Das spanische Erbe
Liebe. Bei ihrer Mutter hatte sie gesehen, wohin das führte, und sie war nicht bereit, sich von einem Mann so verletzen zu lassen.
“Ich werde dir nie wehtun”, sagte Ramon leise, und seine Stimme klang ganz sanft.
“Versprichst du das?” Annalisa ließ die Finger über seine Lippen gleiten. “Was ist, wenn du dich nicht daran hältst? Warum sollte ich so ein Risiko auf mich nehmen?”
“Wenn du nichts wagst, wirst du immer verlieren”, antwortete er und liebkoste ihr Gesicht.
Sie nickte und schmiegte sich wieder an ihn. “Um der Liebe willen …”
“Genau.” Er nickte und presste die Lippen wieder fordernd auf ihre.
Als Annalisa wenig später aus der Dusche kam, hatte der Zimmerservice bereits das Frühstück serviert.
“Champagner!” Sie schüttelte den Kopf. “Das ist nicht dein Ernst.”
“Nein, das ist ein Buck’s Fizz.” Er deutete auf den frisch gepressten Orangensaft.
“Ich denke, ich soll heute Morgen zu diesem Anwalt …?”
“Später. Zuerst möchte ich etwas mit dir besprechen.” Er zog den Bademantelgürtel enger und setzte sich in den Sessel.
Annalisa schnitt ein Gesicht. Die Geschäfte konnten doch sicher noch warten, oder?
Ramon hob sein Glas. “Auf uns.”
Sie nahm Platz und stieß mit ihm an. Die kühle Flüssigkeit schmeckte hervorragend, und ihr Herz klopfte schneller, als sie über Ramons Worte nachdachte.
Auf uns.
Doch irgendetwas an seinem Tonfall störte sie. Es hatte nicht gerade wie eine Liebeserklärung geklungen. Sie stellte das Glas auf den Tisch und sah Ramon erwartungsvoll an.
“Was hältst du von einer Partnerschaft?”, fragte er und lehnte sich zurück.
“Meinst du eine geschäftliche Verbindung?”
“Nein. Ich denke da eher an eine Beziehung auf Lebenszeit. Soweit ich weiß, schließt man eine Ehe, bis dass der Tod einen scheidet, oder?” Er beugte sich vor und schenkte noch einmal nach.
“Soll das ein Antrag sein?”, fragte sie verblüfft.
“Was glaubst du denn?”
Es klang so kalt und berechnend, und Annalisa spürte, wie ihr ein Schauder über den Rücken lief. Ramon war auf dem besten Weg, das Vertrauen, das sie ihm entgegenbrachte, zu verspielen.
“Eine Heirat macht doch Sinn.” Ramon trank einen Schluck und betrachtete Annalisa erwartungsvoll.
“Sinn?” Sie schüttelte den Kopf.
“Ja. Für mich und auch für deinen Vater.”
“Mein Vater ist tot!”
“Er hätte es bestimmt gern gesehen, wenn du nach Menorca ziehen würdest.”
“Vielleicht klappt es ja auch. Aber …”
“Ich bin sicher, dass er sich noch mehr erhofft hat.”
“Was meinst du damit?”
“Ich bin sicher, er hätte sich sehr gefreut, wenn wir vor den Traualtar treten würden.”
Annalisa dachte verzweifelt nach. Vielleicht hatte Ramon ja versucht, ihrem Vater die Finca abzukaufen, und dieser hatte sich geweigert … Die Tochter war viel leichter zu beeinflussen – man brauchte sie nur zu verführen, und schon hatte man sein Ziel erreicht. Annalisa hatte das Gefühl, als hätte er ihr gerade einen Faustschlag versetzt. Allein die Vorstellung, dass Ramon sie benutzt hatte, machte sie krank. “Ich finde das einfach abscheulich.”
“Wieso?”, erwiderte er aufgebracht. “Es ist für alle das Beste. Warum siehst du das nicht ein? Dein Vater hat mich als seinen Sohn betrachtet. Er hat mir vertraut und dich geliebt.”
Sie lachte spöttisch. “Unter Liebe verstehe ich etwas anderes.”
“Du verkennst ihn.”
“Ach ja? Dann klär mich auf, Ramon. Wie ist mein Vater gewesen?”
Er betrachtete sie einen Moment lang forschend. “Als dein Vater deine Mutter kennengelernt hat, war seine Beziehung zu Claudia schon am Ende. Er wollte deine Mutter heiraten …”
Sie bemerkte, dass er zögerte. Es kam ihr vor, als wüsste er nicht, wie er es ihr am schonendsten beibringen sollte. “Und?”, fragte sie kühl.
“Dann hat Claudia ihm gestanden, dass sie schwanger sei.”
“Ach ja? Was glaubst du eigentlich, wie ich mich jetzt fühle? Besser bestimmt nicht.”
“Aber sie hat ihn angelogen”, sagte Ramon ruhig. “Sie hat deinen Vater mit einem Trick dazu gebracht, sie zu heiraten. Dabei hat sie ihn überhaupt nicht geliebt. Sie wollte nur sein Geld.”
“
Meine
Mutter war aber schwanger”, erwiderte Annalisa bitter. “Und er hat uns beide im Stich gelassen.”
Ramon schüttelte den Kopf. “Das hätte er nie getan. Sein Ehrenkodex würde das gar nicht zulassen. Er hat bestimmt immer großzügig für euch gesorgt.”
“Es tut mir leid,
Weitere Kostenlose Bücher