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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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die IP -Adresse und den Provider konnten wir zwar den Absender bisher noch nicht genau lokalisieren, aber von den möglichen Kandidaten ist nur einer bei diesem Provider, und das ist Jahn. Haken Sie mal nach und bringen Sie es aus ihm heraus, ob er’s war.«
    Im Flur klopfte Erdmann seiner Kollegin auf die Schulter. Er sagte nichts, aber das war auch nicht nötig.
    Matthiessen sprach unterwegs mit einem Kollegen aus dem Observierungsteam, der erklärte, der junge Mann sei etwa eine halbe Stunde zuvor angekommen, allein. Er habe geklingelt und sich kurz mit Jahn an der Haustür unterhalten. Dann habe der Autor ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen. Auf erneutes Klingeln und Klopfen sei die Tür noch einmal kurz geöffnet und wieder zugeschlagen worden. Danach habe Zender sich vor dem Haus auf den Boden gesetzt und sei alle paar Minuten aufgestanden, um Sturm zu läuten und gegen die Tür zu hämmern, bis der Streifenwagen angekommen war und die beiden Kollegen ihn von Jahns Grundstück geführt hatten.
    Sie fanden Christian Zender auf dem Mäuerchen eines Nachbargrundstücks sitzen, die uniformierten Beamten standen links und rechts von ihm und unterhielten sich. Er machte sich nicht die Mühe aufzustehen, als Matthiessen und Erdmann auf ihn zugingen, und er sah sie auch nicht an. Die Hände unter die Oberschenkel geschoben, saß er leicht vornübergebeugt da und schien sich gerade brennend für seine blauen Converse zu interessieren, die er von allen Seiten betrachtete. Selbst als sie vor ihm stehen blieben, zeigte er keine Reaktion. Matthiessen fragte, ob er Schwierigkeiten gemacht hätte, was ihre Kollegen verneinten. Sie bat die beiden, an ihrem Streifenwagen zu warten, und wandte sich direkt an Zender. »Was tun Sie hier?«
    Er unterbrach seine Schuhbegutachtung und sah sie an. »Das, was die Polizei offensichtlich nicht für nötig hält, Frau Hauptkommissarin. Ich möchte demjenigen ein paar Fragen über Ninis Verschwinden stellen, der wohl am meisten darüber weiß. Dem, der sich diese ganze scheußliche Sache ausgedacht hat.«
    »Sie haben sich gegen den Willen des Besitzers auf privatem Grund aufgehalten, Herr Zender«, sagte Erdmann. »Das ist Hausfriedensbruch.«
    »Ach, und dass man Nini entführt hat und vielleicht umbringen wird? Was ist das? Ist das nicht vielleicht wichtiger als
mein Haus, dein Haus

    »Sie machen sich heimlich Schlüssel nach, Sie halten sich unberechtigt auf fremden Grundstücken auf – Glauben Sie eigentlich, Sie können ungestraft tun und lassen, was Sie wollen?«
    Mit einem schiefen Grinsen hob Zender mahnend den Zeigefinger und sagte mit bedeutungsschwerer Stimme: »Discite moniti!« Erdmann warf Matthiessen einen Blick zu, doch die zuckte mit den Schultern, was auch Zender registriert haben musste. »
Lernt, ihr Ermahnten
, Herr Oberkommissar. Ich wollte Ihnen damit auf ironische Weise sagen, dass Sie sich Ihre Belehrungen schenken können. Wie Sie wissen, bin ich angehender Jurist.«
    Matthiessen hob die Hand und hinderte Erdmann so daran, Zender über den Mund zu fahren. Mit bemerkenswert ruhiger Stimme sagte sie: »Wir können verstehen, dass Sie sich große Sorgen um Ihre Freundin machen, aber an gewisse Dinge müssen Sie sich trotzdem halten. Erzählen Sie doch bitte mal, was genau Sie von Herrn Jahn eigentlich wollten.«
    Das schien zu wirken. Der bis zu diesem Moment verbissen wirkende Gesichtsausdruck des jungen Mannes entspannte sich deutlich. »Ich wollte nur von ihm wissen, was man seiner Meinung nach mit Nini gemacht hat, und vor allem, ob er eine Vorstellung davon hat, wo man sie hingebracht haben könnte. Er muss doch zumindest eine Idee haben, er hat das Buch schließlich geschrieben.«
Glaubst du
, dachte Erdmann. »Aber der Kerl dachte gar nicht daran, mir zu helfen. Er hat mir die Tür vor der Nase zugeschlagen. Mistkerl.«
    »Was hätten Sie denn getan, wenn er mit Ihnen geredet und Ihnen tatsächlich irgendwelche Tipps gegeben hätte?«
    »Dann wäre ich damit natürlich zu Ihnen gekommen, wie es meine Pflicht ist.«
    Matthiessen legte den Kopf ein wenig schief. »Sicher?«
    »Natürlich, ganz sicher. Was sollte ich selbst denn schon ausrichten?«
    »Das ist gut, denn wir wollten uns sowieso gerade mit Herrn Jahn unterhalten. Natürlich werden wir ihm diese Fragen auch wieder stellen. Sie können das also getrost uns überlassen und weiter bei Freunden und Bekannten nach Frau Hartmann suchen.«
    »Was macht eigentlich Herr Schäfer?«, wollte Erdmann

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