Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das spanische Medaillon

Das spanische Medaillon

Titel: Das spanische Medaillon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Wolf
Vom Netzwerk:
königliche Prinzen und vielleicht auch
höchste Mitglieder der Königlichen Familie zugegen sein!
    Für Speis und Trank ist gesorgt. Die Preise sind moderat und für Familien gibt es Ermäßigung: Erwachsene zahlen 1/8 Kreuzer, Kinder unter zehn Jahren und Hunde zahlen die Hälfte. Das erste Kind ist frei! Zahlloses Kommen zahlender Gäste erwartet und erwünscht!
    Ohnehin sei zur geflissentlichen Beachtung jedem
anheimgestellt:
Geist von Beerens Geist ist eine Sonntagsreise wert!
    Beerens Schnapsbrennerei, Gut Großbeeren bei Berlin
    Anzeige: Eine Dame aus vornehmem Hause, die Diskretion wahren wird und gewahrt sehen möchte, fände ihr Gewissen sehr erleichtert, wenn sie ein Manuskript des Titels Das spanische Medaillon , welches in ihre Hände gelangte, ohne dass sie dies intendierte, dem rechtmäßigen Besitzer wieder retournieren dürfte! Als ein geeigneter Ort der Rückgabe bietet sich das bevorstehende Raketenfest in Großbeeren an, wo sich die Dame an exponierter Stelle aufhalten und von demjenigen, der sie kennt, leicht zu finden sein wird.
    Natürlich konnte er nicht aus seiner Journalistenhaut:
    »Was haben Sie über Das Beil herausgefunden?«, fragte er.
    Die inzwischen allgemeine Bezeichnung für den Mörder stammte von ihm. Wohl hatte er sich nach meiner Weisung gerichtet und keinerlei Andeutung in Richtung auf die Gomez-Sippe ins Blatt gerückt. Doch die Lettern kamen mitunter gefährlich nahe an das Ausplaudern heran.
    »Was Sie gestern gebracht haben, war gar nicht lustig!«, sagte ich.
    »Ach, das Familientreffen der Henker in Hackerode meinen Sie?«, fragte er schelmisch und lächelte.
    »Ich will meinen seltsamen Bekannten nicht vergrämen. Wenn Sie also Ihren Witz etwas zügeln würden, wäre ich Ihnen sehr verbunden.«
     »Für Sie tue ich alles! Übrigens finde ich das hier (er hatte auch den Aufsatz von Jérôme und Richard quergelesen) durchaus nicht zu theoretisch. Ich glaube, ich wandele es ein bisschen ab und bringe es morgen.«
    Ich fragte ihn rundheraus, den günstigen Moment des anderweitig beschäftigten Geistes ausnutzend:
    »Sie haben in Colombier bei Madame de Charrière vor Jahren nicht zufällig meine gute Freundin Hermine von Schwerin getroffen?«
    Er war für einige Sekunden sprachlos.
    »Doch, jetzt, wo Sie es sagen, erinnere ich mich! Ich wollte diesen vielbeschworenen und gelobten Zirkel der literarischen Klärung einmal selbst unter die Lupe nehmen. Damals hatte ich noch nicht das Interesse, das mich heute leiten würde: Ich schrieb keinen Artikel darüber und verfasste auch keinen Aufsatz für irgendein Aufsässer Winkelblatt . Ich wollte nur teilnehmen und vielleicht den einen oder anderen Kontakt knüpfen. Aber ihr Tod kam dem zuvor. Es war tragisch. Ich war damals aber auch nicht allzu traurig. Ihre Freundin traf ich im Kreis des Pfarrers Gélieu. Sie war zu sehr mit einem anderen Gast dieses freundlichen Herrn beschäftigt, um mich eines klaren Blickes zu würdigen ...«
    »Wie sah er aus?«, fragte ich.
    »Leider hab’ ich ihn nur schemenhaft gesehen. Auch nur von Weitem ... Eigentlich – überhaupt nicht.«
    Anschließend suchte ich Hermine auf, die sich äußerst bestürzt zeigte über meine Entdeckung, ihre Anwesenheit in Colombier betreffend. Sie machte mehr Auflebens davon, als sie hätte tun müssen, fand ich, denn schließlich war es ja kein Geheimnis mehr, dass sie die Charrière zur fraglichen Zeit hatte besuchen wollen. Doch ich wunderte mich bei ihrem wechselhaften und verschrobenen Naturell inzwischen über gar nichts mehr.
    »Mein Gott! Was musst du nun von mir denken? Ich hatte keine Ahnung, was damals vorgefallen war! Ich freute mich, eine Bleibe gefunden zu haben. Und ich hatte angenehme Bekanntschaft. Ich war ... nun, du weißt: Ich war jung und unerfahren in diesen Dingen ...«
    Damit konnte sie nur eine Liebschaft meinen! Sie war wohl Schriftstellerin und in ihren Roman findet man die freizügigsten Passagen, die Minne zwischen Helden der Geschichte betreffend, aber sie war die unfähigste Erzählerin, wenn es um ihre eigenen Herzensangelegenheiten ging! Auf die Frage, ob sie die Madame Bertrand, den Herrn von Kapell, den Dichter Kleist gesehen oder gesprochen habe, antwortete sie ausweichend, dass sie diese wohl alle gesehen, aber mit keinem sich unterhalten habe, da sich in der kleinen Gemeinde auch andere, sehens- und sprechenswerte Personen befunden, die sie mir aber aus Gründen, die ihr zu intim seien, nicht näher spezifizieren

Weitere Kostenlose Bücher