Das Spiel beginnt - Lost Souls ; Band 1
sei anders als die anderen.
»Wie die anderen zu sein, heißt aber für gewöhnlich, nicht von Verlorenen Seelen verfolgt zu werden.«
Das liegt daran, dass deine neuen Fähigkeiten an Kraft gewinnen. John sah nun ernster aus. Oder an deiner Bestimmung.
Nathan zögerte. »Kukulkan sagt, meine Bestimmung ist es, das Spiel zu spielen.«
So wie ich das sehe, spielst du es doch.
»Und meine Mutter sagt, das Schicksal der ganzen Welt hängt davon ab, dass ich lerne, das Spiel zu spielen.«
John sah beunruhigt aus. Davon weiß ich nichts.
»Ich glaube, es stand in den Seelennachrichten , oder so.«
John grinste breit.
»Was für eine Mutter sagt so was zu ihrem Kind?«
Vielleicht eine, die dich so sehr liebt, dass sie die Dinge zwischen euch offenlegen will. Jemandem so etwas aufzubürden ist nicht leicht, Nathan. Besonders dann nicht, wenn man liebt.
»Wenn es denn wahr ist.«
Ich habe deine Mutter getroffen. Wenn sie dir das erzählt hat, dann glaubt sie selbst auch daran. Und ich weiß, dass sie dich liebt. Glaub mir, ich habe gelernt, liebevolle und lieblose Eltern voneinander zu unterscheiden. Deine Mutter liebt dich.
Nathan dachte nach. »Aber was ist, wenn ich für diesen Job nicht der Richtige bin? Ich meine, woher soll ich so was können?«
Nathan, jeder Polizist und jeder Mensch, der etwas tun muss, das ihm nicht geheuer ist, macht sich darüber Sorgen. Polizisten haben Angst davor, in einem Schusswechsel nicht standhalten zu können. Feuerwehrleute fragen sich, ob sie tatsächlich in ein brennendes Gebäude hineingehen werden, wenn es ernst wird. Schwestern in der Notaufnahme hoffen, dass sie bei ihrem ersten Noteinsatz nicht durchdrehen. Niemand geht ohne die Angst durchs Leben, irgendwann einmal den Anforderungen nicht gerecht zu werden.
Nathan nickte. »Werden Sie noch genauso denken, wenn ich Ihnen nicht helfen kann, Ihren Mörder zu finden? Oder werden Sie dann glauben, ich sei dem Ganzen nicht gewachsen?«
Hey, du bist hier, um es zu versuchen. Das ist alles, worum ich dich gebeten habe. Niemand kann mehr von dir verlangen. Und ich merke schon jetzt, dass du der Aufgabe sehr wohl gewachsen bist.
Nathan fühlte sich nach dieser Erklärung gleich viel besser, aber er wandte sich ab, um es zu verbergen.
Aristotle kam von der Toilette zurück und musterte den Tisch.
»John noch da?«
»Jep.«
»Cool. Hat er irgend’ne Idee?«
Sucht nach Leuten, die sich in dem Wartungstunnel rumtreiben. Kids, die dorthin gehen, um zu feiern oder sich zuzudröhnen. Damit sollten wir uns jetzt beschäftigen. Frag ihn, ob er Tommy Mertz kennt.
Nathan wiederholte die Anweisungen.
Aristotle sah aus, als müsse er eine bittere Pille schlucken. »Ja, ich kenne Tommy. Nicht der netteste Kerl, aber ich habe gehört, dass er sich gebessert hat. Bist du sicher, dass du zu ihm willst?«
»Ja.« Nathan war überrascht, wie sehr er es wollte. Er hatte das Gefühl, der Sache allmählich näher zu kommen.
»Also los!«
T ommy Mertz war siebzehn Jahre alt und arbeitete ein paar Blocks entfernt in einer Kfz-Werkstatt. Nathan folgte Aristotle durch die Gassen. Ständig mussten sie Low Ridern mit ihren grimmig dreinblickenden Fahrern ausweichen, um nicht nass gespritzt zu werden. Nathan war bisher kaum einmal in diesen verrufenen Vierteln von The Loop gewesen. Er war misstrauisch und unerfahren, und er hatte Angst. Aristotle dagegen schien sich wie zu Hause zu fühlen.
Der Betrieb lag eingequetscht zwischen einem Waschsalon und einem Steuerberaterbüro. Auf der gegenüberliegenden Seite gab es eine billige Pension, eine Bar und eine Videothek – nicht unbedingt eine Gegend, die einen einladenden Eindruck machte.
»Bist du sicher, dass wir hier richtig sind?« Nathan betrachtete die Graffitis und Gangsymbole, die auf die Ziegelmauer und die Garagentore des Gebäudes gesprayt worden waren.
»Ja, hier ist es.« Aristotle sah Nathan an. »Kannst auch draußen warten.«
Lass ihn das nicht alleine machen. John Montoya stand mit verschränkten Armen neben Nathan. Sein Spiegelbild und die zerbrochene Fensterscheibe wurden nur von zwei Streifen grauem Panzertape zusammengehalten. Ein verblasstes Weihnachtsmann-Poster hing ganz oben im Fenster.
»Ich komme mit.«
»Okay. Aber bleib in meiner Nähe und halt den Mund. Die Arbeit von den Typen hier ist nicht immer ganz legal.«
Operation Chopperladen. Ich hab sie immer wieder vom Markt gedrängt und sie haben sich immer wieder reingedrängt. Johns Spiegelbild verschwand,
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