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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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Gelegenheit dort einen Verantwortlichen fragen, ob das alles so stimmt, wie der Kerl uns das gesagt hat.«
    »Ja, machen wir. Wartest du im Einsatzraum auf mich? Ich rufe Stohrmann lieber von meinem Büro aus an.«
    Erdmann nickte, und am Ende des Flurs trennten sie sich.
    Die meisten Beamten der BAO hatte Erdmann am Fundort der Leiche gesehen, und er hatte damit gerechnet, im Einsatzraum nur auf Diederich und ein oder zwei weitere Kollegen zu treffen. So war er überrascht, einige Kollegen dort vorzufinden, die er zwar flüchtig kannte, die aber nicht zur BAO Heike gehörten. Er sprach Jens Diederich darauf an, der an einem Computer auf der linken Seite des Raumes saß. »Es sind noch sechs Kollegen vom LKA 4 dazugekommen. Zwei davon sind Psychologen, die wollen versuchen herauszufinden, was im Kopf dieses Irren vor sich geht.« Er deutete auf einen großen, schlanken Mann, der mit einer Ausgabe von
Das Skript
am Besprechungstisch in der Mitte stand und darin herumblätterte. »Das ist einer von ihnen.«
    Erdmann betrachtete den Mann nur kurz. »Noch immer nichts von Nina Hartmann?«
    »Keine Ahnung. Nach dem Aufruf in der HAT haben wir heute Morgen schon etliche Anrufe bekommen, die meisten müssen noch ausgewertet werden.«
    »Habt ihr eine Ausgabe hier?«
    »Wir hatten eine, aber die hat glaube ich Stohrmann mitgenommen. Was war bei euch? Wie schlimm war es?«
    »Abartig. Wie bei der anderen, der Rücken zerfetzt, die Haut vom Körper geschnitten. Sei froh, dass du dir das nicht ansehen musstest. Man fragt sich wirklich, ob es irgendeine Schweinerei gibt, zu der der Mensch nicht fähig ist.«
    Mit einem Mal war es ihm zu laut in dem Raum. Die verschiedenen Stimmen überlagerten sich gegenseitig, und der daraus entstehende Wortbrei drängte sich ihm aggressiv auf. Erdmann hatte das dringende Bedürfnis, dieser Geräuschkulisse zu entfliehen. »Tu mir den Gefallen, wenn Matthiessen gleich hier reinkommt, sag ihr, ich sei unten vor der Tür. Ich brauch ein bisschen frische Luft.«
    Diederich sah zu der Reihe hoher Fenster hinüber, an denen teilweise die Jalousien halb heruntergezogen waren. »Es regnet.«
    »Ich weiß.«
    »Okay, ich sag ihr Bescheid.«
    Es war kühl, unter dem gläsernen Vordach des Eingangsbereiches zerrte ein unangenehmer Wind an Kleidung und Haaren und fegte Erdmann kleine Tröpfchen ins Gesicht. Und doch war er froh, aus dem Gebäude heraus zu sein. Die Hände tief in den weichen Taschen seiner Lederjacke vergraben, stand er einfach nur da und atmete tief ein und aus. Das Bild der toten Frau tauchte wieder vor ihm auf, und er schüttelte den Kopf, als könne er die grausame Szene damit vertreiben.
    »Geht es Ihnen nicht gut?« Erdmann war überrascht, plötzlich Dirk Schäfer vor sich zu sehen. Er hatte nicht bemerkt, dass der junge Mann auf ihn zugekommen war. »Doch, doch, alles okay. Ich bin ein bisschen müde, das ist alles. Sie kommen Ihren Freund abholen?« Schäfers Gesicht verhärtete sich. »Meinen Freund, sagen Sie? Zuallererst möchte ich mal wissen, woher er einen Schlüssel zu Ninas Wohnung hat. Und wozu er ihn hat. Gibt es schon irgendwas Neues wegen Nina?«
    »Nein, tut mir leid, bisher noch nicht.«
    »Denken Sie … Glauben Sie, der Kerl wird ihr etwas antun?«
    »Langsam, Herr Schäfer. Noch wissen wir ja nicht einmal, ob sie überhaupt entführt worden ist.«
    »Ach, und wo bitte soll sie sein? Sie wollte gestern Vormittag nach Hause fahren und auf Sie warten. Seitdem ist sie spurlos verschwunden.«
    »Die Erfahrung hat gezeigt, dass gerade Menschen in ihrem Alter öfter mal einfach verschwinden, weil sie –«
    »Ja. Aber nicht Nina. Wo muss ich hin?«
    Erdmann deutete hinter sich. »Melden Sie sich beim Pförtner, ein Kollege kommt Sie dann abholen und bringt Sie zu Ihrem … zu Herrn Zender.«
    Dirk Schäfer verschwand im Gebäude. Erdmann sah einer Frau zu, die mit einem kleinen Jungen an der Hand vom Parkplatz aus auf den Eingang zukam. Sie hatte strähnige, schwarz gefärbte Haare, am Ansatz waren einige Zentimeter in Dunkelblond nachgewachsen. Der Kleine mochte vielleicht drei Jahre alt sein und hatte offenbar eine andere Vorstellung von dem, was er als Nächstes tun wollte, als seine Mutter. Er zog und zerrte an ihrer Hand, unterstrich seinen Unwillen durch lautstarkes Gejammer und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, doch die Frau zog ihn mit grimmigem Gesicht weiter. Erdmann dachte an die erste und einzige Diskussion, die er mit Julia zum Thema Nachwuchs

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