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Das Spiel

Das Spiel

Titel: Das Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
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gekränkt, versuchte es sich aber nicht anmerken zu lassen. »Wer das ist? Woher soll ich das wissen? Eine Wäscherin — ein Mädchen, eine Dienstmagd, wie Ihr sagtet. Warum? Findet Ihr sie hübsch?« Sie betrachtete die schlanke junge Frau jetzt erstmals genauer und erkannte, dass sie nur wenig älter war als sie selbst. Ihre Arme waren dort, wo sie aus den bauschigen Ärmeln kamen, braun, und ihr Haar, das, wie Olin gesagt hatte, unter ihrem Kopftuch hervorhing, war schwarz bis auf eine seltsame, feuerrote Strähne. Das Gesicht der Wäschemagd war ganz hübsch, aber Pelaya konnte wenig an ihr entdecken, was das Augenmerk eines Königs auf sich hätte ziehen können. »Für mich sieht sie aus wie eine Xanderin. Aus dem Norden, würde ich sagen — jenseits der Wüste sind sie dunkler. Hier arbeiten viele xandische Mädchen in den Küchen und Waschküchen.«
    Olin beobachtete die junge Frau und ihre Gefährtin, bis beide im Dunkel des Bogenganges verschwunden waren. »Sie erinnert mich ... sie erinnert mich an jemanden.«
    Jetzt verspürte Pelaya ganz eindeutig einen Eifersuchtsstich. »Ihr habt aber gesagt,
ich
erinnere Euch an Eure Tochter.«
    Er drehte sich zu ihr, als nähme er sie erstmals wieder wahr, seit die Dienstmagd aufgetaucht war. »Das tut Ihr auch, Fräulein. Ihr habt wirklich etwas an Euch, was mich an sie erinnert, und Eure Neugier ist ein Teil davon. Nein, diese Dienstmagd erinnert mich an eine andere Person.« Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf »Ein Mitglied meiner Familie, das schon lange tot ist.«
    »Eine Verwandte von Euch?« Das schien ihr doch sehr weit hergeholt. Wahrscheinlich schämte sich der gefangene König, dass er dabei ertappt worden war, wie er einer Dienstmagd hinterherstarrte.
    »Ja. Meine ...« Seine Stimme verlor sich, und er sah wieder zu der Stelle hinüber, wo das Mädchen verschwunden war. »Das ist höchst seltsam — noch dazu hier, so weit weg ...« Er schwieg wieder und sagte dann: »Könnt Ihr sie zu mir bringen?«
    »Was?«
    »Sie zu mir bringen. Hierher in den Garten.« Sein Lachen war kurz und hart. »Ich kann ja wohl schwerlich zu ihr gehen. Aber ich muss sie von Nahem sehen.« Er sah Pelaya an, und sein Blick war jetzt weicher. »Bitte, gutes Fräulein. Ich schwöre Euch, ich bitte Euch nicht aus einem unwürdigen Grund um diese Gefälligkeit. Könnt Ihr das für mich tun?«
    »Das sind schon zwei Gefälligkeiten an einem Tag.« Sie bemühte sich um einen strengen Ton. »Ich ... ich denke, es ginge schon. Vielleicht.« Sie verstand ihre eigenen Gefühle nicht, war sich nicht einmal sicher, ob sie sie verstehen wollte. »Ich werde es versuchen.«
    »Ich danke Euch.« Er stand auf und verneigte sich. Jetzt wirkte er plötzlich abwesend. »Ich muss gehen. Es gibt vieles, worüber ich nachdenken muss, und ich habe Euch für heute genug von Eurer Zeit gestohlen.« Er ging zu dem Türbogen, der zu seinen Turmgemächern führte — ein ganz komfortables Quartier, hatte er ihr erklärt, wenn es einen nicht störe, eine Tür mit einem Gitterfenster zu haben, die von außen abgeschlossen sei —, ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen.
    Pelaya war den Tränen nahe. Zum ersten Mal, seit sie sich im Garten trafen, war Olin zuerst gegangen. Der Gefangene zog das Alleinsein in seiner Zelle ihrer Gesellschaft vor.
    Sie blieb auf der Bank sitzen und versuchte zu verstehen, was mit ihr los war, bis die ersten Regentropfen sie nach drinnen trieben.
     
    »Wer kann denn in so einem Haus leben?«, fragte Yazi mit großen Augen. »Da ist man ja schon völlig erschöpft, wenn man nur in die Küche geht.«
    »Leute, die in solchen Häusern leben, gehen nicht in die Küche«, sagte Qinnitan. »Sie haben Leute wie dich und mich, die ihnen das Essen bringen.« Stirnrunzelnd versuchte sie sich zu erinnern, wie sie auf dem Hinweg gegangen waren. Über so viele Jahrhunderte hatten Herrscher der Festung von Hierosol Räume, Gänge und ganze Trakte hinzugefügt, dass sie Qinnitan vorkam wie das Korallenriff aus ihrem Lieblingsgedicht von Baz'u Jev. Sie gab sich kurz der Phantasie hin, eines Tages mit Spatz einen Spaziergang am Strand machen zu können, ohne fürchten zu müssen, dass sie erkannt wurde. Sie wollte ihm so gern ein paar von den Wundern zeigen, die den Dichter so bezaubert hatten: die Seeschneckenhäuser, feiner ziseliert als jedes Schmuckstück; die Steine, so glatt poliert wie Statuen. Aber sie musste arbeiten, und selbst wenn sie es nicht gemusst hätte,

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