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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht der gebieterische Blick des alten Lehrers — es lag vielmehr etwas Flehendes darin.
    »Ihr beschämt mich, wenn Ihr mich daran erinnert, was Ihr für meine Familie getan habt, Shaso. Und Eure eigene Sturheit lasst Ihr außer Acht. Aber, ja, ich habe Euch verstanden. Ich werde auf Euch hören. Ich werde tun, was Ihr für das Beste haltet.«
    »Immer? Auch wenn Ihr noch so sehr an mir zweifelt? Auch wenn ich Euch noch so wütend mache, weil ich Euch nicht immer erkläre, was ich denke?«
    Ein leises Zischen ließ Briony zusammenzucken, doch dann merkte sie, dass es Ena war, die leise in sich hineinlachte, während sie den Suppentopf scheuerte. Es war demütigend, aber noch beschämender wäre es, sich weiter wie ein bockiges Kind zu verhalten. »Gut. Ich schwöre es beim grünen Blute Erivors, des Schutzpatrons unserer Familie. Reicht das?«
    »Mit dem Schwören bei Egye-Var solltet Ihr vorsichtig sein, Hoheit«, sagte Ena heiter. »Erst recht hier mitten im Wasser. Er hört es.«
    »Wovon redest du? Wenn ich bei Erivor schwöre, ist es mir ernst.« Sie wandte sich an Shaso. »Seid Ihr jetzt zufrieden?«
    Er lächelte, aber es war nur ein grimmiges Zähnezeigen, ein alter Raubtierreflex. »Ich werde mit nichts zufrieden sein, ehe Hendon Tolly tot ist und derjenige, der hinter Kendricks Ermordung steckt, ebenfalls. Aber ich nehme Euer Versprechen an.« Er zuckte zusammen, als er die Beine streckte. Briony schaute weg: Obwohl das Skimmermädchen die schlimmsten Spuren der Fußeisen verbunden hatte, war Shaso doch immer noch mit Schrammen und Blutergüssen übersät, und seine Gliedmaßen waren beängstigend mager. »Und jetzt erzählt mir, was geschehen ist — alles, woran Ihr Euch erinnert. In meine Zelle sind kaum Nachrichten gedrungen, und aus dem, was Ihr mir gestern Abend erzählt habt, bin ich nicht recht schlau geworden.«
    Briony tat ihr Bestes, aber es war nicht leicht, alles zusammenzufassen, was in den Monaten passiert war, die Shaso dan-Heza im Kerker verbracht hatte, geschweige denn es verständlich wiederzugeben. Sie erzählte ihm von Barricks Fieber und von Alvin Brones Spion, der behauptete, Männer des Autarchen von Xis am Herzogssitz der Tollys in Gronefeld gesehen zu haben. Sie erzählte ihm von dem Handelszug, der offenbar von Elben überfallen worden war, von Gardehauptmann Vansens Expedition und dem Schicksal, das sie ereilt hatte, von dem vorrückenden Heer der Zwielichtler, das Südmarkstadt auf der Festlandseite der Brennsbucht eingenommen hatte, sodass nur die Burg noch unerobert war. Sie erzählte ihm sogar von dem seltsamen Schankknecht Gil und seinen Träumen, jedenfalls soweit sie sie noch in Erinnerung hatte.
    Bis jetzt hatte Ena in keiner Weise zu erkennen gegeben, dass sie dieser bizarren Auflistung von Geschehnissen folgte, doch als sie hörte, was Gil über Barrick gesagt hatte, hielt sie im Spülen inne. »Das Auge des Stachelschweins? Er hat gesagt, er soll sich vor dem Auge des Stachelschweins hüten?«
    »Ja, warum?«
    »Die Stachelschweinfrau ist wohl diejenige unter den Alten, die den unpassendsten Namen trägt«, sagte Ena ernst. »Sie ist die Gefährtin des Todes.«
    »Was heißt das?«, fragte Briony. »Und woher willst du das wissen?«
    Wieder spielte das rätselhafte Lächeln um Enas Lippen, aber sie sah Briony nicht an. »Selbst wir in der Skimmerlagune wissen ein paar wichtige Dinge.«
    »Genug«, sagte Shaso ärgerlich. »Den Tag über werde ich schlafen — ich will niemandem eine Last sein. Wenn die Sonne untergeht, brechen wir auf. Du, Mädchen«, sagte er zu Ena, »bringst uns an die Küste von Marrinswalk, dann ist dein Dienst beendet.«
    »Nur wenn Ihr noch etwas esst, bevor wir aufbrechen«, erklärte ihm Ena. »Noch mehr Suppe — Ihr habt das, was ich Euch gegeben habe, kaum angerührt. Ich habe meinem Vater versprochen, auf Euch aufzupassen, und wenn Ihr wieder zusammenbrecht, wird er böse.«
    Shaso sah sie an, als argwöhnte er, dass sie sich über ihn lustig machte. Sie blickte furchtlos zurück. »Dann werde ich eben essen«, sagte er schließlich.
    Briony verbrachte den größten Teil des Nachmittags damit, auf die Bucht hinauszuspähen, weil sie immer noch Angst hatte, Boote könnten sich der Insel nähern. Als es ihr schließlich zu kalt wurde, ging sie nach drinnen und wärmte sich am Feuer auf.
    Um wieder zu ihrem Ausguckposten im Heidekraut zu gelangen, durchquerte sie das Sommerhaus — diesen Ort, der ihr seiner Überschaubarkeit wegen

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