Das Spiel beginnt
habe mich immer für viel zu realistisch gehalten, um an Liebe auf den ersten Blick zu glauben.«
»Dein Realismus hat die Dinge beträchtlich verlangsamt«, erwiderte er.
»Im Gegenteil«, sagte sie mit einem überlegenen Lächeln. »Er hat sie herrlich beschleunigt. Ich hatte mir vorgenommen, deine Geschäftspartnerin zu werden, damit wir die gleiche Ausgangsposition hatten. Und danach wollte ich dich davon überzeugen, dass du ohne mich nicht leben kannst.«
»Und hast du es?«
Sie lächelte stolz. »Es hat funktioniert.«
»Vielleicht bist du mir etwas zu frech, Serena.« Er zog zärtlich an ihrem Haar und stand auf.
»Wohin willst du?«
»Ich will dir etwas Wind aus den Segeln nehmen.« Justin zog eine Schublade auf und holte eine kleine Schachtel heraus. »Das habe ich in St. Thomas für dich besorgt.«
»Ein Geschenk?« Sie kniete sich aufs Bett und streckte die Hand aus. »Ich lebe für Geschenke.«
»Gierige kleine Hexe«, sagte er und ließ die Schachtel auf ihre Hand fallen.
Ihr Schmunzeln erstarb, als sie sie öffnete. Zwei winzige Windrädchen aus Amethysten und Diamanten funkelten ihr entgegen und fingen selbst im matten Licht des Morgengrauens Feuer. Serena erinnerte sich daran, wie sie im von der Sonne beschienenen Schaufenster des Juweliers ausgesehen hatten. Zaghaft tastete sie mit der Fingerspitze nach ihnen, als wäre die Hitze, die sie verströmten, real und nicht nur eine Illusion.
»Justin, sie sind wunderschön«, flüsterte sie und sah ihn an. »Aber warum?«
»Weil sie dir stehen und du sie dir nicht selbst gönnen wolltest. Und …« Seine Hand legte sich auf ihre Wange. »Ich hatte bereits beschlossen, dass ich dich nicht mehr aus meinem Leben lasse. Wenn du nicht gekommen wärst, hätte ich dich geholt.«
»Und wenn ich nicht freiwillig mitgekommen wäre?«, fragte sie lächelnd.
»Ich habe dich gewarnt. Es ist eine alte Tradition in meiner Familie.« Er schob ihr das Haar hinter die Ohren. »Leg sie an. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wie sie an dir wohl aussehen.«
Serena nahm sie aus der Schachtel und befestigte sie an den Ohren. »Ich will sie auch sehen.« Justin hielt sie mit einem Blick zurück.
Ihre Haut war hell und makellos. Mit nicht mehr als dem Funkeln der Juwelen bekleidet, sah sie aus wie eine exotische Fantasie. Das in seinen Augen aufflackernde Verlangen rief ihr eigenes wach. Ihre Lippen öffneten sich, und sie streckte die Arme nach ihm aus.
10. K APITEL
Serena streckte sich genießerisch und überlegte, ob sie aufstehen sollte. Wenn Justin nicht schon nach unten gegangen wäre, hätte die Vorstellung, den Morgen im Bett zu verbringen, weit mehr Reiz besessen. Sie lag inmitten der zerknüllten Laken – auf der Stelle, die sie miteinander geteilt hatten, aneinandergeschmiegt, die gesamte Nacht hindurch.
Er ist noch immer besorgt, dachte sie. Obwohl er ihr zum Abschied nicht mehr als einige Koseworte ins Ohr geflüstert hatte, hatte Serena die nur mit Mühe unter Kontrolle gehaltene Anspannung in ihm gespürt. Solange Justin davon überzeugt war, dass die in Vegas gelegte Bombe gegen ihn persönlich gerichtet und nicht mehr als ein Vorspiel gewesen war, würde sie ihn nicht beruhigen können. Sie konnte nur bei ihm bleiben und ihm beweisen, dass sie nicht in Gefahr schwebte.
Männer, dachte Serena mit einem milden Lächeln. Egal, wie liberal sie waren, sie akzeptierten einfach nicht, dass Frauen selbst auf sich aufpassen konnten. In Massachusetts herumzusitzen, während der Mann, den sie liebte, in New Jersey blieb, war das Letzte, was sie tun würde. Es wäre auch vollkommen unlogisch, sagte Serena sich und stand auf. Sie glaubte an das, was sie Justin am Abend zuvor ins Gesicht geschrien hatte: Menschen, die einander liebten, gehörten zusammen.
Justin würde vermutlich erst dann wieder ruhig werden, wenn die Polizei den Bombenleger gefasst hatte, und das konnte noch Monate dauern – wenn er überhaupt jemals geschnappt wurde. Vielleicht hatte er schon aufgegeben. Oder er wartete, Tage, Wochen, Monate, bis er erneut zuschlug.
Sie holte einen Morgenmantel aus dem Schrank. Der Drohbrief war wahrscheinlich aus reiner Frustration abgeschickt worden, nachdem der Erpressungsversuch fehlgeschlagen war. Das machte jedenfalls mehr Sinn als die Theorie eines persönlichen Rachefeldzugs gegen Justin.
Er ist einfach nicht objektiv, entschied Serena und knotete den Morgenmantel zu. Die Hotels waren so sehr Teil von ihm, dass er sie nicht von außen
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