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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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wir haben noch ein paar Fragen an Sie.« Matthiessens Stimme klang sachlich. »Können Sie uns sagen, was Sie gestern Abend gemacht haben?«
Sie fragt nicht direkt nach dem kurzen Besuch bei Jahn
, dachte Erdmann. Sie wollte wissen, was die Buchhändlerin ihnen aus freien Stücken sagte.
    Hansen war sichtlich verunsichert. »Gestern Abend? Also nichts, eigentlich. Ich … ich war zu Hause. Ist etwa wieder etwas passiert?«
    »Sie waren den ganzen Abend zu Hause und haben Ihre Wohnung auch nicht kurz verlassen?«
    »Oh, doch, stimmt. Ich war kurz weg. Das war nach Ihrem Anruf. Ich wollte einfach nicht glauben, dass Christoph … na ja, Sie wissen ja. Ich bin jedenfalls zu ihm gefahren und wollte ihn selbst fragen, aber er war nicht zu Hause.«
    »Wissen Sie denn, wo er war?«, hakte Matthiessen nach, während Erdmanns Blick auf einen kleinen Stapel Bücher fiel, der neben der Theke auf dem Boden stand. Es mochten etwa zwölf oder vierzehn Taschenbücher sein, und soweit er es sehen konnte, handelte es sich dabei ausschließlich um Werke von Christoph Jahn.
    »Ich habe Frau Jäger gefragt, und die sagte, er sei spazieren, so, wie er das fast jeden Abend tut.«
    Erdmann deutete auf die Bücher. »Sind diese Bücher alle von Herrn Jahn? Haben Sie die neu bekommen?«
    »Nein, das sind die, die vorher in den Regalen gestanden haben. Ich habe sie rausgenommen, weil ich sie remittieren werde.«
    »Was tun Sie damit?«
    »Ich schicke sie an den Verlag zurück.«
    Sie sagte es so leise, dass er sie fast nicht verstanden hatte.
    »Warum? Ich dachte, Sie mögen seine Bücher?«
    »Ja, ich mag die Bücher, aber ich verkaufe keine Lügen. Ich habe heute Morgen schon sehr früh mit Christoph telefoniert und ihm erzählt, was Sie mir gesagt haben. Er hat zugegeben, dass einige Stellen von seinem Lektor verändert wurden.
Einige Stellen.
« Ihre Augen glänzten feucht, und Erdmann sann darüber nach, wie groß die Enttäuschung für sie sein mochte. »Ich habe ihm so oft gesagt, wie gut ich seine Bücher finde, wie sehr ich ihn für seine Arbeit bewundere. Er hat sich das angehört, er hat gewusst, dass ich ihn für etwas bewundere, das gar nicht von ihm stammt, und mit keinem Wort erwähnt, dass er vieles davon gar nicht geschrieben hat. Ich bin sehr enttäuscht.«
    »Aber deswegen gleich alle seine Bücher zurückzuschicken, finde ich eine drastische Maßnahme.« Matthiessen sah Erdmann an, als erwarte sie, dass er ihre Worte bestätigte.
    Miriam Hansen schob einen Block zur Seite, der auf der Theke lag, um ihn gleich darauf wieder an seinen ursprünglichen Platz zurückzulegen. »Ich habe ihn bewundert, ich habe seine Bücher bei jeder Gelegenheit gelobt und wurde richtig böse, wenn jemand etwas Negatives darüber sagte. Und er? Er hat mich zum Dank angelogen. Na ja, wenigstens verstehe ich jetzt, warum mir sein neues Manuskript nicht gefällt. Es ist wahrscheinlich das Erste, was ich von ihm lese, das auch tatsächlich komplett von ihm ist. Und es ist wirklich nicht gut.«
    »Wie hat Herr Jahn darauf reagiert, als Sie ihm sagten, woher Sie wissen, dass Teile seiner Romane nicht von ihm stammen?«
    »Oh, er war total wütend auf seinen Lektor, glaube ich. Er sagte, erst würde dieser – Entschuldigung –, dieser Scheißkerl seine Manuskripte verstümmeln und sich dann auch noch damit brüsten, Teile seiner Romane geschrieben zu haben. Aber ich habe ihm gesagt, dass mir so etwas tausendmal lieber ist, als angelogen zu werden.«
    »Womit wir –« Er wurde vom schrillen Läuten des Telefons unterbrochen, das direkt neben der Kasse stand.
    »Einen Moment bitte.« Miriam Hansen hob ab, entschuldigte sich nach wenigen Sekunden auch am Telefon und hielt den Apparat mit der Hand zu. »Eine wichtige Stammkundin.« Sie flüsterte fast. »Sie braucht immer sehr intensive Beratung, und ich möchte sie nicht verärgern. Es wird sicher zehn Minuten dauern. Möchten Sie so lange warten?«
    Matthiessen winkte ab. »Nein, wir melden uns später noch mal.«
    Als sie das Geschäft verließen, hatte es aufgehört zu regnen. Die Wolken wurden vom Wind schnell vorangetrieben, und hier und da lugte sogar schon ein kleines Stück blauer Himmel aus dem grauen Brei hervor. Erdmann wich einer kleinen Pfütze aus.
    »Jetzt zu Jahn oder erst zum Verlag? Mich interessiert ja brennend, ob Lorths Vorgesetzter überhaupt weiß, was sein Lektor da treibt.« Erdmann sah zu seiner Kollegin.
    »Dann lass uns das am besten gleich rausfinden«, erwiderte

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