Das Spiel der Dämonen! (German Edition)
hinab. Erst waren es rote, tief rote Tropfen, die dann anfingen, ihre Farbe zu wechseln. Von Rot über Violett zu Blau, dann ein grelles Orange, das über Gelb in Grün mündete.
Nun mischten sich die Tropfen und dadurch die Farben. Es wurde bunt wie in einem Kaleidoskop. Wie das Wogen des Meeres wurden die Blasen hin und her geschoben.
In Cedric entwickelte sich ein irrsinniges Glücksgefühl.
Er fühlte sich voller Energie. Blitzlichter zuckten durch diese Farbenpracht. Das Wogen wurde schneller. Die Farben noch intensiver. Er hatte das Gefühl, seine Gedanken würden zerplatzen, würden an eine nicht sichtbare, weiche Wand geschleudert. Wieder und immer wieder.
Schneller und immer schneller.
Intensiver und noch intensiver.
Gleich einer Geburt durchstieß sein Geist plötzlich diese Membran, diese Barriere und gleich einer Explosion öffnete sich über ihm ein blauer Himmel.
Seine Gefühle schlugen Purzelbäume und brachten ihn an den Rand des Wahnsinns. Ein nicht endendes, überirdisches Glücksgefühl erfüllte seinen Geist. Er hatte ein Gefühl, als hätte er den Hauptpreis gezogen, den Jackpot geknackt.
Ein solches überwältigendes Gefühl hatte er noch nie in seinem Leben.
Dann spürte er, wie sich sein Geist aus seinem Körper löste. Er blickte nach unten, sah seinen Körper auf dem gemauerten Altar liegen.
Dann flog er weg. Er raste durch das Dach der Abtei, immer höher durch den Himmel, erreichte das Weltall, raste um fremde Planeten, bis sich alles drehte.
Leises Vogelgezwitscher drang an sein Ohr.
Zweiter Teil, Schottland, September 1601
ZWEITER TEIL
Schottland
September 1601
Kapitel 6
6
__________
Fyvie Castle
Turiff/Aberdeenshire, Schottland
September 1601
Cedric stand auf einem Waldweg.
Er drehte sich langsam um und betrachtete den Wald. Er kam ihm dunkel, dicht und urzeitlich vor. Ihm fiel auf, wie riesig die Bäume waren, die um ihn herum standen. Einige von ihnen hatten so dicke Stämme, dass sich zwei Personen dahinter verstecken konnten. Sie erhoben sich hoch in den Himmel, ihre Wipfel vereinigten sich zu einem dichten Blätterdach, das einen Großteil des Waldbodens in Dunkelheit tauchte.
Aber er fühlte sich unwohl. Etwas stimmte hier nicht.
Immer wieder drehte er sich und versuchte zu begreifen, warum er das deutliche Gefühl hatte, dass etwas nicht stimmte.
Er hörte das Zwitschern von Vögeln und das Rascheln eines leichten Windes in den Blättern.
Aber ansonsten...? Nichts!
Er konnte keinen bekannten Umweltlärm hören. Kein Radio, kein Fernsehen, keine Maschinen, keine Autos, keine Flugzeuge. Er war die ständigen Geräusche gewohnt, sodass ihm diese absolute Ruhe unheimlich vorkam.
Cedric wandte sich von den Bäumen ab und betrachtete den schlammigen Weg, der von der Sonne beschienen wurde. An einigen Stellen war der Schlamm einen halben Meter tief und aufgewühlt von vielen Hufen.
Das ist eine Welt der Pferde, dachte er.
Keine Maschinengeräusche. Jede Menge Hufspuren!
Er atmete tief ein und stieß die Luft wieder geräuschvoll aus. Sogar die Luft wirkte anders. Prickelnd und aromatischer, als wäre mehr Sauerstoff enthalten.
Cedric konnte nicht anders, er hatte Angst.
Trotz der kühlen Luft schwitzte er, seine Haut war kalt und sein Herz hämmerte. Wie gerne wäre er jetzt in der Schule gewesen, die Geräusche der schwatzenden Schüler, der schimpfenden Lehrer. Es fehlte ihm plötzlich.
Er fühlte sich allein und einsam in einer fremden Welt.
Plötzlich hörte er ein schwaches Geräusch. Es klang wie weit entferntes Donnergrollen.
Dann hörte er laute Worte, die fremd und eigenartig klangen.
„Cho luath sa ghabhas falaich.”
Die kräftige Männerstimme kam aus dem Wald, direkt hinter ihm. Cedric verstand kein Wort. Plötzlich wurde er an seinem Hemd gepackt und so kräftig nach hinten gezerrt, dass er vom Pfad in den Wald stolperte. Er fiel über eine Wurzel in ein dichtes Gestrüpp.
Als er sich wieder hochrappelte, erkannte er, was das Donnern war.
Es waren zwei Pferde, die im gestreckten Galopp den Pfad entlangstürmten. Die Tiere wirkten riesig, wesentlich kräftiger und stabiler, als er Pferde kannte. Auf diesen ritten zwei Männer in schwarzen Kettenpanzern und mit gewaltigen Schwertern. Als sie direkt an seinem Versteck vorbeigaloppierten, bebte der Boden. Es kam ihm vor wie ein vorbeirasender Güterzug.
Die Hufe der Pferde spritzten den Matsch des Weges auf, dann waren sie bereits um eine Biegung verschwunden. Das ganze
Weitere Kostenlose Bücher