Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
lieben Muster so sehr.«
»Sogar wenn sie nicht existieren?«
»Tun sie das denn nicht?« Das Lächeln wurde schelmisch. »Geh, Bruthen Trana, und achte auf den Pfad. Achte immer auf den Pfad.«
Der Tiste Edur trat hinaus auf die Pflastersteine. »Das würde ich ja«, murmelte er, »wenn ich ihn denn finden könnte.«
Als er vierzig Schritt vom Haus entfernt war, drehte er sich um, um zurückzuschauen - und sah nichts als Strudel, die Schlammtrichter aufwirbelten.
Weg. Als wenn ich mir das alles nur eingebildet hätte. Aber ich wurde gewarnt, oder? Irgendetwas über einen Pfad. »Erinnere…«
Entschwunden. Wieder. Erinnerungen, die von den wilden Wasserwinden weggerissen wurden.
Er drehte sich um und ging weiter, bewegte sich stolpernd, Schritt für Schritt, auf etwas zu, das er aus seinem Geist nicht ans Licht holen konnte, sich nicht einmal vorstellen konnte. Endete hier das Leben? Auf einer hoffnungslosen Queste, einer ewigen Suche nach einem verlorenen Traum?
Erinnere dich an den Pfad. Oh, Vater Schatten, erinnere dich …an etwas. An irgendetwas.
Wo die großen Eisbrocken gewesen waren, standen jetzt kleine Baumgruppen. Erlen, Espen und Hartriegel bildeten einen wirren Saum, der die tote Stadt der Meckros umgab. Jenseits der Bäume wuchsen die Steppengräser, unter ihnen langwurzeliges Bartgras und rotlippige Mohnblumen, die die Grabhügel bedeckten, in denen die Knochen von Abertausend Menschen ruhten.
Hier und da standen immer noch Reste von Gebäuden auf massiven Holzpfosten, während andere sich geneigt hatten, dann umgefallen waren und ihren Inhalt auf abgesackte Straßen ergossen hatten. Üppig wucherndes Unkraut und Gestrüpp sprenkelten die gewaltige ausgedehnte Ruinenlandschaft, und zwischen den zerbrochenen Häusergerippen erstreckte sich ein Blumenteppich, der Farben im Überfluss nach allen Seiten verströmte.
Er stand auf einer umgestürzten Säule aus staubigem Marmor balancierend, die ihm einen Blick auf das Panorama gestattete - von der Stadt, die sich zu seiner Linken erstreckte, bis zu dem zerklüfteten Grat, den grün belaubten Bäumen und den Erdhügeln dahinter zu seiner Rechten. Seine Augen - feurige Bernsteinaugen - waren auf etwas am fernen Horizont direkt vorausgerichtet. Die Winkel seines breiten Mundes waren aus Gewohnheit leicht herabgezogen, ein Ausdruck, der stets im Kampf mit der lodernden Freude in seinen Augen zu liegen schien. Die Augen seiner Mutter, wie es hieß. Aber irgendwie weniger wild, und das lag vielleicht an dem beunruhigenden Geschenk seines Vaters - einem Mund, der nicht erwartete, jemals zu lächeln.
Sein zweiter Vater, sein wirklicher Vater. Mit dem er über Blutsbande verbunden war. Derjenige, der in der siebten Woche seines Lebens zu Besuch hier gewesen war. Ja, während ihn ein Mann namens Araq Elalle aufgezogen hatte, während er in der Stadt der Meckros gelebt hatte, war es ein anderer gewesen - der Fremde in Gesellschaft einer blonden Knochenwerferin -, der Menandore - Rud Elalles Mutter - seinen Samen gegeben hatte. Seine Betreuer vom Volk der Imass waren solchen Wahrheiten gegenüber nicht blind gewesen, und oh, wie hatte Menandore hinterher über sie gewettert.
»Ich habe mir von Udinaas alles genommen, was ich brauchte! Und was ich übriggelassen habe, ist nichts weiter als eine Hülle. Er kann niemals mehr ein anderes Kind zeugen - er ist nur noch eine Hülle! Ein nutzloser Sterblicher - vergiss ihn, mein Sohn. Er ist nichts.« Und ihr Sohn war vor dem schrecklichen Begehren in ihren flammenden Augen zurückgeschreckt.
Rud Elalle war jetzt groß, sogar eine halbe Handbreit größer als seine Mutter. Seine Haare, die er lang und wild im Stil der Imass-Krieger vom Stamm der Bentract herabhängen ließ, waren sonnengebleicht braun. Er trug einen Umhang aus Ranag-Fell, tiefbraun, mit bernsteinfarbenen Flecken, und darunter ein weiches Hirschlederhemd. Seine Beinlinge waren aus dickerem, widerstandsfähigerem Allishleder. An den Füßen trug er Mokassins aus Ranagleder, die bis fast unter seine Knie reichten.
Eine Narbe zog sich rechts an seinem Hals hinunter, das Geschenk eines Ebers im Todeskampf. Vor Jahren hatte er sich das linke Handgelenk gebrochen, und es war schief zusammengewachsen, die Stellen, an denen die Brüche gewesen waren, traten - von kräftigen Sehnen umgeben - knotig hervor, doch der Arm war dadurch nicht schwächer geworden; ganz im Gegenteil, er war jetzt stärker als der andere. Menandores Geschenk, diese
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