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Das spanische Erbe

Das spanische Erbe

Titel: Das spanische Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Stephens
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spiegelglatt. Nur die Felsen, die ihr Grundstück von dem Ramons abgrenzten, ragten bedrohlich aus dem Wasser. Nun, sie hatte ihre Lektion gelernt und würde keinen Versuch mehr wagen, das Nachbarufer zu erreichen.
    Fudge versuchte, ihr zu folgen, doch er gab es bald auf und jagte stattdessen den Wellen nach.
    Annalisa schwamm vorsichtig ins Meer hinaus und achtete dabei genau auf die Strömung. Wenn sie sich weit genug von den Felsen fernhielt, konnte sie gefahrlos die Spitze umrunden und den Strand der Perez-Familie … Doch wozu sollte das gut sein? Wollte sie ihm etwa nachspionieren? Sie wusste es selbst nicht, aber irgendetwas trieb sie vorwärts.
    Wenig später hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie verließ das Wasser und strich sich gerade das nasse Haar aus der Stirn, als sie plötzlich Stimmen hörte. Erschrocken blickte sie sich um und suchte ein gutes Versteck. Neben dem Pfad, der die Klippen zu Ramons Haus hinaufführte, lagen einige große Findlinge. Schnell lief sie in die Dünung zurück und vergaß dabei auch nicht, ihre Fußabdrücke im Sand zu verwischen. Gleich darauf kletterte sie auf die Felsen und suchte hinter einem großen Stein Schutz. Von dort aus konnte sie die Geschehnisse am Strand genau verfolgen.
    Zuerst sah sie nur das Kind. Es war sonnengebräunt und hatte wundervolle dunkle Locken, die von einem hellgrünen Tuch in Schach gehalten wurden. Annalisa schätzte das Mädchen auf ungefähr drei Jahre. Lächelnd beobachtete sie, wie die Kleine den Strand entlanghüpfte. Aber dann entdeckte sie das Paar, und sie wünschte sich, nie hergekommen zu sein.
    Ramon hatte die Frau untergehakt, und die beiden unterhielten sich angeregt. Es war ihnen anzumerken, dass sie zusammengehörten. Ramons Begleiterin war fast so groß wie er, schlank und hatte langes dunkles Haar, das zu einer schicken Frisur aufgesteckt war. Sie trug ein ärmelloses, knielanges cremefarbenes Kleid, hielt einen Strohhut mit großem Rand in der freien Hand und war barfuß.
    Annalisa wandte sich ab. Sie konnte es nicht länger ertragen. Das war Margarita. Und außerdem hatte Ramon noch eine Tochter … Der Schmerz war unerträglich, und einen Moment lang schloss Annalisa die Augen und hoffte, dass alles nur ein schlimmer Traum sei. Aber dann hörte sie das Kind rufen und blickte auf. Ramon hatte das Mädchen hochgehoben und drehte sich jetzt mit ihr wie ein Karussell im Kreis. Margarita stand daneben und lachte fröhlich.
    Dieses Bild einer harmonischen Familie war wie ein Dolchstoß in Annalisas Herz. Ramon war für sie unerreichbar, das sah sie jetzt mit eigenen Augen. Sie durfte nicht so egoistisch sein und dieses Glück zerstören. Auch wenn es ihr sehr schwerfiel, es gab nur eine Lösung für ihr Problem: Gleich morgen früh würde sie die Finca zum Verkauf anbieten.
    Seufzend legte Annalisa den Telefonhörer auf. Ihr Aufenthalt auf Menorca entwickelte sich so langsam zum Albtraum. Es war ihr immer noch nicht gelungen, ein neues Zuhause für Fudge und all die anderen Tiere zu finden.
    Der einzige Lichtblick in diesem ganzen Dilemma war der Immobilienmakler gewesen. Er hatte ihr beinahe die Füße geküsst, als sie ihn gebeten hatte, den Verkauf des Hauses in die Wege zu leiten. Und auch Don Alfonso hatte begeistert reagiert. Er schien sehr froh gewesen zu sein, dass seine uneinsichtige Mandantin endlich zur Vernunft gekommen war. Ramon und seine Anwälte hatten ihn wohl mehr eingeschüchtert, als Annalisa gedacht hatte. Wenn sie es genau überlegte, war ihr Plan, Orangen anzubauen, von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen.
    Fudge schien nicht zu bemerken, dass sich über seinem Kopf Gewitterwolken zusammenbrauten. Er spielte unbeeindruckt mit einem ihrer Schuhe.
    Sie beugte sich herunter und streichelte ihn nachdenklich. “Es tut mir leid, mein Junge. Ich werde dich morgen mit ins Dorf nehmen und fragen, ob dich jemand haben möchte.” Sie wusste genau, dass dies vergebliche Liebesmüh sein würde. Wer wollte schon einen alten, hässlichen Hund? Plötzlich fiel ihr die Lösung ein, und sie fühlte sich gleich besser. “Was hältst du davon, wenn ich dich mit nach England nehme?” Es würde zwar einige Zeit dauern, bis die Formalitäten erledigt waren …, aber warum nicht? Wenn die Finca verkauft war, konnte sie es sich leisten, mit Fudge zusammen nach England zurückzufliegen.
    Plötzlich ertönte ein lautes Klopfen. Es kam Annalisa vor, als hämmere jemand mit beiden Fäusten an die Tür. Sie zuckte zusammen und

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