Das spanische Erbe
Schnell lief sie ins Haus, holte ihren Bikini aus dem Schrank und zog den Designerhosenanzug aus. Verdammt! Sie war wirklich leichte Beute gewesen. Was mochten diese Sachen wohl gekostet haben? Die Seidenbluse, die elegante Unterwäsche …, und dann war da noch Margaritas “Geschenk”! Das alles hatte bestimmt ein Vermögen verschlungen! Sie stöhnte leise. So, wie es aussah, würde sie ein Leben lang ihre Schulden bei der Crianza-Perez-Familie abtragen müssen!
Als sie den Strand betrat, ging die Sonne gerade in einem Feuerball unter. Es war eine leichte Brise aufgekommen, die See war aufgeschäumt, und die Wellen brachen sich an den Felsen. Annalisa tauchte ins Wasser ein und begann zu schwimmen. Sie bewegte sich schnell und geschmeidig und achtete nicht darauf, dass sie sich immer weiter vom Ufer entfernte. Erst als es langsam immer dunkler wurde, hielt sie inne und drehte um. Doch es war zu spät, sie war schon zu weit draußen und die Strömung unerbittlich. Annalisa trat Wasser und dachte verzweifelt nach.
Inzwischen war die Sonne hinter dem Horizont verschwunden. Nur Ramons schlanke weiße Yacht war in der Finsternis noch sichtbar. Annalisa beschloss, dorthin zu schwimmen. Sie mobilisierte ihre verbliebenen Kräfte und kraulte los. Das Schiff war ihre letzte Rettung! Hoffentlich schaffte sie es!
Doch sie ermüdete schnell, und mit jedem Armzug schienen die Wellen höher und unbesiegbarer zu werden. Als sie dann schließlich aufgab und langsam unterging, sah sie nicht ihr Leben in Kurzfassung ablaufen, sondern hatte nur das attraktive sonnengebräunte Gesicht des Mannes vor Augen, um den sich ihre Gedanken jetzt schon so lange drehten. Sie versuchte einige Male, an die Oberfläche zu kommen, doch es war sinnlos. Die Strömung zog sie erbarmungslos nach unten.
Plötzlich spürte sie, wie jemand sie umfasste und hochzog. Keuchend und hustend atmete sie die frische Luft ein und zuckte zusammen, als ihr Retter laut auf Spanisch fluchte.
“Ramon!”, rief sie überglücklich und wollte sich zu ihm umdrehen.
“Hör auf damit! Du bringst uns noch beide um!” Er hielt sie umklammert und schwamm mit geschmeidigen Bewegungen zum Ufer zurück.
So wütend habe ich ihn noch nie gesehen, dachte sie, nachdem sie den Strand erreicht hatten und er sie kurzerhand auf den Sand legte. Drohend wie ein Racheengel stand er über ihr und funkelte sie finster an. “Was, zum Teufel, hast du da draußen zu suchen gehabt?”
“Ich …” Sie hustete wieder und fühlte sich hilflos und schwach wie noch nie zuvor.
“Ich warte, Annalisa”, sagte er kalt, und Annalisa betrachtete ihn. Er trug eine schwarze Hose und ein farblich genau dazu passendes Seidenhemd, aber keine Schuhe. Diese hatte er wahrscheinlich abgestreift, bevor er von der Yacht ins Wasser gesprungen war. Seine Sachen klebten an ihm wie eine zweite Haut und waren vom Seewasser völlig ruiniert. Das aber machte ihr noch die wenigsten Sorgen. “Es tut mir leid”, flüsterte sie schließlich. “Ich kenne mich eben nicht so gut aus mit …”
“Womit?”, fragte er aufgebracht. “Mit dem Ertrinken?” Er kniete sich neben sie, packte ihre Schultern und schüttelte Annalisa. Dann umschloss er ihr Gesicht und sah ihr in die Augen. “Ich verbiete dir, in der Dunkelheit schwimmen zu gehen,
comprende?”
“Ist ja schon gut.” Er war ihr viel zu nahe. Sie wollte ihn wegstoßen, doch dann entspannte sie sich. Immerhin hatte er ihr das Leben gerettet!
“Das Meer kann heimtückisch sein, Annalisa. Ich hoffe, du hast das jetzt eingesehen.”
Sie nickte gehorsam. Er hatte ja recht. So eine Dummheit würde sie nie wieder begehen.
Als Ramon merkte, dass ihre Reue nicht gespielt war, stand er auf und zog sein Hemd aus. Obwohl Annalisa erschöpft war, konnte sie dennoch nicht den Blick von seinem muskulösen Oberkörper abwenden. Aber als er den Gürtel öffnete und seine nasse Hose auszog, drehte sie den Kopf zur Seite.
“Fertig. Du kannst wieder hinsehen.”
Sie hätte eigentlich vorher wissen müssen, dass man ihm nicht vertrauen konnte! Mit einer Badehose bekleidet hatte sie ihn ja bereits gesehen, aber mit einem schwarzen engen Slip noch nicht. Schnell schloss sie die Augen, doch das half auch nicht viel.
“Dein kleines Abenteuer scheint dir die Sprache verschlagen zu haben”, sagte er spöttisch. “Du kommst jetzt mit auf meine Yacht, denn du brauchst eine heiße Dusche. Ich habe gleich hinter den Felsen ein kleines Boot vor Anker liegen.”
Oh nein,
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