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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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plötzlich einen beruflichen Erfolg beschert, den er ohne das Verbrechen wahrscheinlich nie gehabt hätte. Jahns Aussagen waren stellenweise sehr widersprüchlich gewesen, was er damit erklärt hatte, dass ihn die ganze Sache psychisch stark belaste und er Schuldgefühle hatte, weil es sein Roman war, der als Anleitung für den Mord gedient hatte. Zunächst hatte er auch keine Angaben darüber machen wollen, wo er zur Tatzeit gewesen war. Als die Kölner Kollegen ihm mit einem Haftbefehl drohten, rückte er dann aber doch damit heraus, dass er die fragliche Nacht mit einer verheirateten Frau verbracht hatte. Er selbst war alleinstehend, aber er hatte sie schützen wollen, wie er erklärte, darum habe er so lange geschwiegen.
    »Jahn hatte letztendlich also doch ein Alibi, nachdem diese Frau bestätigt hat, dass sie in der fraglichen Nacht mit ihm zusammen war. Und das, obwohl sie verheiratet war und diese Aussage für sie recht unangenehm gewesen sein durfte. Damit schied er als Täter aus.«
    »Und wenn sie für ihn gelogen hat? Was würdest du denken, wenn er kein Alibi gehabt hätte?«
    »Dann wäre er für mich definitiv ein Spitzenkandidat.«
    Matthiessen trank ihre Tasse leer und stellte sie dann zusammen mit seiner in die Spülmaschine. »Dann sollten wir für den aktuellen Fall vielleicht einfach mal vergessen, dass diese Frau damals sein Alibi bestätigt hat. Was meinst du?«
    Erdmann stand auf. »Ich meine, wir sollten uns heute noch mal mit ihm unterhalten.«
    »Gut, aber zuerst fahren wir ins Präsidium. Mal sehen, ob es Neuigkeiten gibt. Außerdem sollte die DNA -Analyse von diesem Hautstück mittlerweile vorliegen. Ich zweifle zwar nicht mehr daran, dass es von Heike Kleenkamp stammt, aber wer weiß …«
    In der Stadt herrschte sonntags um diese Zeit wenig Verkehr, so dass sie zügig zum Bruno-Georges-Platz durchkamen. Als sie den Einsatzraum betraten, war es kurz vor neun. Außer ihnen waren bereits zwei Kollegen und eine Kommissarin anwesend. »Ist Stohrmann schon da?«, fragte Erdmann die junge Beamtin, die er nur flüchtig kannte. Sie schüttelte den Kopf. »Nein, außer uns ist noch niemand hier.«
    »Gibt’s was Neues?«, wandte Matthiessen sich an alle. »Ist die Analyse von diesem Hautstück da?«
    Einer der beiden Männer reichte ihr wortlos zwei lose Blätter, die an der oberen Ecke zusammengeklammert waren. Matthiessen brauchte nur ein paar Sekunden, dann nickte sie. »Heike Kleenkamp, wie erwartet. Sonst noch was?« Schweigen, Kopfschütteln. »So ein Mist«, entfuhr es Erdmann, und Matthiessen nickte. »Wir können davon ausgehen, dass Dieter Kleenkamp nun noch mehr Druck machen wird. Er ist Verleger einer großen Zeitung, das heißt, wenn wir nicht schnell etwas vorweisen können, werden die Artikel in der HAT dementsprechend negativ ausfallen.« Und nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: »Und wer will es ihm verübeln.«
    Die Tür wurde geöffnet, und Jens Diederich betrat mit einem Mann den Raum, den Erdmann nicht kannte. Er war untersetzt, hatte einen pechschwarzen Vollbart und trug ein Notebook vor sich her wie ein Serviertablett.
    »Guten Morgen zusammen«, sagte Diederich, nickte Erdmann zu und wandte sich an Matthiessen. »Gut, dass Sie schon da sind. Kennen Sie den Kollegen Hunsinger?«
    »Computerspezialist, nicht wahr?« Matthiessen warf einen Blick auf das Notebook. »Der Computer von Heike Kleenkamp? Haben Sie was gefunden?«
    Hunsinger legte das Notebook auf dem Tisch ab, klappte es auf und drückte den Einschaltknopf. »Unter den gespeicherten Dateien auf dem Rechner konnte ich nichts Außergewöhnliches finden. Behördenbriefe, ein paar Tabellenkalkulationen, viele Dokumente für ihr Studium.« Auf dem Bildschirm rauschten die typischen Systemmeldungen vorbei. »Dann habe ich mir ihre Mailbox angesehen.« Der Computer war fertig hochgefahren, und mit zwei Klicks öffnete Hunsinger unter den Blicken der anderen das Programm, mit dem Heike Kleenkamp ihre E-Mails verwaltete. Auf der linken Seite wurden verschiedene Ordner angezeigt, in denen sie ihre Nachrichten offenbar nach Themen abgespeichert hatte.
    Hunsinger klickte auf einen Ordner namens BAO . »Den habe ich angelegt, damit ich nicht lange suchen muss.« Der Ordner enthielt zwei Mails, Hunsinger klickte die obere an und trat einen Schritt zurück, damit die anderen besser sehen konnten. »Schauen sie sich das mal an.« Erdmann beugte sich noch ein kleines Stückchen weiter nach vorne, dann konnte auch er die Mail

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