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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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sie regelmäßig zum Sport oder etwas in der Art?«, fragte Matthiessen, bevor Erdmann noch weiter auf Dirk Schäfers Antwort eingehen konnte.
    Schäfer dachte eine Weile nach. »Hm … Ab und zu geht sie schwimmen, aber nicht oft, und auch nicht regelmäßig. Und sonst … Ach ja, und einmal in der Woche geht sie zu einem Spanischkurs in der VHS , den hat sie angefangen, kurz nachdem wir uns kennengelernt haben. Aber sonst – nein, sonst nichts.«
    Sie vereinbarten, in ständigem telefonischem Kontakt zu bleiben. Schäfer wollte sich mit Christian Zender treffen und mit ihm zusammen alle Cafés und sonstigen öffentlichen Plätze abklappern, an denen Nina Hartmann sich aufhalten konnte.
    Matthiessen hatte ihr Telefon schon wieder in der Hand, als sie das Haus verließen. »Ich werde jetzt mal rausfinden, wo Jahns Lektor wohnt. Ich möchte hören, was der über seinen Autor zu sagen hat. Wer weiß, vielleicht hilft uns das ja weiter. Kümmerst du dich um die Eltern?«
    »Okay.«
    Sie hatten das Auto erreicht. Erdmann nestelte seinen Notizblock aus der Tasche und wählte eine der Nummern des Einsatzraumes im Präsidium. Es meldete sich eine Kollegin. Er gab ihr die wenigen Daten durch, die sie von Ninas Eltern hatten, und bat sie, sich mit dem Trierer Präsidium in Verbindung zu setzen. Die würden über die Datenbank des Einwohnermeldeamtes herausfinden, wo die Familie Hartmann wohnte, und dann sofort Kollegen vor Ort zu ihnen schicken, um in Erfahrung zu bringen, ob die junge Frau sich seit dem Morgen gemeldet hatte. Ninas Eltern würden ängstlich fragen, was um Himmels willen denn los sei, warum die Polizei sich nach ihrer Tochter erkundigte, und dann würden diese Beamten ihnen mitteilen müssen, dass sie nach ihrer Tochter suchten, weil man befürchtete, dass sie von einem Irren entführt worden war.
    Erdmann beneidete die Kollegen nicht. Er kannte beide Seiten, wusste, wie es war, wenn man vor Angehörigen stand und ihnen solche Nachrichten überbringen musste. Und auch, wie man sich fühlte, wenn die Polizisten bei einem selbst klingelten. Er wusste es nur zu gut.
    Er ist gerade 15  Jahre alt, als die beiden Polizisten bei ihm zu Hause vor der Tür stehen. Sie sind Kollegen seines Vaters und fragen nach seiner Mutter. Der Ausdruck in ihren Gesichtern sagt ihm trotz seiner Jugend, dass etwas passiert ist. Seine Mutter sieht es wohl auch sofort, denn sie schickt ihn ins Haus. Er bleibt hinter der Tür zum Wohnzimmer stehen und lauscht. Es war ein dummer Unfall, auf dem Weg zu einem Einsatzort. Sein Vater ist gefahren, Martinshorn und Blaulicht waren eingeschaltet. Dann die Kreuzung. Ein Lkw-Fahrer hat sie nicht bemerkt, wahrscheinlich hat er die Musik zu laut gehabt. Er war mit hoher Geschwindigkeit in die Fahrerseite des Streifenwagens geknallt. Sein Vater war sofort tot.
    Er wusste, wie man sich fühlt, wenn zwei Polizisten mit betretenen Gesichtern vor der Haustür stehen. Und er wusste noch mehr. 14  Jahre später hatte er zum ersten Mal zusammen mit einem Kollegen an einer Haustür geklingelt.
    »Werner Lorth wohnt in Eidelstedt, Pinneberger Chaussee«, riss ihn Matthiessen aus seinen Erinnerungen. »Ist alles in Ordnung?«
    »Ähm, ja, alles okay. Ich musste nur gerade an was denken, das schon eine Weile her ist. Eidelstedt? Das ist ja nicht weit von hier. Entschuldige, ich hab das jetzt gar nicht mitbekommen – hast du ihn schon angerufen?«
    »Ja, er weiß, dass wir kommen.«
    »Dann mal los.«
    »Sagst du es mir?«, fragte Matthiessen nach einer Weile, in der sie stumm nebeneinandergesessen hatten.
    »Was?«
    »An was du gerade denken musstest.«
    Er sah kurz zu ihr hinüber, dann begann er zu erzählen.

19
    Es gab Menschen, die fand Stephan Erdmann auf Anhieb sympathisch, ohne dass er hätte sagen können, warum das so war. Er sah jemanden, wechselte die ersten Worte mit ihm oder ihr und hatte entweder gleich das Gefühl, es passte, oder aber zumindest eine Ahnung, dass die Chemie stimmen könnte.
    Werner Lorth gehörte nicht zu diesen Menschen. Mehr noch, wenn es zwei Lager gab, gehörte der Lektor ans äußerste Ende der anderen Seite.
    Lorths Wohnung lag im Erdgeschoss eines dreistöckigen, ziemlich heruntergekommenen Altbaus. Erdmann wunderte sich, dass die Tür zu seiner Wohnung auch von außen eine Klinke hatte. Als der Mann mit den strähnigen dunklen Haaren ihnen mit einem deutlich aufgesetzten und daher auch vollkommen missglückten Lächeln gegenüberstand, als Erdmann das längliche

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