Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
Leute denken, dass er ein schlechter Cop war. Aber das ist nicht wahr. Er war einer der besten, und er war mein Freund. Jeder, der was anderes behauptet, kriegt es mit mir zu tun. Aber egal, die Polizei konnte Johns Namen jedenfalls nicht reinwaschen. Warum glaubst du dann, dass du es kannst?«
»Ich weiß nicht, ob ich es kann, aber ich muss es zumindest versuchen.«
»Warum?«
»Weil… er war auch mein Freund.«
Aristotle betrachtete Nathan mit offener Geringschätzung. »Du bist kein Straßenkind. John kannte hier nur Straßenkinder. Er hat mit Sicherheit niemanden wie dich in diesem Viertel kennengelernt.«
»Ich hab ihn in der Schule getroffen.« Nathan dachte sich, dass diese Ausrede funktionieren könnte – schließlich kamen oft Polizisten zu Berufsinformationstagen oder anderen Veranstaltungen in Schulen.
»Und du hast zwei Jahre lang gewartet, bis du deine Nase in diese Sache gesteckt hast?«
»Vor zwei Jahren war ich erst elf. Da war ich noch zu klein, um was zu unternehmen.«
»Und mit dreizehn, glaubst du, bist du alt genug?«
»Ich dachte nur, du würdest mir vielleicht dabei helfen, Johns Mörder zu finden. Wenn das zu viel verlangt ist, lass ich dich in Ruhe und du kannst mit deinem Kram weitermachen.« Nathan wurde langsam richtig sauer. Er konnte es nicht ausstehen, wenn ihn jemand bei einem Vorhaben ausbremste, und es sah so aus, als würde Montoyas grandiose Idee gerade zerplatzen wie eine Seifenblase. Das Problem daran war, dass er nicht so schnell eine andere Möglichkeit finden würde.
»Du kannst nicht einfach herkommen und mich so anpampen.«
Nathan machte eine wegwerfende Handbewegung, drehte sich um und ging – mitten durch die Pfütze, aus der John Montoyas Spiegelbild ihn ansah.
Gib nicht auf, Nathan.
»Vergessen Sie’s. Er hört mir nicht zu, das war reine Zeitverschwendung.«
Du musst einen Weg finden, um mit ihm zu reden. Er kann dir helfen.
»Der will niemandem helfen. Und ganz ehrlich, wenn jemand mit so einer Geschichte zu mir käme, würde ich ihm auch nicht glauben.«
Nathan …
Eine Hand packte Nathan an der Schulter und drehte ihn um. Aristotle griff nach seinem Arm und hob die Faust. »Rennst du immer durch die Gegend und quatschst mit dir selbst? Bist du irgendwie durchgeknallt, oder was?«
Nathan widerstand dem Bedürfnis, sich zu wehren. Das wäre am einfachsten gewesen, aber es war offensichtlich, dass Aristotle sehr darunter litt, John verloren zu haben.
»So was in der Art. Ich bin mir da selbst noch nicht so sicher.« Nathan hob die Hände und hielt sie sich schützend vor das Gesicht.
»Antworte mir sofort, oder ich verpass dir eine.«
Nathan sah den anderen Jungen starr an und wusste, dass er meinte, was er sagte. »John. Ich rede mit John.«
»John ist tot.«
»Ich weiß, aber er gibt einfach keine Ruhe. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie nervig das für mich ist. Ich kannte ihn ja noch nicht mal.«
»Du hast gesagt, du kanntest ihn.«
Nathan zuckte die Achseln. »Ich hab gelogen. Damit du mit mir redest.«
»Das war bescheuert. Ich wusste, dass du lügst.«
Nathan sah Aristotle fest in die Augen und atmete tief ein. »Lüge ich jetzt?«
Einen Moment lang dachte Nathan, Aristotle würde ihm gleich einen Faustschlag verpassen, und machte sich schon mal auf den Schmerz gefasst. Doch dann senkte Aristotle die Faust und schubste Nathan von sich weg.
Nathan stolperte ein paar Schritte, er konnte kaum glauben, dass er keine Prügel bezogen hatte. Dann fand er das Gleichgewicht wieder.
»Hau ab.« Aristotle ging zur Hintertür des Pfandleihhauses. »Du kanntest John nicht. Du hast kein Recht, über ihn zu reden.«
»Ich versuche, ihm zu helfen.«
»Man kann Toten nicht helfen.«
»Ehrlich gesagt… kann ich das schon.«
Aristotle drehte sich um und fluchte.
Nathan sprach einfach weiter. Normalerweise wurde er Ärger am besten los, indem er redete – oder zumindest konnte er ihn damit aufschieben. »Besser gesagt, ich glaube, dass ich es kann. John ist der erste tote Typ – ich nenne sie Verlorene Seelen –, dem ich versuche zu helfen. Aber das musst du nicht unbedingt wissen, oder?«
Einen Moment lang hielt Aristotle inne. »Du kannst mit John reden?«
»Ja, Mann.«
»Er kann mich hören?«
»Ja, aber er kann nicht mit dir sprechen. Nur ich kann ihn hören.«
Aristotle schüttelte den Kopf. »Das passt dir wohl ganz gut in den Kram, hm?«
»Nein, nicht wirklich. Der Typ jammert die ganze Zeit rum. Ständig. Und dann
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