Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
gefährlich. Was meint ihr, wenn sie nicht mehr auftaucht, soll ich mich dann für den Job bewerben?«
    »Wenn das heißt, dass du in die Redaktionsräume umziehst, soll es uns recht sein«, sagte Chris. »Ich hab gehört, dass die hier auch im Keller liegen. Dann müssen wir deinen Anblick wenigstens nicht so häufig ertragen.«
    Debbies Augen füllten sich mit Tränen, die so riesig und prall waren, dass Julia fürchtete, sie würden auf den Wangen zerplatzen wie Kaugummiblasen.
    »Wie kannst du nur so gemein sein, Chris?«, fragte Rose. »Was, wenn Angela etwas Schlimmes zugestoßen ist?«
    »Angela?«, fragte Chris genervt. »Wer ist eigentlich diese Angela? Was interessiert sie euch? Hat jemand von euch sie gekannt? Oder je mit ihr gesprochen?«
    Wieder war es Alex, der das Gespräch unterbrach: »He, ihr da vorn! Habt ihr nichts zu tun? Andere Leute wollen hier arbeiten!«
    Chris zuckte die Schultern und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.
    Doch im gleichen Moment wurde die Tür aufgestoßen. Bevor Julia noch begriff, was los war, stand Robert bereits auf der Schwelle und kotzte auf den giftgrünen Kunststoffteppich. Genauer gesagt übergab er sich, bis er nur noch Galle spuckte.
    *
    Während David sich darum kümmerte, den Teppich zu reinigen, hatten Julia und Rose Robert in sein Zimmer gebracht. Benjamin war ihnen gefolgt und filmte die ganze Zeit, doch inzwischen schien es niemanden mehr zu stören. Und dass Debbie sich nicht dezent zurückzog, war klar. Sie konnte wahrscheinlich nur existieren, wenn die Klatschnerven und Gerüchtesynapsen in ihrem Hirn ständig mit Energie versorgt wurden. Doch Julia war froh, dass Chris dabei war, auch wenn sie sich nicht recht erklären konnte, woher ihr Stimmungswandel ihm gegenüber kam. »Geht es dir besser?«, fragte Rose und fühlte Roberts Puls. »Du bist immer noch ziemlich blass.«
    »Blass?«, mischte sich Benjamin ein. »Ein Scheintoter ist nichts dagegen. Er sieht einfach beschissen aus.« Er schüttelte den Kopf. »Ich möchte nur wissen, warum dir so etwas ständig passiert. Du bist mir unheimlich!«
    »Ihr solltet besser einen Eimer holen, sonst kotzt er auch noch hier alles voll«, sagte Debbie.
    »Lasst ihn in Ruhe«, befahl Rose energisch.
    Julia, die auf dem Sessel Platz genommen hatte, beobachtete, wie Rose die Stirn ihres Bruders mit einem Waschlappen kühlte. Benjamin hatte recht. Robert sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen, aber noch etwas anderes beschäftigte ihn. Diesen Gesichtsausdruck hatte er immer, wenn ihn irgendein Problem fesselte und er nicht aufhören konnte, darüber nachzugrübeln, bis er eine Lösung hatte.
    »Alles okay«, sagte er nun. »Ehrlich! Es war … es war nicht so schlimm. Schließlich hat ja Ike das Armband entdeckt, nicht ich. Als er nicht aufhörte zu bellen, habe ich einfach geschaut, was los ist und dann …«
    »Und dann hast du es gefunden?« In Debbies Mundwinkel hing noch immer der Rest rosafarbenen Puddings.
    »Was?« David und Katie standen in der Tür. »Was hat er gefunden?«
    Rose streckte ihnen das Armband entgegen.
    »Wo?«
    »Kurz nach der Brücke.«
    Robert blickte Julia durch seine runde Brille an. Sein Blick war ernst und in sich gekehrt. »Es gehörte Angela. Ich habe es an ihrem Arm gesehen, bei dem Streit mit Benjamin in der Mensa.«
    »Ich habe nicht mit ihr gestritten!« Benjamin verzog zornig das Gesicht.
    Auch Julia hatte das Armband bei Angela gesehen. Es gab keinen Zweifel.
    David trat ins Zimmer und setzte sich auf den Schreibtischstuhl, während Katie den Platz an der Tür nicht verließ, als wolle sie eine bestimmte Grenze nicht überschreiten.
    »Was hast du eigentlich da am Ufer gemacht?«, fragte David.
    »Ich habe nachgedacht. Über eine Lösung.« David beugte sich vor. »Für die Gleichung.«
    »Welche Gleichung?«, rief Debbie.
    »Zwei Mädchen verschwinden an demselben Abend. Dafür muss es doch eine Lösung geben.«
    Eine Spannung lag in der Luft. Julia meinte sie sehen zu können. Ein festes Gespinst aus Fäden, kurz davor zu reißen. Niemand glaubte an ein zweites Mädchen, aber es lag so viel Bestimmtheit in Roberts Stimme, dass keiner widersprach.
    »Ein Mädchen, das plötzlich auf dem Felsen erscheint, losrennt und hinunter in den See springt. Sie hat blaue Haare und trägt einen grünen Badeanzug«, begann er. »Ich habe sie gesehen, also existiert sie auch. Und dann ein zweites Mädchen, das im Rollstuhl sitzt. Sie kann nicht laufen, sie kann nicht rennen, sie kann

Weitere Kostenlose Bücher