Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
bombardiert er mich immer wieder mit dem gleichen Satz: ›Hilf mir, meinen Mörder zu finden.‹«
Hey!
Aristotle kreuzte die Arme vor der Brust und feixte. »Frag John, welches das erste Cap war, das er mir geschenkt hat. Wenn du mir die richtige Antwort lieferst, schlag ich dich nicht.«
John sagte es Nathan, und Nathan wiederholte es. »Es war eins von den Chicago Cubs , aber du wolltest es nicht haben. Du hast ihm gesagt, dass du eins von den White Sox haben willst. Und dann hat er dich zu deinem ersten Baseballspiel mitgenommen. Das war, nachdem er Pflegeeltern für dich gefunden hatte.«
Der Kampfgeist verschwand aus Aristotles Augen, als er unsicher vortrat und in der Gasse umherblickte. »John?«
Ja, ich bin hier, Junge.
Nathan gab die Botschaft weiter.
Tränen glitzerten in Aristotles Augen. Nathan war erstaunt, wie viel dem Jungen offensichtlich jemand bedeutet hatte, der noch nicht einmal zur Familie gehörte. Aristotle schüttelte den Kopf und sah Nathan an.
»Sag ihm, dass mir sehr leidtut, was mit ihm passiert ist.«
»Er kann dich hören.« Nathan ließ diesen Ansturm heftiger Gefühle nur ungern über sich ergehen. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut, aber er konnte sich auch nicht dagegen wehren. Auch Johns Stimme war heiser vor Rührung. »Du kannst mit ihm sprechen.«
Aristotle nickte. »John, du fehlst mir. Jeden Tag, Alter. Ich bin dir so dankbar für das, was du getan hast, eine Familie für mich zu finden und so. Läuft alles wirklich gut.«
Das freut mich, Kumpel. Nathan sprach Johns Worte nach.
Aristotle wischte sich mit dem Ärmel über die Augen. »Was soll ich tun?«
29
»W oher kennen Sie so viele Leute?« Nathan saß an einem der hinteren Tische eines mexikanischen Cafés und stocherte in den Resten seines Mittagessens herum.
John Montoya saß ihm gegenüber, gespiegelt in dem glänzenden Serviettenhalter, der am Fenster stand. Er sah erschöpft aus. Ich habe jahrelang in diesem Revier gearbeitet. Da habe ich die Leute kennengelernt.
Es war schon nach vierzehn Uhr. Aristotle hatte den Tag freibekommen, sodass er mit Nathan im Viertel herumlaufen und ihm ein paar von den anderen Kindern vorstellen konnte, die den Officer gekannt hatten. Sie hatten zwar alle etwas zu erzählen, aber niemand wusste irgendetwas, das ihnen weitergeholfen hätte. Nathan war kurz davor aufzugeben, aber John drängte ihn, am Ball zu bleiben.
»Warum?« Nathan blickte zu den Toiletten hinüber, er wartete darauf, dass Aristotle wieder herauskam. In den letzten Stunden, die sie durchweg damit zugebracht hatten, die Kinder zu finden und zu befragen, hatte Nathan Ari dabei beobachtet, wie er sich immer wieder umsah, als könne er doch noch einen Blick auf John erhaschen.
Aristotle hatte auch seine eigenen Geschichten erzählt, berichtet, was John alles in diesem Viertel getan hatte. John Montoya hatte vielen Straßenkindern geholfen, aus der Drogenszene herauszukommen und wieder zur Schule zu gehen. Er hatte Selbstverteidigungskurse in einer der Sporthallen vor Ort gegeben. Und er hatte alle wissen lassen, dass er immer für sie da war, wenn es Probleme gab.
Aristotle zufolge hatte John Montoya sich auch eine Menge Feinde gemacht, Drogendealer, Diebe und andere Leute, die darauf abzielten,die Kinder auszunutzen oder ihnen wehzutun. Doch keiner von ihnen war John jemals feindlich gegenübergetreten. Ari betonte das, weil es bedeutete, dass es unwahrscheinlich war, dringend Tatverdächtige in diesem Viertel zu finden.
Warum ich die Leute alle kenne?
»Ja.«
John rieb sich das Kinn und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Weil es uns guttut, Nathan. Wir müssen andere Menschen kennenlernen, nur so können wir ihnen helfen. Wenn man Freunde hat, ist das Leben leichter. Er grinste etwas kläglich. Oder sie machen es unglaublich kompliziert. Meistens bekommt man das eine nicht ohne das andere.
»Mag sein, aber ich bin gern alleine.«
Immer?
Nathan zuckte die Achseln.
Manche Menschen brauchen mehr Zeit für sich als andere. Ich habe mir meistens nach den Nachtschichten ein bisschen Zeit für mich genommen. Ich hatte einen Imbiss gefunden, den ich gerne mochte, und danach habe ich eine Weile in meinem Wagen gesessen, ohne das Radio einzuschalten. Aber allein zu sein liegt nicht in der Natur des Menschen.
»Vielleicht bin ich ja anders.«
John grinste. Du bist nicht anders. Jeder Teenie in deinem Alter glaubt, dass er anders ist, aber das stimmt nicht. Ich dachte in deinem Alter auch, ich
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