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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Steinfliesen bedeckte Fußboden hatte fünfzig Schritt Durchmesser - oder mehr. Als Knöchelchen ins Zimmer trat, begann seine Laterne heller zu leuchten und trieb die Schatten zurück. Auf der ihnen gegenüberliegenden Seite grenzte ein erhöhtes Podest an die geschwungene Mauer, auf dem haufenweise Seidendecken, Kissen und Felle verstreut lagen; und am Rande des Podest saß leicht vornübergebeugt ein Riese, dessen Unterarme auf seinen Schenkeln ruhten. Ein Oger oder irgend so ein Dämon, der die gleiche Hautfarbe wie Knöchelchen hatte - doch spannte sich diese Haut über mächtigen Muskeln und einem kräftigen, gedrungenen Körper. Die Hände, die vor den Knien herunterbaumelten, waren selbst für den gewaltigen Körper unverhältnismäßig groß. Lange, struppige Haare umgaben ein grobes Gesicht mit tief in den Höhlen liegenden Augen - so tief, dass selbst das Laternenlicht kaum mehr als einen schwachen Schimmer in den von Graten geschützten Abgründen hervorrufen konnte.
    »Mein Gast«, murmelte Knöchelchen. »Kilmandaros. Sie ist überaus freundlich, das versichere ich dir, Bruthen Trana. Wenn sie … abgelenkt ist. Komm, sie ist schon ganz wild darauf, dich zu begrüßen.«
    Sie traten näher. Ihre Schritte hallten durch das wasserlose Zimmer. Knöchelchen änderte ein wenig die Richtung und steuerte einen Marmortisch an, auf dem eine staubige Weinflasche stand. »Liebste«, rief er Kilmandaros zu, »sieh nur, wen das Haus zu uns gebracht hat.«
    »Stopf es mit Essen und Trinken voll, und schickes wieder weg«, knurrte die riesige Frau. »Ich bin einer Lösung auf der Spur, du dürrer Welpe.«
    Bruthen Trana konnte jetzt sehen, dass auf den Fliesen vor Kilmandaros unzählige kleine Knochen verstreut waren - und in sämtliche sichtbaren Oberflächen dieser Knochen waren Muster eingeritzt. Sie schienen nicht geordnet, wirkten eher wie Abfall, der aus einer Tasche ausgeschüttet worden war, doch Kilmandaros starrte stirnrunzelnd mit wilder Konzentration auf sie hinunter.
    »Die Lösung«, wiederholte sie.
    »Wie aufregend«, sagte Knöchelchen, der von irgendwoher einen dritten Kelch zum Vorschein brachte, in den er bernsteinfarbenen Wein goss. »Dann also doppelt oder nichts?«
    »Oh ja, warum nicht? Aber du schuldest mir schon die Schatzkammern von hunderttausend Imperien, lieber Sech …«
    »Knöchelchen, meine Liebe.«
    »Lieber Knöchelchen.«
    »Ich bin mir sicher, dass du mir etwas schuldest, Mutter.«
    »Nur noch einen kleinen Augenblick«, antwortete sie und rieb sich die riesigen Hände. »Ich bin so dicht davor. Du warst ein Narr, mir doppelt oder nichts anzubieten.«
    »Ach, meine große Schwäche«, sagte Knöchelchen seufzend, während er mit dem Kelch zu Bruthen Trana ging. Als er den Blick des Tiste Edur auffing, zwinkerte er ihm zu. »Die Körner rinnen mit dem Fluss, Mutter«, sagte er. »Du solltest dich mit deiner Lösung beeilen.«
    Eine Faust krachte auf das Podest. »Mach mich nicht nervös!« Es dauerte lange, bis die Echos des donnernden Aufpralls verhallt waren.
    Kilmandaros beugte sich noch weiter vor, starrte düster auf die Anordnung der Knochen. »Das Muster«, flüsterte sie, »ja, es ist fast da. Fast…«
    »Ich bin in großzügiger Stimmung«, sagte Knöchelchen, »und biete dir an, die Körner anzuhalten … für einige Zeit. So dass wir uns unserem neuen Gast gegenüber wie wahre Gastgeber verhalten können.«
    Die riesige Frau blickte auf, und ihr Gesicht hatte plötzlich etwas Verschlagenes. »Eine hervorragende Idee, Knöchelchen. Tu das!«
    Eine Geste, und das flackernde Licht der Laterne hörte auf zu flackern. Alles wurde auf eine Weise still, die Bruthen Trana nicht genau beschreiben konnte - schließlich hatte sich eigentlich nichts geändert. Und dennoch wusste seine Seele irgendwie, dass die Körner, von denen Knöchelchen gesprochen hatte, die Zeit waren, ihr Verstreichen, ihr nie endendes Dahinströmen. Er hatte gerade, mit einer einzigen Geste einer Hand, die Zeit angehalten.
    Zumindest in diesem Zimmer. Gewiss nicht überall sonst. Und doch …
    Kilmandaros lehnte sich mit einem zufriedenen Grinsen zurück und richtete die kleinen Augen auf Bruthen Trana. »Ich verstehe«, sagte sie. »Das Haus sieht voraus.«
    »Für den Azath sind wir wie dahinflitzende Träume«, sagte Knöchelchen, »doch auch wenn wir nichts weiter als flüchtige Einbildungen sind - wie man unser klägliches Dasein sehr wohl bezeichnen könnte -, so haben wir doch unseren

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