Das Skript
des Datums sollte das herauszufinden sein.«
»Es sollte vor allem schnell herauszufinden sein, Frau Matthiessen. Ich gehe davon aus, Sie werden der Dame sofort einen Besuch abstatten.«
»Wir machen uns gleich auf den Weg. Und danach fahren wir noch mal bei Nina Hartmann vorbei.«
»Anschließend möchte ich einen Bericht haben.« Stohrmann wandte sich ab und verließ den Einsatzraum.
Erdmann zögerte nur kurz, dann sagte er: »Bin gleich wieder da«, und folgte ihm. Nach wenigen Metern hatte er Stohrmann eingeholt. »Kann ich Sie mal kurz sprechen?«
Stohrmann blieb vor dem Fahrstuhl stehen und drückte den Nach-oben-Knopf. »Was gibt’s? Ist Ihnen noch was eingefallen?«
Erdmann sah sich auf dem Flur um, sie waren allein. »Es geht um die Kollegin Matthiessen.«
Stohrmann zuckte kaum merklich zusammen. »Aha, und? Wollen Sie sich über sie beschweren?«
Während Erdmann mit einem erneuten, schnellen Blick den Flur kontrollierte, öffnete sich die Fahrstuhltür, und er ging hinter Stohrmann hinein. »Nein, keine Beschwerde, im Gegenteil. Mir ist aufgefallen, dass Sie Frau Matthiessen etwas … wie soll ich es ausdrücken … schroff behandeln.«
»So, das ist Ihnen also aufgefallen.« Der Fahrstuhl hielt mit einem sanften Ruck, und die Tür öffnete sich. Sie verließen die Kabine und gingen nebeneinander über den Flur in Richtung Stohrmanns Büro. »Herr Erdmann, eigentlich geht es Sie nichts an, wie ich meine Mitarbeiter führe, aber da wir an einem hochsensiblen Fall arbeiten, ist es mir wichtig, dass das Team funktioniert …« Sie hatten sein Büro erreicht, und Stohrmann bedeutete ihm mit einer Geste einzutreten. Erdmann setzte sich auf einen Stuhl vor den Schreibtisch und sah dem BAO -Leiter dabei zu, wie er umständlich Platz nahm und die Hände auf dem Schreibtisch wie zum Gebet verschränkte. »Hat Frau Matthiessen sich Ihnen gegenüber beschwert?«
»Nein, ich habe
sie
konkret angesprochen, weil mir aufgefallen war, dass die Stimmung zwischen ihr und Ihnen nicht die allerbeste ist, und nach langem Hin und Her hat sie mir schließlich von dieser Geschichte mit Ihrem Bruder erzählt.«
»Es wird also hinter meinem Rücken über mich geredet.«
Erdmann zwang sich dazu, ruhig zu bleiben und sich nicht über Stohrmanns Reaktion aufzuregen. »Ich arbeite mit Hauptkommissarin Matthiessen zusammen. Da ist es doch normal, dass ich nachfrage, wenn ich das Gefühl habe, es stimmt was nicht. Und ebenso normal ist es, dass ich mich mit meinem Vorgesetzten darüber unterhalte. Zumindest sollte es das sein.«
Stohrmann nickte grimmig. »Ich kann mir ungefähr vorstellen, was die gute Frau Matthiessen Ihnen erzählt hat. Sie hat ihre Version schon öfter zum Besten gegeben.«
»Würden Sie mir denn Ihre Version erzählen?«
»Ich denke, wir haben zurzeit Wichtigeres zu tun.«
Erdmann wollte sich damit nicht zufriedengeben. »Was ich nicht verstehe: Wenn es persönliche Differenzen zwischen Ihnen gibt – warum haben Sie sie dann als Ihre Stellvertreterin angefordert?«
Stohrmann war sichtlich überrascht. »
Das
hat sie Ihnen erzählt? Dass ich sie angefordert habe?«
»Ja«, sagte Erdmann überrascht.
Stohrmann schüttelte den Kopf. »Na ja, was wundere ich mich überhaupt noch.« Er ließ die Hand geräuschvoll auf die Schreibtischplatte fallen. »Herr Erdmann, ich glaube, wir sollten die Befindlichkeiten von Frau Matthiessen nun mal etwas zurückstellen. Wir müssen eine entführte Frau finden, die jeden Moment getötet werden kann. Falls es nicht schon geschehen ist. Sie können jetzt gehen.«
Erdmann wollte Stohrmann fragen, was er mit dieser Anspielung gemeint hatte, ob es etwa nicht stimmte, was Matthiessen ihm erzählt hatte. Aber nach einem Blick in Stohrmanns versteinerte Miene sah er ein, dass es keinen Zweck hatte. Er stand auf und verließ das Büro. Das Gespräch mit seinem Vorgesetzten hatte nicht gerade zur Klärung der Dinge beigetragen. Im Gegenteil.
V
Zuvor
Sie starrte diese Gestalt an, die ihr das alles antat. Der Name, den sie eigentlich kannte, geisterte als schemenhafter Nebelfetzen durch ihr Bewusstsein und wollte sich von ihrem Verstand nicht fassen lassen. Er wollte sich in ihrem Kopf einfach nicht diesem Monster vor ihr zuordnen lassen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie in das Gesicht, und ihr Gehirn wollte nicht akzeptieren, was direkt vor ihr war. Das konnte, das durfte nicht sein. Ein Teil von ihr wollte glauben, dass nun alles gut würde, jetzt, wo in
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