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Das Sonnentau-Kind

Das Sonnentau-Kind

Titel: Das Sonnentau-Kind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Luepkes
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keine Hinweise. Beide lebten damals seit einem Jahr in einem Heim in Cluj-Napoca, welches von Prim ặvarặ pädagogisch unterstützt wurde. Es ist eine wunderbare Hilfseinrichtung, diese Frauen und Männer tun so viel Gutes für Rumänien. Ob nun in Arad oder sonst wo, ich kenne zwar keinen – wie nannten Sie ihn gleich – Roland Peters, aber wenn er bei Prim ặvarặ arbeitet, muss er ein guter Mann sein. Seit der Adoption haben meine Frau und ich uns weiterhin für diese Sache engagiert. Jährliche Hilfstransporte, Sie hörten sicher schon davon. Wir verdanken der Organisation so vieles, da schien es Annegret und mir selbstverständlich, auch von Deutschland aus unser Bestes zu geben, damit die zurückbleibenden Kinder ein wenig Freude im Leben haben.»
    Inzwischen hatten sie das Polizeirevier erreicht, Sanders fuhr auf den Parkplatz, stellte den Motor ab und blieb sitzen. Auch Wencke machte keine Anstalten, aufzustehen. Und der Moorkönig sprach fast monoton in einem fort.
    «Einmal im Jahr fährt mein Lastwagen in diese Region, voll gestopft mit Hilfsgütern, die wir hier gesammelt haben. Kleidung, Nahrungsmittel, Spielsachen …»
    «Medikamente?», unterbrach ihn Wencke.
    «Ja, auch das. Und Pflaster und Verbandszeug, es fehlt dort einfach an allem. Und trotzdem wissen wir, diese Hilfe ist nur ein Tropfen auf heißem Stein …»
    «Auch Antibiotika?»
    «Nein, das ist ja nicht so einfach. Ohne Rezept. Obwohl: Gebrauchen könnten sie es dort. Viele Kinder leiden durch die Mangelernährung und diesen schrecklichen Schnüffelklebstoff an allen möglichen Infekten …»
    Wencke ließ ihn wieder nicht ausreden, gerade noch lungerte sie stumm auf dem Beifahrersitz herum, nun schien sie mit einem Mal hellwach zu sein: «Wussten Sie, dass sich Aurel Pasat hier in Deutschland mit falschem Rezept mehrfach Medikamente besorgt hat?»
    Helliger stockte. «Wie? Ähm, nein. Warum sollte er …?»
    «Das hätte ich gern von Ihnen erfahren. Wir sind durch Zufall darauf gestoßen, und Ihre Frau wusste zumindest seit gestern Vormittag ebenfalls davon. Hat sie Ihnen nichts erzählt?»
    «Ich … nein.» Man roch von der Rückbank, dass Helliger schwitzte.
    Es war offensichtlich: Wencke hatte den Moorkönig kalt erwischt. Ob er sich darüber aufregte, dass ihm diese Tatsache bislang unbekannt gewesen war, oder ob er vielleicht doch mehr wusste, als er zugab, war zumindest für Axel Sanders nicht ersichtlich. Doch er ahnte, dass Wencke sich rein intuitiv bereits eine Meinung gebildet haben mochte. Sobald sie allein waren, würde sie ihn davon in Kenntnis setzen. Vielleicht würde er dann auf sie hören. Ausnahmsweise.
     

Vernehmungszimmer Stühle, Tisch und der Geruch von kalt gewordenem Kaffee
    Greven saß neben dem seltsamen Mädchen und schien sich zu freuen, Wencke zu sehen. «Ich denke, sie versteht wirklich keine Silbe», sagte er und warf einen mitleidigen Blick auf Teresa. «Aber sie hat eine ganze Flasche Wasser und mein belegtes Brötchen verputzt. In null Komma nix.»
    «Danke vorerst, Greven», sagte Sanders, der hinter Wencke in den Raum getreten war. «Haben Sie schon diese Verabredung der Annegret Helliger ausfindig machen können?»
    «Bislang noch nicht. Wir versuchen, den Hausmeister, diesen Holländer zu erwischen. Er hat einen Großteil der Arbeit erledigt, vielleicht weiß er auch, wer heute noch zum Helfen eingeteilt war.»
    «Gut, bleiben Sie dran. Und danach …»
    «Schon klar, Chef, die ABM wartet, Penny-Fundament, wie immer …»
    Sanders fiel ihm ins Wort. «Nein, der alte Fall muss warten. Die Sache Aurel Pasat hat jetzt oberste Priorität.»
    Greven schaute mit einem Blick, dem Erstaunen und etwas Bewunderung innewohnte, zu Wencke hinüber. Dann klopfte er dem stillen Mädchen freundschaftlich auf die Schulter, nuschelte etwas Beruhigendes, obwohl er wusste, es verstand kein Wort davon, und ging hinaus.
    Sanders schaute Wencke an. «Ich habe Helliger noch nicht mit reingenommen, weil ich erst von dir wissen will, was in deinem Kopf vorgeht.»
    Sie standen sich gegenüber, das Mädchen auf dem Stuhl nahm genauso wenig Notiz von ihnen wie sie von ihm.
    Wencke spürte ein Stechen in der Brust, so ein Mist, warum mochte sie diesen Kerl nur so gern? Immerhin hatte er ihr den Anfang nach der Babypause so dermaßen schwergemacht, hatte ihre Kompetenz infrage gestellt, sie übergangen, sie bloßgestellt. Und trotzdem mochte sie ihn und konnte ihm nicht in die Augen blicken ohne dieses Herzgefühl.
    Sie

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