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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Strömung beinahe umgestoßen, und als er aufblickte, sah er, dass die Tür sich geöffnet hatte. Im Türrahmen stand eine überaus ungewöhnliche Gestalt. So groß wie der Tiste Edur, aber so dünn, dass sie ausgemergelt wirkte. Knochenweiße Haut, dünn und locker, ein langes, schmales Gesicht, von unzähligen Falten gesäumt. Die Augen waren von einem blassen Grau, das senkrechte Pupillen umgab.
    Der Mann trug ein verrottetes, farbloses Seidengewand, das weder die zusätzlichen Gelenke an Armen und Beinen, noch das Brustbein verhüllte, das in der Mitte ein waagrechtes Scharnier zu haben schien. Oder die überzähligen Rippen und den zweiten Satz Schlüsselbeine, die knapp unter den normalen lagen. Seine Haare - kaum mehr als ein paar Strähnen auf einem fleckigen Schädel - wehten wie Spinnweben. In der einen Hand hielt der Mann eine Laterne, in der sich ein Stein befand, der mit einem goldenen Feuer brannte.
    Die Stimme, die in Bruthen Tranas Geist sprach, war merkwürdig kindlich. »Ist dies die Nacht der Geister?«
    »Ist es denn Nacht?«, fragte Bruthen Trana.
    »Ist es denn keine?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Nun«, antwortete die Gestalt lächelnd, »ich weiß es auch nicht. Willst du zu uns hereinkommen? Das Haus hat schon sehr lange keinen Gast mehr gehabt.«
    »Ich gehöre nicht an diesen Ort«, sagte Bruthen Trana unsicher. »Ich glaube …«
    »Du hast Recht, aber es ist gerade Mahlzeit. Außerdem muss dich irgendeine Strömung hierhergebracht haben. Es ist ja nicht so, dass jeder alte Geist das Haus einfach so finden könnte. Du bist hierhergeführt worden, mein Freund.«
    »Warum? Von wem?«
    »Vom Haus natürlich. Was das >Warum< angeht«, der Mann zuckte die Schultern, trat dann einen Schritt zurück und winkte. »Tritt ein, bitte. Es gibt Wein, angemessenen … trockenen Wein.«
    Bruthen Trana stieg die Stufen hinauf und trat über die Schwelle.
    Die Tür schloss sich hinter ihm wie aus eigener Kraft. Sie befanden sich in einem schmalen Korridor; gleich voraus war eine T-förmige Gabelung.
    »Ich bin Bruthen Trana, ein Tiste Edur aus …«
    »Ja, ja, gewiss. Das Imperium des Verkrüppelten Gottes. Nun, zumindest eins davon. Ein Imperator in Ketten, ein Volk in Leibeigenschaft« - der Mann warf Bruthen einen raschen Blick über die Schulter zu, während er ihn in den nach rechts abzweigenden Korridor führte - »ihr seid das, Edur, nicht die Letherii; die sind Leibeigene eines viel grausameren Herrn.«
    »Münzen.«
    »Richtig. Ja.«
    Sie blieben vor einer Tür stehen, die sich in einer gerundeten Wand befand.
    »Die führt in den Turm«, sagte Bruthen Trana. »Wo ich als Erstes dein Licht gesehen habe.«
    »In der Tat. Es ist leider der einzige Raum, der groß genug ist, um meinen Gast zu beherbergen. Ach«, er trat etwas näher, »bevor wir hineingehen, muss ich dich noch vor einigen Dingen warnen. Mein Gast hat eine Schwäche - aber haben wir das andererseits nicht alle? Wie auch immer, es ist mir zugefallen, diese Schwäche zu … zelebrieren - nun, ja, es wird bald zu Ende gehen, wie es mit allen Dingen ist -, aber jetzt noch nicht. Also - du darfst meinen teuren Gast nicht von der Ablenkung ablenken, für die ich bereits sorge. Hast du mich verstanden?«
    »Vielleicht sollte ich dann besser gar nicht erst da reingehen.«
    »Unsinn. Es geht um Folgendes, Bruthen Trana: Du darfst nicht über Drachen sprechen. Keine Drachen, hast du verstanden?«
    Der Tiste Edur zuckte die Schultern. »Dieses Thema hätte sich mir ganz gewiss nicht aufgedrängt -«
    »Oh, aber in gewisser Weise hat es das, und das ist auch weiterhin der Fall. Der Geist von Emurlahnis. Scabandari. Vater Schatten. Er verfolgt dich, wie alle Tiste Edur. Die Sache ist heikel, verstehst du? Sehr heikel, sowohl fiir dich wie für meinen Gast. Ich muss mich auf deine Zurückhaltung verlassen können, oder es wird Ärger geben. Eine Katastrophe, genauer gesagt.«
    »Ich werde mein Bestes tun, mein Herr. Einen Augenblick - wie heißt du?«
    Der Mann griff nach dem Riegel. »Mein Name geht niemanden etwas an, Bruthen Trana. Am besten, du verwendest einen von meinen vielen Titeln. Der, den mir die Letherii gegeben haben, genügt. Du kannst mich Knöchelchen nennen.«
    Er hob den Riegel und stieß die Tür auf.
    Dahinter war ein riesiges, kreisförmiges Zimmer - viel zu groß für die Mauern des bescheidenen Turms, den Bruthen Trana von draußen gesehen hatte. Wenn es eine Decke gab, so war sie im düsteren Licht nicht zu sehen. Der von

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