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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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das … Monster. Ja, das Monster. Die andere aber war wieder eine Frau, wieder mit zugeklebtem Mund.
    Nein
, dachte sie,
nein, nicht. Nicht noch einmal
. Sie wusste, sie würde den Verstand verlieren, wenn sie das noch einmal mit ansehen musste.

28
    Stohrmann saß mit Helga Jäger in einem Zimmer, das speziell für den Besuch von Zivilpersonen und Zeugen gedacht war. Die Einrichtung des Raumes war spartanisch. Ein Schreibtisch an der Wand gegenüber dem Eingang, direkt unter dem Fenster, mit einem Flachbildschirm, Tastatur und Maus darauf, ein Aktenschrank, der immer verschlossen war, wenn Erdmann ihn sah, und von dessen Inhalt er keine Vorstellung hatte; ein weiterer, hüfthoher Schrank mit einem Laserdrucker darauf, ein Tisch mit glatter, weißer Oberfläche und vier einfachen Stühlen daran, ein Papierkorb. Zweckmäßig.
    Helga Jäger saß Stohrmann gegenüber am Tisch, den Oberkörper kerzengerade aufgerichtet. Ihre Handtasche hatte sie auf den Oberschenkeln abgestellt, die nach oben stehenden Griffe umschloss sie mit beiden Händen, als habe sie Angst, jemand wolle ihr die Tasche wegnehmen.
    Sie saß seitlich zur Tür und fuhr erschrocken zusammen, als Erdmann die Tür öffnete und vor Matthiessen den Raum betrat.
    »Da sind Sie ja«, wurden sie von Stohrmann begrüßt. »Setzen Sie sich.« Sie nickten Helga Jäger zu und ließen sich auf den beiden freien Stühlen nieder. Stohrmann deutete mit der Hand zu Jahns Haushälterin. »Frau Jäger ist hergekommen, weil sie sich Sorgen um ihren Arbeitgeber macht. Aber am besten erzählen Sie es Hauptkommissarin Matthiessen und Oberkommissar Erdmann selbst noch einmal.«
    »Na ja, also … Ich habe es eben schon gesagt – vielleicht bin ich ja hysterisch, und vielleicht denken Sie, ich bin ein bisschen verrückt, weil das für Sie alles ganz normal ist, aber heute Morgen hat mir Herr Jahn ein bisschen Angst gemacht.«
    »Sie hatten Angst vor ihm?« Erdmann machte sich eine Noitz. »Was ist passiert?«
    »Ach, ich bin ganz durcheinander. Heute Morgen in aller Frühe hat Miriam Hansen angerufen, die Buchhändlerin. Ich war dabei, das Frühstück für Herrn Jahn zu richten, er mag morgens am liebsten Rühreier mit Kräutern und Speck, wissen Sie, und da habe ich natürlich nicht viel von dem Telefongespräch mitbekommen. Ich habe nur gehört, dass Herr Jahn am Ende des Gespräches sehr kurz angebunden war. Als er dann aber aufgelegt hatte, wurde er plötzlich ganz furchtbar laut. Ich weiß ja nicht, was diese Frau zu ihm gesagt hat, aber es hat ihn fürchterlich aufgeregt. Ich habe ihn nicht wiedererkannt. Er hat herumgetobt und geschrien, dass er es nun leid wäre, dass wohl jeder denke, er könne mit ihm umspringen, wie er es wolle, und dass jetzt auch schon Frau Hansen denkt, sie könne ihm Vorhaltungen machen, nur weil der Herr Lorth irgendwelche Dinge erzählt hat. Und die Frau Hansen könne ihm doch gestohlen bleiben, wenn sie alles glaube, was dieser Kerl ihr erzählt. Ich habe nicht alles verstanden, was er gesagt hat, aber er war furchtbar wütend, so wütend, dass ich ein bisschen Angst vor ihm hatte. So habe ich ihn in all den Jahren noch nicht erlebt.«
    Stohrmann sah zuerst Erdmann, dann Matthiessen an. In seinem Blick lag die stumme Aufforderung, etwas dazu zu sagen.
    »Wovor genau hatten Sie denn Angst, Frau Jäger?«, hakte Matthiessen nach. »Dachten Sie, er tut Ihnen etwas an?«
    »Ja, nein, also … ich weiß es ja selbst nicht. Nein, ich glaube nicht, dass er mir etwas antun würde.« Sie spielte mit den Griffen ihrer Tasche und fügte leise hinzu: »Aber ich hätte auch nie gedacht, dass er so furchtbar böse werden kann. Diese ganze Sache nimmt ihn sehr mit.«
    »Soll das heißen, Herr Jahn ist noch nie laut geworden in der ganzen Zeit, in der Sie für ihn arbeiten?«, schaltete Stohrmann sich wieder ein. »Es gab nie eine Situation, in der er sich vielleicht über jemanden geärgert hat in Ihrer Gegenwart?«
    Die Haushälterin dachte eine Weile nach, wobei sich viele dünne Falten auf ihrer Stirn zeigten, bevor sie den Kopf schüttelte. »Nein, ganz bestimmt nicht. Ganz im Gegenteil. Herr Jahn ist ein sehr ausgeglichener Mensch, wissen Sie. Es gab natürlich hier und da schon Situationen, da hätte er bestimmt wütend werden können, aber er blieb immer ruhig. Bis heute Morgen. Ich verstehe es einfach nicht.«
    »Abgesehen von diesem Vorfall heute Morgen – haben Sie das Gefühl, dass Herr Jahn sich irgendwie verändert hat?«, setzte Erdmann

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