Das spanische Erbe
sprang schnell auf. “Ist ja gut, ich komme schon.”
Sie öffnete die Tür und schrie leise auf. “Ramon!”
Als sie sie wieder schließen wollte, drängte er sich an Annalisa vorbei, packte sie dann an den Armen und drückte sie gegen die Wand.
“Was soll das?”, fragte sie empört und versuchte, sich aus seinem Griff zu befreien.
“Das frage ich dich!” Er hielt sie fest und funkelte sie wütend an.
Normalerweise hätte seine finstere Miene jeden in die Flucht geschlagen, doch Annalisa war entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen. “Verschwinde!”, forderte sie ihn aufgebracht auf.
“Das könnte dir so passen! Zuerst erzählst du mir, was hier eigentlich vorgeht.”
“Wie bitte?”
“Stell dich nicht dumm. Ich habe eben einen sehr interessanten Anruf erhalten. Ein Immobilienmakler aus Mahon hat versucht, mir die Finca Fuego Montoya zu verkaufen.”
Annalisa lachte höhnisch. “Wo ist das Problem, Ramon? Genau das wolltest du doch!”
Es war ihm deutlich anzumerken, wie schwer es ihm fiel, sich zu beherrschen. “Du willst es nicht verstehen, oder? Wieso erfahre ich das von einem Dritten? Warum hast du nicht zuerst mit mir darüber gesprochen?”
Sie zuckte die Schultern. “Es ist mein Haus, und ich kann damit tun und lassen, was ich will.”
Sie spürte seinen Blick auf sich. “Ich finde es schade, dass du so denkst. Außerdem bin ich sehr enttäuscht, dass mich ein völlig Fremder über deine Entscheidung informiert hat.”
Es klang, als meine er es ernst, und Annalisa fühlte sich plötzlich sehr unwohl. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie das Richtige getan hatte. Trotzdem würde sie Ramon gegenüber nie zugeben, dass sie Zweifel hatte. “Du hast dich doch bestimmt sehr gefreut, oder?”
“Warum willst du verkaufen, Annalisa?” Ramon blickte ihr in die Augen, und es kam ihr vor, als könne er ihre Gedanken lesen.
Sie durfte sich nicht beeinflussen lassen, sondern musste ihr Vorhaben hier und jetzt zu Ende bringen. Energisch straffte sie sich. “Ich habe genug von Menorca. Es wird Zeit, dass ich nach Hause zurückkehre.”
“Dein Zuhause ist
hier”,
antwortete Ramon energisch.
“Das habe ich zuerst auch gedacht, aber ich habe mich geirrt.”
Er schüttelte den Kopf. “Du bist auf dem richtigen Weg, Annalisa …”
“Danke!”, erwiderte sie spöttisch. “Und das trotz all der Hindernisse, die du mir …”
“Wie bitte?” Ramon blickte sie erstaunt an. “Was, zur Hölle, meinst du damit?” Er ließ sie los und fuhr sich durchs Haar. “Wenn ich das wirklich getan hätte, würdest du jetzt nicht hier …”
“Schon gut.” Sie winkte ab. “Ich habe keine Lust mehr, darüber zu streiten. Meine Entscheidung steht fest. Ich fliege nach England zurück.”
Sie funkelten sich aufgebracht an, bis Ramon schließlich das Schweigen brach. “Warum hast du nicht gleich verkauft?”
“Weil ich gehofft hatte, dass ich hier meine Träume verwirklichen kann. Woher sollte ich denn ahnen, dass du hinter meinem Rücken …”
“Warum beleidigst du mich andauernd, Annalisa? Das habe ich nicht verdient.”
“Also gut.” Sie hob die Hände. “Hier sind noch einmal die Fakten: Du lässt, ohne mich zu fragen, mein Dach reparieren und weißt genau, dass ich dir das Geld nie zurückzahlen kann. Dann bestehst du darauf, dass ich teure, von dir gekaufte Kleidung trage, was mich weiter in Schulden stürzt. Du beauftragst einen Mann namens Enrique damit, meine Orangenbäume zu zerstören, und nimmst mir damit jede Möglichkeit, die Ernte gewinnbringend zu verkaufen. Ich werde nie in der Lage sein, dir das Geld zurückzuzahlen.”
“Das kann nicht dein Ernst sein.” Ramon sah sie an, als hätte sie den Verstand verloren.
“Spiel hier nicht den Unschuldigen.”
“Ich wollte dir nur helfen, Annalisa”, erwiderte er ausdruckslos.
Sie lachte ungläubig. “Tatsächlich?” Die nächsten Worte taten sehr weh, aber Annalisa wusste, dass sie das Richtige tat. “Verschwinde, Ramon. Ich will dich nicht mehr wiedersehen.”
“Dein Wunsch ist mir Befehl.” Seine Wut war ihm deutlich anzumerken, doch er verlor nicht die Kontrolle. Trotzdem wich Annalisa unwillkürlich zurück, als er an ihr vorbei zur Tür ging.
“Ich werde dir ein gutes Angebot für die Finca machen”, rief er ihr noch zu, als er zu seinem Sportwagen lief und davonbrauste.
Es dauerte lange, bis sie sich wieder gefasst hatte. Sie fühlte sich wie gelähmt. Schließlich griff sie dann doch zum
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