Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
Richtung Wald ging, Debbie, die ihm entgegenkam. Landschaft, See, Berge. Alex, der telefonierte. Chris mit düsterem Gesicht. Ike, der in die Kamera hechelte.
    Die Bilder gingen durcheinander, und es ließ sich keine Handlung erkennen, obwohl doch klar war, dass sich vor dieser Kulisse etwas Schreckliches ereignet hatte, dem sie nun versuchten, auf die Spur zu kommen.
    »Jetzt passt auf«, murmelte Benjamin und drückte ein paar Tasten. Nun lief der Film im normalen Tempo ab.
    Neun Köpfe starrten fasziniert auf den Bildschirm. Und Julia fühlte wieder diesen inneren Widerstand. Hier waren einfach zu viele Menschen! Auch wenn theoretisch Hunderte andere hinter dem Mord an Angela stecken konnten, Julia hatte kein gutes Gefühl bei der Sache.
    Sie blickte auf den Bildschirm.
    Das Wasser war aufgewühlt, kam langsam zur Ruhe. Die Uhr zählte 10:10, 10:11, 10:12, 10:13. Es waren nur noch Kreise zu sehen, die immer kleiner wurden.
    10:14, 10:15.
    »Da ist es«, sagte Chris mit tonloser Stimme. »Kannst du uns die Aufnahme vergrößern?«
    Im Innern der Kreise war etwas zu erkennen.
    Alle starrten entsetzt darauf.
    »Das kann ein Ast sein«, erklärte Rose. »Direkt am Ufer liegen viele Bäume, Wurzeln und Äste.«
    »Geht das nicht größer, verdammt noch mal?«, fluchte David.
    »Nein, das ist das Limit«, erklärte Benjamin.
    Aber größer war im Grunde nicht nötig. Denn je länger sie auf das Bild starrten, desto stiller wurde es im Raum. Alle waren wie erstarrt. Julias Haut vibrierte, als würde ihr gesamtes Nervensystem, all diese miteinander verbundenen Stränge, auf einmal Alarm schlagen.
    Was auf dem Bildschirm zu sehen war, verschwommen zwar, doch unverkennbar, war eine Hand, die aus dem Wasser ragte.
    Eine schneeweiße Hand.
    Fünf Finger.
    Wie abgetrennt schwebten sie über der Wasseroberfläche. Julia glaubte sich übergeben zu müssen. Denn es war nicht die Hand einer Toten, sondern einer Sterbenden, und sie hielt etwas fest umklammert.

Kapitel 27
    »Shit!«, murmelte Chris. »Du hast es gefilmt! Du hast tatsächlich Angela Finders Tod gefilmt!«
    »Aber ich wusste es nicht!« Benjamins Stimme klang heiser. Für einen Moment glaubte Julia, dass er weinte, doch im nächsten Augenblick brach er in ein seltsames hysterisches Lachen aus und konnte sich nicht mehr beruhigen. »Ich habe einen Mord gefilmt, einen Mord und es nicht einmal gemerkt. Oh Fuck, wenn das mein Alter wüsste! Vielleicht wäre das ein Job für mich! Videoüberwacher im Einkaufszentrum. Ein Schaltpult – und ich kann alles sehen. Kann den Tussis unter die Röcke schauen und die Männer filmen, wenn sie gegen die Schaufenster pinkeln.« Benjamin redete und redete. Offenbar schaffte er es so, den Schock zu verarbeiten.
    Debbie schluchzte so hysterisch vor sich hin, dass sogar Rose die Geduld verlor. »Kannst du nicht endlich die Klappe halten?«
    »Sie hält etwas in der Hand«, unterbrach Robert die anderen nüchtern.
    Wieder starrten alle auf das Bild.
    Die Hand war deutlich zu erkennen. Und tatsächlich hielt sie etwas fest umklammert.
    »Geht das nicht noch genauer?«, fragte Alex.
    »Dazu müssten wir es an ein Labor schicken«, erklärte Robert sachlich.
    »Ob die Polizei diesen Gegenstand, was immer es auch ist, gefunden hat?«, fragte Katie. »Hat irgendeiner was gehört?« Einer nach dem anderen schüttelte den Kopf. Schließlich wandten sie sich an Alex, doch auch der zuckte lediglich mit den Schultern. »Leute, mir passt es genauso wenig wie euch«, sagte er hilflos. »Aber der Dekan hat sich in dieser Sache eindeutig geäußert! Keine Informationen an Studenten, nicht mal an die Studienberater.«
    »Wir sollten einfach danach suchen«, erklärte Katie ruhig.
    »Wo?«, flüsterte Rose.
    Sie alle wussten die Antwort bereits, bevor Katie sie aussprach.
    »Auf dem Grund des Sees.«
    »Und wer von uns sollte so wahnsinnig sein, das zu tun?«, fragte David. Die Frage hing im Raum.
    »Ich!«, verkündete Katie.
    Katie? Ausgerechnet Katie? Warum? Suchte sie nach etwas? Gab es Beweise, die sie vor allen anderen finden wollte? Oder lockte sie die Herausforderung?
    Doch noch während Julia darüber nachgrübelte, kam ihr der Gedanke, die anderen könnten in ihr genau dasselbe sehen: Jemand, der nichts von sich preisgab, war immer verdächtig.
    »Nein!«, protestierte David und seine Stimme klang fast tonlos. »Ich wäre fast in dem See gestorben. Du hast keine Ahnung, wie das ist.«
    »Es geht dich nichts an, was ich vorhabe«, erwiderte

Weitere Kostenlose Bücher