Das Spiel beginnt
für ein und denselben gekauft haben«, erwiderte er.
Verwirrt sah Serena zu ihm hoch. »Ein und denselben?«
»Dein Vater trinkt keine andere Sorte.«
»Woher …?« Sie schüttelte den Kopf. »Warum solltest du meinem Vater Scotch kaufen?«
»Er hat mich darum gebeten.« Er führte sie an einer Gruppe Teenager vorbei.
»Er hat dich gebeten?« Serena musste warten, bis ein anderer Pulk Touristen den Weg freigab. »Was soll das heißen, er hat dich gebeten?«
»Daniel hat noch nie etwas ohne Hintergedanken getan.« Justin nahm ihren Arm, um sie über die Straße zu führen, denn sie sah ihn an und nicht die Autos. »Einen Karton Scotch fand ich ganz in Ordnung.«
Daniel? dachte Serena und fragte sich, wieso er ihren Vater so einfach beim Vornamen nannte. Dieser nebensächliche Punkt beschäftigte sie, bis sich ihr andere unangenehme Fragen aufdrängten. Sie ignorierte den Strom der Fußgänger und blieb mitten auf dem Bürgersteig stehen. »Justin, ich glaube, du solltest mir ganz genau erzählen, wovon du redest.«
»Ich rede davon, dass ich deinem Vater einen Karton Scotch gekauft habe, weil er so nett war, mir eine Kreuzfahrt mit der ›Celebration‹ zu buchen.«
»Da musst du etwas verwechselt haben. Mein Vater arbeitet nicht im Reisebüro«, erwiderte sie.
Er lachte so laut wie damals, als er ihren Nachnamen erfuhr. »Nein, Daniel macht zwar viel, aber in einem Reisebüro arbeitet er bestimmt nicht. Warum setzen wir uns nicht?«
»Ich will mich nicht setzen.« Sie wollte sich losreißen, als er sie in den kühlen Innenhof eines Restaurants führte. »Ich will wissen, wie, zum Teufel, mein Vater dazu kommt, dir deinen Urlaub zu organisieren.«
»Ich glaube, ihm schwebte da eher mein Leben vor.« Justin fand einen leeren Tisch und schob sie auf einen Stuhl. »Und deins«, fügte er beim Hinsetzen hinzu.
Serena roch die frisch gebackenen Leckereien aus der Bäckerei gegenüber, hörte das Geplauder aus dem kleinen Buchladen nebenan. Weil sie am liebsten auf etwas eingeschlagen hätte, faltete sie die Hände auf dem Tisch. »Wovon, zum Teufel, redest du da?«
»Ich habe deinen Vater vor etwa zehn Jahren kennengelernt.« Ohne Hast holte Justin ein Zigarillo heraus und steckte es an. Serena reagierte genauso, wie er es erwartet hatte. Diese Berechenbarkeit verringerte die Anspannung, gegen die er kämpfte, seit sie den Strand verlassen hatten. »Ich kam mit einem geschäftlichen Vorschlag nach Hyannis Port«, begann Justin. »Wir pokerten ein wenig und haben seitdem hin und wieder geschäftlich miteinander zu tun. Du hast eine recht interessante Familie.« Serena gab keinen Kommentar ab, aber ihre Finger verschränkten sich noch fester.
»Ich habe sie in all den Jahren lieb gewonnen«, fuhr er fort. »Immer, wenn ich zu Besuch war, schienst du in der Schule zu sein, aber ich habe einiges gehört … über Rena. Alan bewundert deinen Verstand, Caine deinen rechten Haken.« Obwohl ihre Augen glühten, konnte Justin ein leises Lächeln nicht unterdrücken. »Dein Vater hätte fast ein Denkmal errichtet, als du das Smith College zwei Jahre früher als üblich absolviert hast.«
Serena unterdrückte den Wunsch zu fluchen, den Wunsch zu schreien. Seit einem Jahrzehnt wusste dieser Mann über ihr Leben Bescheid, und sie hatte keine Ahnung gehabt. »Du wusstest es«, begann sie mit leiser, aber wütender Stimme. »Du wusstest die ganze Zeit, wer ich bin, und hast nichts gesagt. Du hast ein Spielchen mit mir getrieben, dabei hättest du mir nur …«
»Augenblick.« Als sie aufstehen wollte, packte er ihren Arm. »Ich wusste nicht, dass die Blackjack-Geberin namens Serena identisch ist mit Daniels Rena MacGregor, dem Stolz der Familie.«
Sie errötete, sowohl vor Zorn als auch vor Verlegenheit. Die meiste Zeit ihres Lebens hatte sie die Prahlerei ihres Vaters amüsant gefunden und ihn dafür geliebt. Jetzt wirkte sie wie ein kalter, harter Schlag ins Gesicht. »Ich weiß nicht, was für ein Spiel du hier …«
»Daniels Spiel«, unterbrach Justin sie. »Erst als du am Strand etwas davon sagtest, dass die MacGregors sich nicht herumkommandieren lassen, wurde mir klar, wer du bist und warum Daniel mich unbedingt zu dieser Reise überreden wollte.«
Serena erinnerte sich noch an seine schockierte Miene und beruhigte sich etwas. »Er hat dir das Ticket geschickt und nichts davon gesagt, dass ich auf der ›Celebration‹ arbeite?«
»Was glaubst du?«, konterte Justin und streifte die Asche vom Zigarillo,
Weitere Kostenlose Bücher