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Das Skript

Das Skript

Titel: Das Skript Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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machen, das ist mir wichtig.«
    »Wie wichtig ist Ihnen Ihr geistiges Eigentum, Herr Jahn?«, fragte Matthiessen weiter.
    »Was meinen Sie? Ich verstehe die Frage nicht.«
    »Meine Kollegin möchte wissen, wie sehr Sie Ihren Lektor Werner Lorth dafür hassen, dass er Ihre Manuskripte nicht lektoriert, sondern größtenteils neu geschrieben hat.«
    Jahn wurde kreidebleich. »Was soll das denn bedeuten? Wie kommen Sie darauf, dass ich ihn hasse? Ich mag ihn nicht sonderlich, das stimmt, aber –«
    »Herr Lorth hat uns gegenüber zugegeben, dass Sie von Ihrem Verlag dazu genötigt wurden, eine Klausel zu unterschreiben, die es Ihrem Lektor gestattet, aus Ihren Manuskripten sozusagen neue Romane zu machen, die dann aber trotzdem unter Ihrem Namen erscheinen.«
    Jahn blickte Matthiessen ungläubig an. »Das hat er Ihnen gesagt?«
    »Ja, das hat er gesagt, und der Programmchef, Herr Lüdtke, hat es bestätigt.«
    »Lüdtke? Ausgerechnet? Das ist ja interessant. Die ließen mich eine Klausel unterschreiben, dass ich eine Strafe in einer Höhe zahlen muss, die mich ruiniert hätte, wenn ich auch nur ein Sterbenswörtchen darüber verloren hätte. Und jetzt erzählen sie selbst alles.«
    »Dann stimmt es also? Werner Lorth hat Ihre Romane umgeschrieben?«
    Jahn nickte, die Nervosität hatte zumindest für den Moment einer grimmigen Wut Platz gemacht. »Ja, er hat sie umgeschrieben. Dieser Stümper hat aus meinen akribisch recherchierten Handlungen und Personen billige Schundromane gemacht. Das ist der wahre Grund, warum sie sich nicht gut verkaufen. Und jetzt, wo sie merken, dass sie es versaut haben, greifen sie zu …« Er verstummte.
    »Zu was?«, hakte Erdmann sofort nach. Sein Puls hatte sich beschleunigt. Als Jahn nicht sofort antwortete, setzte er nach, lauter und bestimmter: »Antworten Sie. Was wollten Sie sagen? Wozu greifen sie, Herr Jahn?«
    »Ach, ich …«
    »Na los, nun sagen Sie schon. Sofort. Was wissen Sie? Es geht hier um den Mord an mehreren Menschen, verdammt. Reden Sie.«
    »Ich weiß gar nichts, aber ich denke, dass die das vielleicht getan haben«, presste er schnell heraus und sackte gleich darauf in sich zusammen.
    »Was bringt Sie zu dieser Annahme?« Matthiessen ließ ihm keine Zeit, und Erdmann wusste, warum. Sein Entschluss, zu sagen was er wusste oder dachte, konnte sich mit jeder weiteren Sekunde, die verstrich, wieder ändern.
    »Weil sie am meisten davon profitieren, wenn die Bücher gut laufen, und weil sie den größten Schaden haben, wenn sie sich nicht verkaufen. Sie haben mir ein hohes Garantiehonorar bezahlt.«
    »Aber Sie selbst verdienen auch gut damit, wenn Ihre Bücher gekauft werden, oder etwa nicht?«
    »Ja, aber lange nicht so viel wie der Verlag.«
    »Aber
Sie
haben die Zeitungen informiert, weil Sie wussten, wenn die Story veröffentlicht wird, sind Ihre Bücher innerhalb weniger Stunden ausverkauft.«
    »Die Zeitungen hätten es doch sowieso erfahren. Und den armen Frauen nutzt es auch nichts, wenn mein Buch nicht verkauft wird. Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht, dass ich Geld brauche. Denken Sie, das hätte ich Ihnen freiwillig gesagt, wenn ich etwas mit der Sache zu tun hätte? Ich habe Ihnen mein Motiv sozusagen frei Haus geliefert.« Er sah wieder auf seine Uhr. »Ich … bitte entschuldigen Sie, aber ich muss jetzt gleich los. Wenn ich zu spät komme, kann ich nicht weiterschreiben. Vielleicht können wir uns später noch mal unterhalten?«
    Erdmann sah zu Matthiessen hinüber, sie musste das entscheiden. Er hätte Jahn in diesem Moment definitiv nicht gehen lassen. »Hm … Also gut. Eines noch: Wie verlief das Telefonat zwischen Ihnen und Frau Hansen heute Morgen?«
    »Ach, ja klar, sie hat Ihnen davon erzählt. Sie ist enttäuscht von mir, weil die Bücher nicht komplett von mir geschrieben sind. Sie fühlt sich von mir betrogen. Aber ich denke, sie wird sich wieder beruhigen. Ich habe ihr erklärt, dass Lorth mich dazu gezwungen hat, seine Änderungen zu akzeptieren.«
    »Und danach? Wie haben Sie sich nach dem Telefonat gefühlt?«
    »Wie meinen Sie das? Ich habe mich über Lorth geärgert, sonst nichts.«
    »Wie hat sich dieser Ärger ausgewirkt?«
    »Wie meistens bei mir. Ich habe mich in mein Arbeitszimmer zurückgezogen und so lange an meinem Manuskript gearbeitet, bis es mir wieder besserging. Ich schreibe in solchen Situationen Szenen, in denen einer der Protagonisten wütend ist, die werden dann sehr authentisch. Aber jetzt muss ich wirklich los,

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