Das Skript
dort rumstehen. Sie wird zumindest heute nichts mehr bekommen, und wenn die jetzt den ganzen Tag dort verbringen, wird Stohrmann wieder gegen dich schießen, so viel ist sicher.«
Matthiessen zögerte einen Moment, dann wählte sie eine Nummer und ließ die Männer abziehen. Anschließend versuchte sie, Nina Hartmann zu erreichen, legte aber nach zwei Versuchen das Telefon zur Seite. »Nina Hartmann ist nicht zu Hause, und an ihrem Handy geht die Mailbox an. Sicher hat sie bei ihrem Freund übernachtet.«
»Hm … Und nun? Zu Jahn? Oder zurück zum Präsidium?«
»Wir fahren noch zu Jahn, aber zuerst möchte ich noch mal mit Nina Hartmann reden. Und mit ihrem Freund. Ich bin gespannt, warum Herr Schäfer uns nichts von seinen schriftstellerischen Ambitionen erzählt hat.«
»Und wer die Frau war, die uns den Tipp gegeben hat«, sagte Erdmann und konzentrierte sich auf den dichten Verkehr.
Es dauerte einige Zeit, bis auf ihr Klingeln hin ein heiseres »Hallo« aus der Sprechanlage des Hauses in Harvestehude kam.
»Polizei«, meldete sich Erdmann, der direkt vor der Sprechanlage stand. »Hauptkommissarin Matthiessen und Oberkommissar Erdmann. Wir waren gestern schon mal hier.« Schnaufen. »Ach, Sie … Hier schläft noch alles. Moment, ich mach Ihnen auf. Kommen Sie hoch.«
Als sie vor der Wohnung ankamen, stand Dirk Schäfer in der Tür. Er trug gestreifte Boxershorts und ein weißes T-Shirt, die langen Haare standen ihm kreuz und quer vom Kopf ab. Seinem verknitterten Gesicht sah man deutlich an, dass es Minuten zuvor noch auf einem Kopfkissen gelegen hatte.
»Guten Morgen«, sagte Matthiessen, während sie auf ihn zugingen. »Tut mir leid, wenn wir Sie geweckt haben, aber wir müssen noch mal mit Ihrer Freundin reden.«
»Und mit Ihnen«, fügte Erdmann hinzu.
»Kommen Sie rein.« Schäfer machte einen Schritt zur Seite. »Gehen Sie schon mal ins Wohnzimmer, ich zieh mir kurz was an. Da … ehm … da herrscht noch ein ziemliches Durcheinander, aber so früh am Morgen nach ner Fete ist halt noch nicht aufgeräumt.«
Schon beim Betreten der Wohnung war ihnen der Geruch von kaltem Zigarettenrauch entgegengeschlagen. Erdmann hasste das. Als sie das Wohnzimmer betraten, wurde es unerträglich, so dass er sich mit kleinen Schritten einen Weg durch Flaschen, Kissen, Chipstüten, überquellende Aschenbecher und allerlei Kleidungsstücke bahnte und die große Flügeltür öffnete, die auf einen großzügigen Balkon führte. Er blieb einen Moment in der geöffneten Tür stehen und atmete tief durch, ehe er sich wieder umdrehte und sich in dem Chaos umsah. »Mein Gott, muss das eine Party gewesen sein.«
Auch Matthiessens Blick wanderte über das heillose Durcheinander. »Ich frage mich hier und da schon, ob es in meiner Jugend gewisse Dinge einfach nicht gegeben hat oder ob ich das unbewusst verdränge. Aber ehrlich gesagt, glaube ich eher an das Verdrängen.«
Erdmann ging im Zickzack auf den Esstisch zu, wo er tatsächlich noch einen Stuhl fand, auf dem nichts abgelegt war. Der Tisch war komplett zugestellt mit verschiedenen Gläsern, einige davon mit abgestandenen und trübe aussehenden Getränkeresten darin. Direkt neben sich auf dem Tisch entdeckte Erdmann ein halbvolles Whiskyglas, in dem drei Kippen schwammen. »Mann, ist das ekelhaft, mir kommt gleich der Kaffee von heute morgen hoch.«
»Wie schon gesagt, so früh nach einer Fete … Meine Putzhilfe kommt erst gegen elf.«
Erdmann sah Dirk Schäfer an, der, nun in Jeans statt Boxershorts und mit Flipflops an den Füßen, den Raum betrat.
Seine Putzhilfe
, dachte er.
Ein Student mit einer Putzfrau, die nach der wilden Party hinter ihm herräumt.
Schäfer machte einen Stuhl frei, indem er einen Pullover und einen Strumpf einfach auf die Couch zu den anderen Dingen warf, die da schon herumlagen, und wandte sich an Matthiessen, die noch immer stand. »Bitte, setzen Sie sich doch.«
»Haben Sie Ihrer Freundin Bescheid gesagt, dass wir da sind?«
»Ja, hat er«, kam vom Flur her die Stimme von Nina Hartmann. »Kleinen Moment noch, ich bin gleich da.«
»Wie lange haben Sie denn gefeiert?«, fragte Erdmann in die entstandene Stille hinein.
Schäfer sah sich in dem Raum um, der normalerweise ein Wohnzimmer war. »Puh, ich weiß nicht genau, ich glaube, ich war um fünf im Bett oder so. Nina hat jedenfalls schon lange geschlafen, sie ist schon recht früh verschwunden. Deshalb ist sie auch schon etwas länger auf.« Erdmann fragte sich, wie man
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