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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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verdient.
    Bei den Echsenaugen der K’Chain Che’Malle, ich werde meinen Sieg bekommen.
    Der taube Trommler begann seinen unrhythmischen Donner tief in den Sturmwolken, und die Geister der Ahl, die zornig zur Erde herunterschauten, zogen ihre schartigen Schwerter.

Kapitel acht
     
    Wir leben in der Erwartung
    Dieser höchst kostbaren Sache:
    Unser Gott mit klaren Augen
    Der in die Ödnis
    Unseres Lebens dahinschreitet
    Mit dem zusammengebundenen Stroh
    Eines Besens
    Und mit einem strahlenden Lächeln
    Fegt der Gott
    Die Sauerei unserer Verbrechen in eine Ecke
    Die dilettantischen Vorhaltungen
    Die wir jeden Morgen
    Bei jedem Sonnenaufgang ausspucken
     
    Wir leben in der Erwartung, ja
    In kostbarer Unentschiedenheit
    Kaltäugig unsere Tugenden
    Die den Samen der Verschwendung säen
    In die heiße Erde des Lebens
    Den eisig kalten Stahl von Waffen
    Zur Hand
    Und mit strahlender Vergeltung
    Tränken wir diesen Boden
    Unter dem klaren Himmel
    Mit dem Blut unseres Gottes
    Ausgespuckt und gehoben
    In starrer Abscheu
    Unser Wartender Gott
    cormor fural
     
    T ürme und Brücken, dünn wie Skelette, und nirgends ein Hinweis auf lenkende Hände, Intelligenz oder einen absichtsvollen Willen. Diese Gebilde mit groben Linien und rau in ihrer knochigen Eleganz, die hoch aufragten, sich der ach so schwachen Blüte des Lichts entgegenreckten, waren vollkommen natürlich. An ihren spindeldürren Füßen entlangzuwandern, bedeutete jedes Gefühl für Proportionen zu verlieren, jedes Gefühl dafür, wie die Welt eigentlich aussehen sollte. Es gab keine Luft, nur Wasser. Kein Licht, nur den Schimmer eines unnatürlichen Geschenks spirituellen Sehvermögens, das diese Türme und sich wölbenden Brücken enthüllte - so groß, so dünn, dass sie aussahen, als könnten sie jeden Moment in die wilden, wirbelnden Strömungen stürzen.
    Bruthen Trana, losgerissen von dem Fleisch und den Knochen, die sein ganzes Dasein lang sein Zuhause gewesen waren, wanderte verloren über den Grund eines Ozeans. Das hatte er nicht erwartet. Sämtliche Visionen und Prophezeiungen hatten sie im Stich gelassen; hatten vor allem Hannan Mosag im Stich gelassen. Bruthen hatte erwartet, dass seine Reise ihn an einen fremdartigen, unerwarteten Ort führen würde, vielleicht in eine Sphäre der Mythen. Eine Sphäre, die von Göttern und Dämonen bevölkert war, von Wächtern, die mit unvergänglicher Sturheit lange erloschene Domänen verteidigten.
    »Dort, wo das Licht der Sonne nicht hinkommt.« Vielleicht war seine Erinnerung nicht vollkommen, aber das war der Kern der grausamen Prophezeiung gewesen. Und er war nichts weiter als ein Krieger aus dem Volk der Tiste Edur - ein seines Körpers beraubter Krieger, wenn man von dem absah, worauf sein Geist - so hartnäckig wie nur irgendein Wächter sein konnte - mutwillig und dickköpfig beharrte.
    Und daher schritt er nun dahin und konnte nach unten, auf seine Beine und seinen Körper blicken; er konnte nach oben greifen und sein Gesicht berühren, seine Haare spüren, die jetzt ungebunden waren und wie Seetang in der Strömung wogten. Er konnte die Kälte des Wassers spüren, konnte sogar den enormen Druck spüren, der ihn in dieser dunklen Welt bestürmte. Aber es gab hier keine Wege, keine Straße, keinen offensichtlichen Pfad, der sich um diese steinernen Bauwerke wand.
    Verfaulte Schiffsplanken zerbröselten unter seinen Füßen, wurden zu Wolken aus winzigen Splittern. Nieten, die sich zu Klumpen zusammengeballt hatten, rutschten unter seinen Füßen weg. Irgendwelche kleinen Teile, die Knochen sein mochten, jagten und tanzten auf dem schlammigen Meeresgrund dahin, wurden von den Strömungen kreuz und quer getragen. Auflösung schien der Fluch der Welt zu sein, der Fluch aller Welten. Alles, was kaputtging, alles, was versagte, wanderte nach unten zu einem letzten Ruheplatz, an die Dunkelheit verloren, und das betraf nicht nur die Schiffe auf dem Meer und die Lebewesen an Bord dieser Schiffe. Es galt auch für Wale, Dhenrabi und die winzigsten Schalentiere. Pläne, Vorhaben und großartige Visionen. Liebe, Treue und Ehre. Ehrgeiz, Begierde und Arglist. Er konnte nach unten greifen und alles mit seinen Händen schöpfen, konnte zusehen, wie das Wasser es fortriss, es auf einen wirbelnden kurzlebigen Pfad glitzernden Ruhms schleuderte - und dann war es wieder fort.
    Vielleicht war dies die Wahrheit, die er hatte sehen sollen - natürlich nur, wenn man voraussetzte, dass er ausreichend würdig war … eine

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