Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
stellte sich gar nicht erst mit auf. Sie wusste auch so, dass ihr Hexenkostüm keinen Preis gewinnen würde. Außerdem fand sie es unterhaltsamer, von der Bar aus das Geschehen zu beobachten.
Sie bemerkte, wie Cedric und Michelle miteinander stritten. Es ging offenbar darum, ob sie sich gemeinsam der Jury präsentieren sollten. Cedric wirkte dabei ziemlich sauer. Michelle packte ihn einfach am Arm und zog ihn mit sich zur Bühne. Hocherhobenen Hauptes stolzierte sie vor der Jury entlang und zerrte Cedric hinter sich her.
Laura bewunderte die stolze Haltung und das wunderschöne blonde Haar von Michelle. Kein Wunder, dass Cedric ganz verrückt nach ihr war. Eine so attraktive Frau konnte es sich auch leisten, einem Jungen auf der Nase herumzutanzen.
Erstaunt sah Laura, wie Cedric und Michelle den dritten Preis für ihre Kostüme bekamen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte Cedric überhaupt keinen Preis verdient. Er wirkte in seiner Verkleidung viel zu unglücklich und verkörperte den Romeo nicht glaubhaft. Mit seinen flachen Schnallenschuhen und der Strumpfhose hätte er auf dem Christopher Street Day mehr Eindruck und Bewunderung erzeugt.
Michelle platzte vor Stolz. Sie nahm den Preis für den dritten Platz, die neue CD von PUR mit dem nicht ganz unpassenden Titel „Schein & Sein“, strahlend entgegen.
„Siehst du“, wandte sie sich triumphierend an Cedric, „ich hab dir ja gesagt, dass du toll aussiehst.“
„Ja, klar“, antwortete Cedric und wirkte dabei deprimiert. „Ganz toll!“
„Hier halt mal die CD“, flötete Michelle, drehte sich zur Seite und winkte einem Mann in einem Vampirkostüm ausgelassen zu.
„Hallo, Philip! Du hast den ganzen Abend noch kein einziges Mal mit mir getanzt.“ Sie ließ Cedric mit der CD stehen und lief hinüber zu Philip.
Laura beschloss, die günstige Gelegenheit zu nutzen. Beschwingt lief sie zu Cedric, der immer noch wie bestellt und nicht abgeholt herumstand.
„Hallo, Cedric. Willst du nicht lieber mit mir als mit der CD tanzen“, fragte sie süß grinsend.
Verwirrt drehte sich Cedric zu ihr um.
„Klar, gerne. Aber erst mal muss ich das Ding loswerden.“
„Okay, ich warte hier auf dich.“
Cedric lief zur Garderobe und steckte die CD in seine Manteltasche. Nach wenigen Minuten kam er zurück. Er strahlte plötzlich über das ganze Gesicht. Die Band spielte langsame und ruhige Musik. Es erinnerte ihn an die Verlobungsfeier seines Bruders.
„Kannst du denn mit den hohen Schuhen tanzen?“, fragte er Laura und bewunderte ihre High-Heels.
„Natürlich. Warum sollte das nicht gehen?“
„Ich würde ständig über meine eigenen Füße stolpern. Ist das nicht schwer, mit so hohen Absätzen zu laufen?“
„Na ja, es ist nicht ganz einfach. Aber mir gefallen sie sehr gut“, sagte sie und blickte ihn fragend an.
„Die Schuhe stehen dir sehr gut und betonen deine tolle Figur. Du bist die schönste Hexe in der Turnhalle.“
„Danke sehr, Romeo“, hauchte sie sanft, nahm seine Hand und zog ihn auf die Tanzfläche. „Komm, lass uns tanzen.“
Anfangs klappte es nicht besonders gut.
Laura kam mit ihren ungewohnten hohen Absätzen zweimal ins Stolpern. Doch nach kurzer Zeit tanzten sie immer sicherer zusammen. Cedric hielt sie fest in seinen Armen und genoss den Geruch ihrer Haare.
„Cedric“, begann Laura zögernd. „Es tut mir leid, dass wir gestritten haben.“
„Nein, du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Es ist alles meine Schuld.“
„Du hast übrigens Recht gehabt. Mein Verhalten war ziemlich albern. Aber das soll nun anders werden. Ehrlich. Heute Abend bin ich zum Beispiel allein hergekommen.“
„Allein? Und wo stecken deine vielen Verehrer?“
Laura lachte. Cedric spürte ein Kribbeln in seiner Herzgegend. Er sah sie sanft und zärtlich an, dass ihr ganz kribbelig wurde.
„Du bist schon ein besonderes Mädchen“, flüsterte er schließlich.
Laura war unsicher, was er damit meinte.
Ob er es schade fand, dass sie nicht so war wie Michelle?
„Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht, Cedric. Ich möchte mich nicht zwischen dich und Michelle drängen.“
Atemlos und angespannt wartete sie auf seine Antwort.
„Weißt du, Laura, ich kann mich nicht so gut ausdrücken. Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll ...“
Laura spürte plötzlich einen dicken Kloß im Hals und kämpfte mit den Tränen. Nein, so schnell wollte sie nicht aufgeben.
Zum ersten Mal war sie sich seiner körperlichen Nähe bewusst. Sie
Weitere Kostenlose Bücher