Das Skript
Geschäft geschlossen?«
»Nein, ich habe zwei Aushilfen, Studentinnen, die stundenweise kommen und mir helfen. Eine der beiden, Jessika, war am Freitagnachmittag im Geschäft.«
Erdmann ließ sich auch die Namen und Adressen der beiden Aushilfen geben. »Haben Sie einen Freund, Frau Hansen?«
»Nein, ich … nein. Ich bin Single.«
»Seit wann?« Als sie nicht gleich antwortete, schaltete Matthiessen sich ein. »Das ist doch völlig okay, ich bin auch alleine, und ich fühle mich sehr wohl dabei.«
Erdmann sah kurz zu seiner Kollegin und dachte daran, dass sie der jungen Frau damit schon mehr anvertraut hatte als ihm.
»Also … na ja, schon ziemlich lange. Ich bin vielleicht zu anspruchsvoll, aber … Ich warte auf den Richtigen.« Eine Weile sagte niemand etwas, während Erdmann noch ein paar Worte schrieb.
»Frau Hansen, der Fall, mit dem wir uns im Moment beschäftigen, die Entführung von Heike Kleenkampp, ist etwas …«, Matthiessen suchte offenbar nach den richtigen Worten. »Es geht dabei nicht nur um Entführung, sondern auch um Mord.« Erdmann beobachtete Miriam Hansen genau. Sie wirkte mit einem Mal wie versteinert, ihr Kinn sank langsam nach unten, und ihr Mund öffnete sich ein Stück weit. »Mord?«, flüsterte sie. »Frau Kleenkamp ist ermordet worden? O mein …«
»Nein, nicht Frau Kleenkamp, von ihr haben wir noch keine Spur. Eine andere junge Frau ist getötet worden, aber wir sind sicher, dass dieser Mord direkt mit der Entführung zusammenhängt.«
Miriam Hansens Blick wanderte verständnislos von Matthiessen zu Erdmann und wieder zurück. »Aber … Ich verstehe das nicht.«
»Frau Hansen«, übernahm Erdmann wieder. »Sie haben uns gestern erzählt, dass vor vier Jahren jemand in Köln einen Mord aus Christoph Jahns Buch
Der Nachtmaler
nachgestellt hat.«
»Ja, aber …«
»So wie es aussieht, tut jemand im Moment das Gleiche mit
Das Skript
.«
»Was? Aber das … Was ist denn passiert? Moment …
Das Skript
sagten Sie?« Erdmann nickte. »O mein Gott. Ausgerechnet
Das Skript
. Da werden doch viele … Sind noch mehr Frauen entführt worden? Ich meine, ist es wirklich wie in dem Buch? Sind etwa auch solche … Gott … solche
Päckchen
bei Zeitungen angekommen?«
»Ja, es ist bereits ein Päckchen aufgetaucht. Aber nicht bei einer Zeitung, sondern bei einer Studentin, einer gewissen Nina Hartmann. Sagt Ihnen der Name was?«
»Nein, nichts.«
»Sicher? Nina Hartmann?«
Sie schüttelte den Kopf. »Der arme Christoph. Weiß er es schon? Oder soll ich ihn anrufen?« Wieder fragte Erdmann sich, ob die Buchhändlerin ihnen etwas vorspielte oder ob sie tatsächlich so naiv war, wie sie ihm in dieser Situation erschien. »Natürlich weiß er es schon, Frau Hansen. Es geht schließlich um einen Mordfall aus einem Buch, das er geschrieben hat. Wir waren gestern schon bei ihm. Wann haben Sie Herrn Jahn zum letzten Mal gesehen?«
»Das war vor genau zwei Wochen, am Sonntag. Er hatte mich eingeladen. Wir haben zusammen Kaffee getrunken und über sein neues Buch gesprochen. Er gab mir ein paar Stellen zu lesen und fragte, was ich davon halte. Ich bin die Einzige, die er nach ihrer Meinung fragt. Na ja, außer Frau Jäger am Ende.«
»Frau Jäger?«, fragte Matthiessen.
»Ja, Helga Jäger, Christophs Haushälterin.«
»Er bespricht mit seiner Haushälterin sein Manuskript?«, wunderte sich Erdmann. »Das erscheint mir recht … ungewöhnlich. Ich dachte immer, so ein Manuskript ist ein Heiligtum, das niemand sehen darf, bis es fertig ist. Das hab ich wahrscheinlich in einem Film gesehen. Hm, bei Ihnen als Buchhändlerin kann ich es ja verstehen, aber seine Haushälterin?«
»Na ja, bisher hat sie wohl noch nichts gelesen, er hat ja gerade erst wieder angefangen mit dem Schreiben. Aber was glauben Sie denn, wer die Bücher von Christoph Jahn anschließend liest? Das sind überwiegend Frauen, viele davon über vierzig. Helga Jäger gehört zur Zielgruppe, darum ist ihre Meinung für Christoph interessant. Er bespricht sein Manuskript natürlich nicht mit ihr, dazu fehlt ihr der Sachverstand. Nein, das nicht, aber er sagte, er wolle es ihr zu lesen geben, wenn es fertig ist, und testen, wie es bei ihr ankommt.«
»Ah. Aber Sie durften jetzt schon mal reinlesen. Und?«
Sie sah Erdmann verstört an. »Was meinen Sie?«
»Na, was halten Sie von seinem neuen Roman. Ist er gut? Oder besser: Wird er gut?«
Erdmann hatte fest damit gerechnet, dass die Frau nun ein Loblied auf
Weitere Kostenlose Bücher