Das Spiel beginnt
betrachten konnte – als Gebäude, die eine Menge Geld wert waren. Der Mann hatte seine Karte ausgespielt und verloren. Er musste wissen, dass die Behörden nach ihm suchten und dass Justin seine eigenen Sicherheitsmaßnahmen verschärfen würde. Nur Feiglinge legen Bomben, überlegte sie. Ein Feigling riskierte es nicht, geschnappt zu werden. Irgendwann würde Justin die Logik schon begreifen.
Als es an der Tür klopfte, sah Serena automatisch auf die Uhr neben dem Bett. Es war zu früh für das Zimmermädchen. Sie ging ins Wohnzimmer. Wer konnte das … ? Ihre Hand erstarrte am Türknauf, als ihr Justins Worte durch den Kopf gingen: »Jemand ist hinter mir her. Du bist in Gefahr.«
Beunruhigt sah Serena durch den Türspion. Na also, dachte sie, als ihre Nervosität sich schlagartig legte. Mach dich nicht lächerlich. Sie öffnete die Tür und lächelte ihren Bruder an.
»Du musst dein Geld ja ziemlich schnell verspielt haben, wenn du jetzt schon auf bist«, begrüßte sie ihn.
Caine starrte sie kurz an, bevor er die Suite betrat. »So früh ist es gar nicht mehr«, wandte er ein und sah sich suchend um. »Ich bin hier, um mit Justin zu reden.«
»Du hast ihn knapp verfehlt.« Serena schloss die Tür und warf ihr vom Schlaf zerzaustes Haar nach hinten. »Er ist vor etwa fünfzehn Minuten in sein Büro gegangen. Wo ist Alan?«
Caines Zuneigung zu Justin kämpfte mit der Tatsache, dass Serena seine Schwester war. Meine kleine Schwester, verdammt, dachte er. Und jetzt stand sie in Justins Privatsuite, mit nichts an als dem kurzen Morgenmantel aus Seide, den er ihr letzte Weihnachten geschenkt hatte. »Der frühstückt«, sagte Caine und ging im Zimmer umher.
»Na, du warst morgens stets als Erster auf«, erinnerte Serena sich. »Ich fand das immer eine entsetzliche Angewohnheit von dir. Möchtest du Kaffee? Der gehört zu den wenigen Grundnahrungsmitteln, die in der Küche vorhanden sind.«
»Ja. Gern.« Caine hatte den Schock, dass seine Schwester eben nicht nur seine Schwester war, noch immer nicht verdaut. Kopfschüttelnd folgte er ihr.
Die Küche war geräumig und edel eingerichtet. Fußboden und Wände waren weiß, die Schränke glänzend schwarz. Serena schaltete die Kaffeemaschine ein und zeigte mit der freien Hand auf den Frühstückstresen. »Setz dich doch.«
»Du scheinst dich hier ja auszukennen«, hörte Caine sich sagen.
Sie warf ihm einen belustigten Blick zu, der ihn wütend machte. »Ich wohne hier.«
Caine glitt auf einen der Hocker. »Justin arbeitet schnell, was?«
»Für einen liberalen Staatsanwalt war das eine ziemlich chauvinistische Bemerkung«, meinte Serena und füllte Kaffeepulver in den Filter. »Man könnte auch sagen, ich arbeite schnell.«
»Du hast ihn erst vor einem Monat kennengelernt.«
»Caine.« Serena drehte sich um und legte den Kopf auf die Seite. »Erinnerst du dich an Luke Dennison?«
»An wen?«
»Er war unser Kleinstadt-Casanova, als ich fünfzehn war«, erinnerte sie ihn. »Du hast ihn dir auf dem Kinoparkplatz geschnappt und ihm gesagt, dass du ihm sämtliche Knochen brichst, wenn er mich anfasst.«
Sie sah, wie Caine sich grinsend daran erinnerte. »Hat er doch nicht, oder?«
»Nein.« Sie ging zu ihm und packte seine Ohren. »Ich bin keine fünfzehn mehr, Caine, und Justin ist nicht Luke Dennison.«
Er beugte sich vor, griff nach ihren Ohren und zog sie behutsam zu sich heran. »Ich liebe dich«, sagte er und küsste sie brüderlich.
»Dann freue dich für mich. Justin ist alles, was ich will.«
Caine ließ sie los und richtete sich auf. »Genau das hat er von dir auch gesagt.«
Er registrierte, wie ihre Augen vor Freude aufleuchteten. »Wann?«, fragte sie.
»Gestern. Als er Alan und mich bat, dir klarzumachen, dass du nach Hause fahren musst.« Caine hob eine Hand, als aus ihrer Freude Verärgerung wurde. »Bring mich nicht um, Rena. Wir haben uns beide geweigert.«
Serena stieß den angehaltenen Atem aus. »Justin ist überzeugt, dass es dem Bombenleger um mehr als Erpressung geht. Deshalb hat er sich in den Kopf gesetzt, dass ich hier nicht in Sicherheit bin.« Frustriert hob sie die Hände. »Er will die ganze Sache einfach nicht logisch und praktisch sehen.«
»Er liebt dich.«
Der Sturm um sie herum legte sich schlagartig. »Ich weiß. Umso mehr Grund habe ich, bei ihm zu bleiben. Sag mir …«, sie lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen, »… was würdest du tun?«
»Wenn ich Justin wäre, würde ich alles tun, damit du abreist.
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