Das spanische Erbe
Telefonhörer und versuchte, jemanden zu finden, der sich um ihre Tiere kümmern würde.
Maria Teresa erwies sich als der rettende Engel. Sie erklärte sich sofort bereit, Fudges Reise nach England zu organisieren und alle Formalitäten zu erledigen. Erleichtert dankte Annalisa ihrer Freundin und legte dann auf. “Du bist zwar kein schöner Hund”, sagte sie und strich ihm über den Kopf, “aber wir lieben dich trotzdem.”
Nachdem alle Einzelheiten geklärt worden waren, packte Annalisa ihre wenigen Habseligkeiten. Sie würde zwar noch einige Tage auf der Insel bleiben, aber sie musste noch dafür sorgen, dass Ramon die Sachen zurückbekam, die er ihr geliehen hatte. Sorgfältig wickelte sie die teure Kleidung in Seidenpapier ein und packte sie danach in einige Einkaufstüten. Sie würde den Taxifahrer bitten, sie erst am Flughafen abzusetzen und auf der Rückfahrt dann die Sachen bei Ramon abzuliefern.
Die letzten Stunden auf der Insel vergingen wie im Flug, und bevor Annalisa sich’s versah, war es Zeit, Abschied zu nehmen. Sie würde Fudge auf dem Weg zum Flughafen bei Maria Teresa vorbeibringen und dann die Heimreise antreten. Seufzend betrachtete sie den Hund. Hoffentlich gewöhnte er sich an das Leben in der Stadt. Dort gab es keine Strände und auch keine Wellen, hinter denen er herjagen konnte.
In diesem Moment hielt ein Auto vor dem Haus, und Annalisa streichelte den Hund noch einmal und öffnete dann die Tür. Das war bestimmt das Taxi.
Eine elegant gekleidete Frau kam auf Annalisa zu. Diese glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Was wollte Claudia Fuego Montoya hier?
“Sie sind Annalisa, stimmt’s?”, fragte die Witwe ihres Vaters sanft und blieb direkt vor ihr stehen. “Ich weiß, Sie kennen mich nicht …”
Oh doch, dachte Annalisa, ich weiß genau, wer du bist. Es dauerte einen Moment, bis sie die Fassung wiedererlangt hatte. “Mein Taxi müsste jeden Moment kommen …” Sie blickte die Straße hinunter, aber weit und breit war kein Wagen zu sehen. “Wollen Sie nicht hereinkommen?”
Claudia Fuego Montoya ging an ihr vorbei. Sie trug ein pfirsichfarbenes Seidenkleid und duftete nach einem teuren Parfüm. Im Wohnzimmer sah sie sich um und schien sehr erstaunt zu sein. “Du meine Güte, Sie haben ja reinste Wunder bewirkt.” Ihre Stimme war melodisch, doch der Tonfall war herablassend.
“Möchten Sie sich setzen?”, fragte Annalisa höflich.
“Nein, danke.” Sie betrachtete nachdenklich die gepackten Koffer. “Ich störe anscheinend …”
“Ich reise ab, Señora Montoya.” Annalisa beschloss, gleich zur Sache zu kommen. “Ich kehre für immer nach England zurück.”
“Das ist aber schade, meine Liebe. Ich hatte gedacht …”
Die Frau konnte sich ihr Mitleid sparen. “Was wollen Sie?”, fragte Annalisa schroff.
“Na ja … Ich hatte eigentlich gehofft, die Finca kaufen zu können …, doch dann sind Sie aufgetaucht.”
“Ach ja? Hatten Sie gehofft, das Anwesen für ein Ei und ein Butterbrot erwerben zu können? Wie dumm, dass ich Ihnen dabei im Weg war!”
“Sie sind sehr unhöflich, meine Liebe.”
“Wozu freundlich sein, Señora? Wir wissen doch beide, was los ist.”
Anscheinend hatte noch nie jemand gewagt, so mit Claudia Fuego Montoya zu sprechen. Aber sie fasste sich schnell wieder. “Ich gebe ja zu, dass ich mit Ihnen nicht gerechnet habe. Ihr Plan, die Orangenhaine wieder zu bewirtschaften, hat uns alle überrascht.”
“Jetzt sind Sie wenigstens ehrlich.”
Die Frau zuckte die Schultern. “Warum auch nicht? Eine Frage noch, bevor ich gehe: Wollen Sie wirklich verkaufen?”
“Ja.”
Claudia Fuego Montoya triumphierte, das konnte Annalisa deutlich an ihrem Blick sehen. “Dann wünsche ich Ihnen eine gute Reise und für die Zukunft …”
“Was denn? Erfolg?”
“Ja.” Claudia Montoya nickte. “Und natürlich alles erdenklich Gute.” Sie wandte sich ab. “Ach ja”, sagte sie im Hinausgehen, “ich bin sicher, dass Ramon Perez Ihnen schon ein Angebot gemacht hat. Wir bieten Ihnen mehr, das kann ich Ihnen jetzt schon versprechen.”
Annalisa runzelte die Stirn. “Wir?”
Die elegante Frau winkte ab. “Mein Anwalt wird sich bei Ihnen melden.”
“Eins verstehe ich nicht”, sagte Annalisa neugierig. “Warum interessieren sich so viele Leute für meine ruinierten Orangenbäume?”
“Darum geht es doch gar nicht. Wir wollen den Strandzugang, meine Liebe. Wie gesagt, Sie hören von mir. Denken Sie daran, ich zahle mehr als Ramon
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