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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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lesen.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Rezension
     
    Gesendet am: 16 .  12 .  2010 , 9 : 17  h
     
    Frau Kleenkamp,
     
    fassungslos habe ich heute in der Zeitung Ihres Vaters eine Rezension zu Christoph Jahns Buch »Das Skript« gelesen und muss Ihnen sagen, dass ich sehr, sehr wütend bin. Ich bin ein großer Fan des Schriftstellers und finde, er ist mit Abstand der beste deutschsprachige Krimiautor der Gegenwart. Anders jedoch als wahrscheinlich bei der Rezensentin ist diese Meinung durch meine Ausbildung zur Buchhändlerin fachlich fundiert.
    Wie können Sie nur ein Geschreibsel in Ihrer Zeitung veröffentlichen, das das Werk eines so talentierten Schriftstellers wie Christoph Jahn in solch billiger, effektheischender Weise diffamiert?
    Diese Frau nennt den Roman klischeeüberladen, konstruiert, sprachlich auf unterstem Niveau und so weiter und so weiter. Schämen Sie sich eigentlich gar nicht, so etwas zu veröffentlichen? Wissen Sie, was Sie diesem Mann damit antun?
    Die Verfasserin dieser Rezension ist eine unbedeutende Person, ihr Schandwerk wäre nie an die Öffentlichkeit gelangt, wenn Sie und Ihr Vater es nicht in Ihrer Zeitung abgedruckt hätten. Sie haben diesem Schund erst Bedeutung verliehen und durch die Veröffentlichung in Ihrer Zeitung diesem wundervollen Schriftsteller unrecht getan und großen Schaden zugefügt.
    Ich fordere Sie nachdrücklich auf, sich in der morgigen Ausgabe von diesem unsagbaren Machwerk zu distanzieren.
     
    Miriam Hansen
    »Das ist ja ein Ding«, entfuhr es Erdmann. »Die unscheinbare Frau Hansen, wer hätte das gedacht. Die verteidigt ihren Christoph Jahn ja mit Zähnen und Klauen. Aber warum schreibt sie nicht direkt an Herrn Kleenkamp, den Herausgeber der HAT , oder die Kulturredaktion? Verstehst du das?«
    Matthiessen zuckte nur mit den Schultern. »Nein, keine Ahnung.«
    »Hier, es gibt auch noch eine zweite Mail«, unterbrach Hunsinger sie und rückte nach ein paar Klicks das Notebook wieder so, dass alle den Monitor einsehen konnten. Die zweite Nachricht war im Vergleich zur ersten sehr kurz:
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Betreff: Re: Re: Rezension
     
    Gesendet am: 16 .  12 .  2010 , 13 : 34  h
     
    Frau Kleenkamp,
     
    es ist sehr bedauerlich, dass Sie und Ihr Vater kein Einsehen haben und aus purer Ignoranz das Schaffen eines wundervollen Künstlers zunichtemachen wollen. Die Konsequenz daraus haben Sie selbst zu verantworten.
     
    M. Hansen
    —
    am: 16 .  12 .  2010 , 13 : 03  h schrieb [email protected]:
     
    Liebe Frau Hansen,
     
    es tut mir leid, aber weder mein Vater als Herausgeber der Hamburger Allgemeinen Tageszeitung noch ich können oder möchten Einfluss auf die Meinung einer Rezensentin ausüben. Sie als Buchhändlerin werden sicher wissen, dass eine Buchrezension immer nur subjektiver Gestalt sein kann und nichts anderes als die Meinung des Verfassers oder der Verfasserin widerspiegelt. Ich kann Ihnen lediglich vorschlagen, ebenfalls eine Rezension zu verfassen und an die Kulturredaktion der HAT zu schicken. Vielleicht wird sie von der zuständigen Redakteurin zum Abdruck ausgesucht.
    Ich hoffe auf Ihr Verständnis.
     
    Mit freundlichem Gruß
    Heike Kleenkamp
    »Die Konsequenz haben Sie selbst zu verantworten? Das klingt nach einer Drohung.«
    »Was klingt nach einer Drohung, Herr Erdmann?« Erdmann fuhr herum, und auch Matthiessen zuckte zusammen. Sie hatte offenbar ebenso wenig wie er mitbekommen, dass Stohrmann den Einsatzraum betreten hatte.
    »Guten Morgen«, sagte Erdmann kühl. Er hasste es, wenn jemand sich nicht mal die Mühe machte zu grüßen, wenn er zu einer Gruppe dazustieß. Auch wenn es sich bei diesem Jemand um einen Vorgesetzten handelte.
    »Der Kollege Hunsinger hat auf Heike Kleenkamps Notebook zwei interessante E-Mails gefunden«, übernahm Matthiessen die Erklärung. »Sie stammen von Miriam Hansen, der Buchhändlerin, von der wir die …«
    »Zeigen Sie mal her«, unterbrach Stohrmann sie barsch und drückte sich zwischen ihr und Erdmann hindurch vor das Notebook. Erdmann warf Matthiessen einen vielsagenden Blick zu, doch die schlug die Augen nieder, und er spürte Ärger in sich aufsteigen. Chef hin oder her, dem Mann fehlte ganz offensichtlich jegliche Sozialkompetenz.
    »Na, das sieht doch gut aus. Von welcher Rezension ist da die Rede?«
    »Das wissen wir noch nicht«, sagte Matthiessen kühl, »aber anhand

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