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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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stülpte es über ihre Haare.
    »Versteht ihr jetzt?«, fragte Alex.
    Isabel trug eine Perücke. Lange blaue Haare hingen ihr über die Schultern.
    »Du warst das? Du warst das Mädchen?« Robert kniff die Augen hinter der Brille zusammen. »Du bist ins Wasser gesprungen?«
    »Bingo!«
    Sekundenlang herrschte Schweigen im Raum.
    »Isabel ist Leistungsschwimmerin«, erklärte Alex. »Sie ist vom Felsen gesprungen und unter Wasser um den Felsen herumgeschwommen. Auf der anderen Seite, vielleicht hundert Meter weiter, gibt es eine versteckte Stelle, wo man ohne große Gefahr wieder ans Ufer gehen kann.«
    »Wahnsinn«, stieß Benjamin hervor.
    »Das Ganze war also nur ein … ja, was … ein Scherz?« Chris zog das letzte Wort gefährlich in die Länge.
    Isabel zuckte mit den Schultern. »Eigentlich total harmlos gedacht …«
    »Ein Scherz?« Julia hatte David noch nie wütend gesehen. »Könnt ihr uns vielleicht die Pointe verraten? Die versteht hier nämlich kein Schwein. Warum macht ihr so etwas? Mann, ich habe mein Leben riskiert, um dieses Mädchen zu finden!«
    »Es sollte so eine Art Murder Mystery Party werden«, erklärte Isabel.
    »Murder Mystery Party?«, wiederholte David mit eisiger Stimme.
    »Na ja, ihr kennt doch die Geschichten, die man sich hier über das Grace Valley erzählt.«
    »Was für Geschichten?« Debbie biss sich aufgeregt auf die Lippen.
    »Über den See, dass er gefährliche Untiefen hat, dass manchmal das Wasser steigt ohne Grund, dass sich Strudel bilden, die sich niemand erklären kann, und dass …«
    »Die Sache tut uns wirklich leid«, unterbrach Alex sie abrupt. »Das müsst ihr uns glauben.«
    Keiner achtete auf ihn.
    »Habt ihr deswegen den Solomon-Felsen gewählt?«, wollte Chris wissen. »Weil das Green Eye angeblich die tiefste Stelle im See ist?«
    »Ja, das auch«, sagte Isabel widerstrebend. »Aber vor allem, weil man den Felsvorsprung vom Bootshaus gut sehen kann. Und noch dazu wirkt der Sprung von dort oben spektakulär. Es ist aber nicht wirklich gefährlich, da ins Wasser zu springen, wenn man sich auskennt.«
    »Eine Murder Mystery Party.« Rose sah völlig fassungslos in die Runde und Julia konnte es ihr nicht verdenken. Jetzt wurde ihr erst die Tragweite des Ganzen klar.
    Isabel, Alex und Tom – sie alle waren gestern Abend nicht nur in Panik gewesen – sie waren die Schuldigen gewesen! Sie erinnerte sich an Isabel, die reichlich spät aufgetaucht war – und noch dazu mit Klamotten, die hastig übergeworfen worden waren. Und ihre Haare waren ganz feucht gewesen!
    »Ziel war es eigentlich nur, euch zu schocken«, bemühte sich Alex um eine Erklärung. »Versteht ihr? Ein wenig Action! Ein Mädchen springt ins Wasser, taucht nicht wieder auf, Aufregung, Chaos, Panik.«
    »Und deswegen auch diese Theateraufführung genau zu diesem Zeitpunkt? Die Zitate von Yoda und so weiter. Damit das Ganze so richtig dramatisch und gruselig wirkt.« Das kam von Benjamin.
    Alex hob resigniert die Schultern.
    »Na ja, Robert saß auf dem Steg und …«, Isabel stockte, »… wir dachten, er wäre der ideale Held.«
    »Held?«, fragte Julia und spürte, wie die Wut in ihr hochstieg. »Seid ihr total irre? Ihr habt meinem Bruder einen wahnsinnigen Schrecken eingejagt! Ihr habt sein und Davids Leben riskiert! Und jetzt zieht ihr einfach eine Perücke heraus und denkt, damit ist das Ganze erledigt? Wisst ihr eigentlich, was er die letzten Monate …«
    Roberts Blick stoppte Julias Ausbruch. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Konnten wir damit rechnen, dass Robert gleich ins eiskalte Wasser springt, um den Lebensretter zu spielen?«, verteidigte sich Isabel.
    »Ich war euer Köder, oder? Euer Lockmittel.« Robert wirkte nicht wütend, sondern eher erleichtert, und sein Gesicht trug einen Ausdruck von Erkenntnis, als hätte er tatsächlich die Lösung eines mathematischen Problems gefunden. »Ihr dachtet, ich bin ein Weichei, ein Loser, oder? Nie und nimmer habt ihr mir zugetraut, dass ich springe, oder?«
    »Wirklich, es war ein Spiel! Eigentlich wollten wir euch nur eine Weile zappeln lassen und sehen, wer auf die Lösung kommt«, erklärte Alex. »Am Ende der Party wollten wir die ganze Sache verraten.«
    »Und warum habt ihr das nicht?« David brüllte fast.
    »Das Gewitter brach los und die ganze Geschichte spitzte sich zu. Und letztendlich ist es ja gut gegangen. Robert und David sind heil aus dem Wasser gekommen.«
    Julia funkelte die älteren Studenten an. Wie sie da standen,

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