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Das Spiel beginnt

Das Spiel beginnt

Titel: Das Spiel beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ohne Serena aus den Augen zu lassen. »Als ich deinen vollen Namen herausbekam, ging mir auf, dass ich von einem Experten in diese Situation manövriert worden war.« Er grinste, fand alles plötzlich wieder lustig. »Ich muss zugeben, es hat mich kurz irritiert.«
    »Irritiert«, wiederholte Serena, kein bisschen belustigt. Das kurze Telefonat mit ihrem Vater fiel ihr ein. Er hatte sie ausgehorcht, hatte wissen wollen, ob sein kleines Komplott schon Früchte trug. »Ich werde ihn umbringen«, sagte sie leise. Ihr zorniger Blick kehrte zu Justin zurück. »Sobald ich mit dir fertig bin.« Sie gönnte sich eine Pause, weil sie am liebsten wieder geschrien hätte. »Du hättest es mir schon vor Tagen sagen können.«
    »Hätte ich«, erwiderte Justin. »Aber da ich mir deine Reaktion ungefähr so vorgestellt hatte, wie sie jetzt ist, habe ich mich dagegen entschieden.«
    »Du hast dich entschieden?« stieß sie hervor. »Mein Vater hat entschieden. Oh, was für großartige Egomanen ihr Männer doch seid. Vielleicht ist dir nicht aufgegangen, dass ich auch noch auf dem Schachbrett stand.« Der Zorn färbte ihr Gesicht rot. »Hast du gedacht, du bekommst mich ins Bett, damit du ihm deine ›Irritation‹ zurückzahlen kannst?«
    »Du weißt, dass es nicht so war.« Justins Ton war so sanft, dass Serena eine scharfe Erwiderung unterdrückte. »Aus irgendeinem Grund vergaß ich immer, wessen Tochter du bist, sobald ich dich berührte.«
    »Ich sage dir, was ich weiß«, sagte sie mit ebenso leiser und bedrohlicher Stimme. »Ihr beide verdient einander. Ihr seid beide arrogante, großspurige, tyrannische Idioten. Was gibt dir das Recht, dich so in mein Leben einzumischen?«
    »Dein Vater hat die Einmischung arrangiert«, sagte er ruhig. »Der Rest war rein persönlich. Wenn du den alten Teufel umbringen willst, so ist das deine Sache, aber schlag deine Krallen nicht in mich.«
    »Ich brauche deine Erlaubnis nicht, um ihn umzubringen!«, gab sie so laut zurück, dass einige Köpfe sich drehten.
    »Ich glaube, genau das habe ich gerade gesagt.«
    Sie sprang auf und suchte vergeblich nach etwas, womit sie ihn bewerfen konnte. Da es ihr körperlich unmöglich war, ihn in die Luft zu heben und durch die Schaufensterscheibe des Buchladens zu schleudern, war sie ihrem Zorn hilflos ausgeliefert. »Ich fürchte, mir fehlt dein Sinn für Humor«, brachte sie nach einem Moment heraus. »Zufällig finde ich das, was mein Vater getan hat, beleidigend und erniedrigend.«
    Mit dem bisschen Würde, das ihr noch geblieben war, griff sie nach ihren Tüten. »Ich wäre dir dankbar, wenn du dich für den Rest der Fahrt von mir fernhalten würdest. Ich glaube, es dürfte mir äußerst schwerfallen, dich nicht über Bord zu werfen.«
    »Okay«, meinte Justin. »Falls du versprichst, mir in zwei Wochen wegen der Stelle in Atlantic City Bescheid zu sagen.« Als sie den Mund öffnete, um ihn zu beschimpfen, hob er eine Hand. »Oh nein. Wenn du mir jetzt deine Antwort gibst, ist die Sache endgültig gestorben. Zwei Wochen.«
    Sie nickte. »Die Antwort bleibt gleich, aber ich kann sie auch vertagen. Auf Wiedersehen, Justin.«
    »Serena.« Sie drehte sich noch einmal um. »Grüße Daniel von mir, bevor du ihn umbringst.«

6. K APITEL
    Das Erste, was Serena auf der Fahrt vom Flughafen auffiel, waren die Bäume. Es war einige Zeit her, seit sie Eichen und Ahornbäume und Pinien mit einem Hauch von Herbst gesehen hatte. Es war gerade erst September, aber der Herbst lag schon in der Luft, mit all seiner Kraft und Farbe. Aber obwohl sie den Anblick genoss, kochte sie innerlich.
    Hätte man ihr nicht eingeschärft, einen Job stets ordnungsgemäß zu Ende zu bringen, hätte sie nach Justins Geständnis den ersten Flug von St. Thomas genommen. Stattdessen war sie ihren Pflichten an Bord nachgekommen, dabei aber noch wütender und enttäuschter geworden. Sie fühlte sich missbraucht. Justin hatte seinen Teil ihres Abkommens eingehalten und war ihr für den Rest der Kreuzfahrt aus dem Weg gegangen. Vielleicht war das die Ursache dafür, dass Serenas Zorn sich nun voll auf einen Mann richtete: Daniel MacGregor.
    »Das wird dir noch leidtun«, murmelte sie, und der Taxifahrer warf einen hastigen Blick in den Rückspiegel.
    Hübsche Lady, dachte er. Reizbar wie eine Hornisse. Er schwieg diskret und bog auf die Straße ein, die am Nantucket Sound entlangführte.
    Der erste Anblick des Hauses an der Bucht lenkte Serena von ihren Racheplänen ab. Der graue Stein war

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