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Das spanische Erbe

Das spanische Erbe

Titel: Das spanische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens
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Wange gleiten.
    Sie zuckte zurück. “Ich verstehe nicht …” Fasziniert betrachtete sie ihn, als er sich mit seinen schlanken, sonnengebräunten Fingern die Krawatte zurechtrückte. In seiner Nähe war Annalisa einfach hilflos. Er war wie ein Zauberer, der einen Bann über sie ausgesprochen hatte. Energisch rief sie sich zur Ordnung. “Ich muss darauf bestehen, Ramon …”
    “Bestehen?”, fragte er leise und sah sie an, als hätte sie das letzte Fünkchen Verstand verloren. Sanft strich er ihr eine Haarsträhne aus der Stirn und liebkoste dann zärtlich ihre Lippen. Verzweifelt suchte sie einen Fluchtweg, doch es gab keinen. “Mein Dach …”, flüsterte sie und drehte den Kopf zur Seite.
    “Ach so”, erwiderte er spöttisch, “das ist es also.”
    “Du lässt es reparieren!”
    Er wandte sich ab, und sie atmete erleichtert tief durch. “Warum nicht? Es fällt sonst in sich zusammen”, erwiderte er ruhig.
    “Trotzdem hast du kein Recht, dich in meine Angelegenheiten einzumischen!”
    “Nenn es einfach Nachbarschaftshilfe.”
    “Ich kann dir das Geld nicht zurückzahlen”, sagte sie leise, “jedenfalls im Moment nicht.”
    “Habe ich darum gebeten?”
    “Nein, aber du wirst es tun.”
    Er drehte sich wieder zu ihr um. “Vielleicht könnten wir ja tauschen …”
    “Ich lasse mich nicht erpressen. Der Küstenstreifen gehört mir.”
    “Du ziehst voreilige Schlüsse, Annalisa. Wer sagt denn, dass ich dein Land will?”
    “Was denn sonst?” Sie spürte seinen Blick auf sich und erschauerte. “Woher soll ich wissen, was du vorhast, wenn du nicht zu den Treffen kommst?”
    Er zuckte die Schultern. “Du hast ja recht, das ist unglücklich gelaufen. Ich musste eine Familienangelegenheit regeln. Margarita hat mich gebraucht.”
    Das war wie ein Faustschlag ins Gesicht! Er hätte mich nicht daran zu erinnern brauchen, dass er eine Ehefrau hat, dachte Annalisa. Das würde sie nie vergessen!
    “Ich werde nächste Woche da sein, Annalisa. Versprochen.”
    Ein leises Klopfen ertönte, und Ramon wandte sich um. “Herein!”
    Es war Rodriguez. “Sie haben Besuch, Señor Perez.” Er warf Annalisa einen kühlen Blick zu, ging dann zu Ramon und flüsterte ihm etwas ins Ohr.
    Dieser verspannte sich einen Moment, doch dann hatte er sich wieder gefasst. “Entschuldige bitte, Annalisa, wir müssen unsere Unterhaltung auf später verschieben.”
    “Was ist mit dem Dach?”
    “Lass meine Männer die Arbeiten beenden. Wir sprechen das nächste Mal über die Bezahlung.” Er schenkte ihr ein jungenhaftes Lächeln. “Es ist doch auch in deinem Interesse. Ich möchte dich nicht auf dem Gewissen haben.”
    Seufzend musste sie sich eingestehen, dass er recht hatte, obwohl sie nicht sicher war, dass er überhaupt so etwas wie ein Gewissen hatte! “Bis nächste Woche also, Ramon.”
    Dann wandte sie sich ab und ging hinaus. Als sie den Flur durchquerte, sah sie, wie Rodriguez jemand zu dem Zimmer führte, das sie gerade verlassen hatte. Wenn sie sich nicht sehr täuschte, war es … Señora Fuego Montoya. Sogar ihre Stimme klang so, wie Annalisa sie sich vorgestellt hatte. Sie blieb stehen und blickte den beiden hinterher. Jetzt war sie sich sicher: Sie hatte sich nicht geirrt. Was machte die Witwe ihres Vaters bei Ramon? Heckten sie einen gemeinen Plan aus, um sie zu übervorteilen? Wenn ja, dann ging es nicht nur um den Küstenstreifen, sondern um das ganze Anwesen …
    Nachdenklich verließ sie das Gebäude und wägte die Fakten ab. Ramon hatte dafür gesorgt, dass sie hoch verschuldet war – und zwar bei ihm. Er hatte sich zwei Wochen nicht bei Don Alfonso blicken lassen. Anscheinend war er an einer Einigung nicht besonders interessiert. Wusste er vielleicht schon, dass er das Land ohnehin bekommen würde? Spielte er nur auf Zeit? Skrupel kannte er keine, das war ihr schon länger klar. Und was Señora Fuego Montoya anging, nun, sie war sicher nicht begeistert, plötzlich eine Stieftochter zu haben – noch dazu eine, die ihr die Finca vor der Nase weggeschnappt hatte. Es ergab alles Sinn. Der Sohn des Geschäftsfreundes ihres verstorbenen Vaters verbündete sich mit dessen Witwe …
    Selbst ihr mit neuen roten Pfannen gedecktes Dach konnte Annalisa nicht trösten, obwohl sie zugeben musste, dass die Männer hervorragende Arbeit geleistet hatten. Der Schutt war fortgeräumt worden, und es war alles sauber gefegt. Aber Qualität kostete etwas.
    Sie beschloss, sich bei einem Bad im Meer abzureagieren.

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