knacken, und Erdmann war sicher, wenn Jahn sich irgendwo in dem Keller aufhielt, musste er sie schon gehört haben. Er stellte fest, dass einige der Nischen in den Wänden keine Eingänge zu Räumen, sondern Abzweigungen in weitere, kleinere Gänge waren, in die dann wieder Nischen eingelassen waren. Es erschien ihm wie ein Labyrinth, und er konnte sich vorstellen, dass man recht schnell die Orientierung verlor, wenn man ein paarmal irgendwo abgebogen war.
    Nach ein paar Metern blieb Matthiessen stehen und richtete den Schein der Stablampe nach vorne. Ein paar Meter vor ihnen endete der Gang an einer Mauer und zweigte wie an einer T-Kreuzung ab. Sie gingen bis zu der Stelle, und nachdem Matthiessen die Lampe einmal in beide Richtungen gehalten hatte, deutete sie Erdmann an, er solle sich rechts halten, während sie dem linken Gang weiter folgen wollte. Wieder musste er an die Warnungen Stohrmanns denken, doch nur Sekunden später verflüchtigten sich diese Gedanken, denn wenige Meter vor ihm, wahrscheinlich hinter einer der Nischen, polterte und krachte es dumpf, und er riss die Waffe hoch. »Los«, hörte er Matthiessens Stimme hinter sich, dann ihre schnell näher kommenden Schritte. Er setzte sich in Bewegung. Vier Meter, fünf, dann hatte er die Stelle erreicht.
    Anders als die meisten dieser Nischen war diese mit einer Tür versehen. Erdmann streckte ohne Zögern die Hand aus und drückte die Klinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen.
    Matthiessen stand unmittelbar hinter ihm, er hörte ihren schnellen, schnaufenden Atem. Er nickte und drückte dann mit einem heftigen Ruck gegen die Tür. Sie flog auf und gab den Blick frei auf … eine exakte Kopie von Christoph Jahns Kellerraum.
    Erdmann brauchte ein, zwei Sekunden, um das Bild zu verarbeiten, das der Mond, der in der kleinen, sogar noch intakten Scheibe direkt unterhalb der Decke stand, wie ein altersschwacher Theaterscheinwerfer anstrahlte. Matthiessen schien die Situation schneller erfasst zu haben, denn sie schob ihn unsanft zur Seite und drängte an ihm vorbei in den Raum, sah sich kurz um und lief dann auf einen großen, dunklen Block im hinteren Bereich zu. Erdmann hatte sich mittlerweile gefangen und registrierte die weit offenstehende Tür auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes und die leiser werdenden Geräusche sich entfernender Schritte. »Alles klar?«, rief er hastig Matthiessen zu und spurtete los. Ihr »Ja« hörte er noch gerade so, als er die Tür auf der anderen Seite schon erreicht hatte. Der Gang, der sich vor ihm auftat, glich dem, durch den sie gekommen waren. Auf dem Boden lag aber nur vereinzelt Mauerwerk und Abfall herum, dem er gut ausweichen konnte. Anders als der Hinweg verlief dieser Gang direkt an der Außenmauer entlang, und das Licht, das durch die

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