Das Skript
an Erdmann, der sich Notizen von ihrer Unterredung machte. »Gehst du mit Herrn Lorth schon mal nach draußen? Ich komme gleich nach.« Er nickte und sah den Lektor auffordernd an, dem das Grinsen offenbar im Gesicht festgewachsen war. »O Geheimnis, Geheimnis.« Umständlich drückte er seinen hageren Körper hoch und ging nach einem letzten, schwer zu deutenden Blick zu Lüdtke zur Tür. Erdmann folgte ihm.
Im Vorzimmer lächelte ihnen Frau Peters entgegen und sah ihnen dabei zu, wie sie sich auf den kubisch geformten schwarzen Ledersesseln niederließen. Als beide Ihre Frage, ob sie einen Kaffee wollten, verneinten, widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Tastatur und dem Monitor auf ihrem Schreibtisch.
»Mann, jetzt würde ich gerne eine rauchen. Was, denken Sie, tut Ihre Kollegin da drin?«
Erdmann hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, welche Fragen Matthiessen dem Programmchef gerade stellte. »Offensichtlich etwas, das Sie nichts angeht. Warum sonst hätten Sie den Raum verlassen sollen?«
»Hm … Sehr interessant. Eine Variante, die mir beim Schreiben noch gar nicht eingefallen ist. Zwei Zeugen zusammen befragen und sie dann mitten im Gespräch trennen. Auf diese Art machen sich natürlich beide Gedanken, warum sie getrennt wurden, und kommen zu dem Schluss, dass Fragen gestellt werden, die sie beide betreffen. Also wird keiner der beiden es wagen, zu lügen.« Lorths selbstzufriedenes Grinsen wurde wieder breiter. »Und mein lieber Chef wird nach seiner letzten Aktion mit Sicherheit nicht mehr das Risiko eingehen, Märchen zu erzählen, weil er davon ausgehen kann, dass ich auf jeden Fall die Wahrheit sagen werde.«
Erdmann war genervt von Lorths Redeschwall. Er zog sein Telefon hervor und rief im Präsidium an, um sich nach dem aktuellen Ermittlungsstand zu erkundigen.
Von Nina Hartmann gab es noch immer nichts Neues, außer dass die Kollegen in ihrer Wohnung den Zeitungsausschnitt mit ihrer Rezension zu
Das Skript
gefunden hatten. Ihre Eltern waren verständlicherweise in großer Sorge und riefen im halbstündigen Abstand auf dem Präsidium an. Auch bezüglich der Identität der beiden Opfer war man noch keinen Schritt weiter. Weder die Tote, die am Samstag gefunden worden war, noch die Leiche von diesem Morgen waren bisher identifiziert worden.
Als die Tür zu Lüdtkes Büro sich öffnete, beendete Erdmann das Gespräch.
Matthiessens Stimmung schien sich nicht gerade gebessert zu haben, wie Erdmann an ihrer Miene zu erkennen glaubte. Sie zeigte ihm einen zusammengefalteten Zettel, auf dem wohl ihre Notizen zu den letzten Minuten standen, und sagte an Lorth gewandt: »Sie kommen bitte mit, wir bringen Sie nach Hause.«
Der Lektor machte jedoch keine Anstalten, sich zu erheben. »Tut mir leid, aber ich arbeite hier und kann nicht einfach so wieder verschwinden.«
»Das schien Sie heute Morgen nicht besonders interessiert zu haben, als wir Sie komatös betrunken auf Ihrem Wohnzimmerboden gefunden haben,« sagte Erdmann trocken. »Also?«
Plötzlich unsicher, sah Lorth zu Lüdtkes Assistentin, die seinem Blick auswich und peinlich berührt auf ihren Schreibtisch starrte. Lüdtke machte eine Handbewegung, als wolle er eine Fliege verscheuchen. »Geh mit, du hast den Rest des Tages frei. Wir sehen uns dann morgen früh.«
Lorth sah Lüdtke lange an, bis er sich endlich widerwillig von seinem Platz erhob und sich dem Ausgang zuwandte. Kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal zu seinem Chef um. »Ich hoffe für dich, dass du die Wahrheit gesagt hast.«
Als sie im Auto saßen, drehte Matthiessen sich sofort zu Lorth um. »So, und jetzt möchte ich von Ihnen wissen, was Sie ab Mittwochnachmittag getan haben. Und zwar ohne Auslassungen.«
»Was? Ach, jetzt verstehe ich. Sie verdächtigen Lüdtke und mich, mit dieser Sache was zu tun zu haben. Das ist ja interessant. Das heißt also, jetzt greift das, dass ich nichts sagen muss, was mich belasten könnte, oder?«
Nun drehte sich auch Erdmann zu Lorth um, beide sahen ihn stumm an, und offensichtlich konnte er an ihren Gesichtern ablesen, dass es besser war, zu kooperieren, denn er hob die Hände. »Ist ja schon gut, ich denke ja schon nach.«
Lorth konnte sich an alle Tage und Abende mehr oder weniger deutlich erinnern. Tagsüber war er an den Wochentagen im Verlag gewesen, was sich mit der Aussage Lüdtkes deckte, wie Matthiessen bestätigte. Die Abende behauptete er meist alleine verbracht zu haben. Zeugen gab es dafür keine,
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