Das Skript
nach. »Ist Ihnen vielleicht sonst noch was an ihm aufgefallen, das … hm, wie soll ich sagen, … außergewöhnlich ist?«
Frau Jäger hielt erneut einen Moment inne. »Na ja, wie ich eben schon sagte, diese furchtbare Sache nimmt ihn sehr mit, das merkt man deutlich. Er ist im Moment sehr nervös, und ich glaube, er schläft schlecht. Er sieht morgens gar nicht gut aus. Aber das kommt sicher auch daher, dass er im Moment so viel unterwegs ist. Ich sehe ihn ja kaum noch.«
»Was heißt das, er ist viel unterwegs?«
»Na ja, er ist normalerweise sehr viel zu Hause, gerade jetzt, wo er doch wieder an einem neuen Buch schreibt, wissen Sie. Aber im Moment ist er mindestens zweimal am Tag für ein paar Stunden weg. Und wenn er zurückkommt, sieht er sehr müde aus. Er zieht sich dann immer gleich in sein Arbeitszimmer zurück.«
»Hm … Sie sagten, das sei im Moment so. Können Sie uns das etwas genauer sagen? Seit wann beobachten Sie diese Veränderung?«
Helga Jäger löste eine Hand von den Griffen ihrer Tasche und winkte ab. »Ach, das geht jetzt schon seit ein paar Tagen so.«
»Seit ein paar Tagen?«, fragte Matthiessen. »Wann ist Ihnen das denn zum ersten Mal aufgefallen? Können Sie sich an den Tag erinnern?«
Ein nachdenklicher Blick, dann: »Vor vier, fünf Tagen, denke ich.«
»Vor vier oder fünf Tagen.« Matthiessen sah zu Erdmann hinüber, dem völlig klar war, worauf seine Partnerin hinauswollte. »Das wäre also ungefähr am Donnerstag gewesen. Dann kann es ja mit dem Verbrechen eigentlich nichts zu tun haben, denn davon weiß Herr Jahn erst seit Samstag durch uns.«
Helga Jägers Augen weiteten sich, und es schien, als denke sie fieberhaft nach. »Ja, Sie haben recht, das stimmt. Aber … ach, ich bin ganz durcheinander, Sie müssen entschuldigen. Wahrscheinlich ist er auch erst seit Samstag so. Bestimmt sogar. Tut mir leid, ich … ach.« Sie schien verzweifelt, und Erdmann hatte das sichere Gefühl, dass sie gerade gelogen hatte.
Nachdem sie verstummt war, wandte Stohrmann sich an Erdmann. »Sie sollten sich vielleicht noch einmal mit Herrn Jahn unterhalten.«
»Ja, das werden wir auch tun«, antwortete er.
»Oh … nein, bitte … würden Sie ihm bitte nicht erzählen, dass ich hier war und mit Ihnen geredet habe?« Frau Jäger sah bemitleidenswert aus und wirkte sehr nervös. »Herr Jahn wäre sicher sehr enttäuscht von mir. Zu Recht. Ich sitze hier und erzähle Ihnen irgendwelche Mutmaßungen und mache dabei noch falsche Datumsangaben … Ich könnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, wenn er das wüsste. Dann müsste ich meine Stellung aufgeben.«
»Ich denke, wir werden in unserem Gespräch mit Herrn Jahn Ihren Besuch hier nicht zwangsläufig erwähnen müssen«, beruhigte Matthiessen sie.
»Aber Sie können sich erst später mit ihm unterhalten, er macht jetzt wahrscheinlich seinen Mittagsschlaf. Deswegen konnte ich doch überhaupt nur zu Ihnen kommen, ohne dass er mir Fragen stellt.«
»Aha, und wie lange dauert dieser Mittagsschlaf üblicherweise?«
»Ach, er legt sich meist gegen zwölf hin und schläft dann so etwa eineinhalb Stunden.«
Matthiessen sah auf ihre Armbanduhr. »Dann schläft er ja noch nicht lange. Ich denke, heute wird seine Mittagsruhe ein wenig verkürzt.« Sie sah zu Stohrmann und Erdmann. »Noch Fragen?« Beide verneinten.
»Wie sind Sie hierhergekommen, Frau Jäger?«
»Mit meinem Auto. Es steht auf dem Parkplatz, warum?«
»Dann fahren Sie jetzt am besten zurück. Vielen Dank, dass Sie hier waren und mit uns gesprochen haben.« Matthiessen schob ihren Stuhl zurück. »Kommen Sie, ich begleite Sie nach unten.«
»Na, Herr Erdmann, was halten Sie von ihr?«, fragte Stohrmann, als die beiden den Raum verlassen hatten. Erdmann zuckte mit den Schultern. »Mein Gott, sie ist Jahns Haushälterin und hat sich wohl verpflichtet gefühlt –«
»Blödsinn. Ich meine von Ihrer Kollegin Andrea Matthiessen.«
Erdmann war im ersten Moment so überrascht, dass ihm die Worte fehlten. Es dauerte eine Weile, bis er sich wieder gefangen hatte. »Ich gestehe, dass ich mich ein wenig über Ihre Frage wundere, jetzt, zu diesem Zeitpunkt. Aber gut: Ich halte sie für eine sehr gute Polizistin, die ihre ganze Energie dafür einsetzt, diese widerlichen Verbrechen zu beenden. Es würde
ihr
nie einfallen, sich in dieser Situation von irgendwelchen privaten Plänkeleien ablenken zu lassen, weil sie viel zu sehr Profi ist. Und dafür hat sie meinen vollen
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