Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
weise Lektion gelernt haben«, sagte Lostara Yil in einem trockenen Tonfall, der auf Selbstironie hindeutete.
»Ach ja?«
»Ja. Leute, die sich einmal zu etwas entschlossen haben, hören nie auf Ratschläge - vor allem dann nicht, wenn diese Ratschläge das Gegenteil ihrer Pläne beinhalten.«
»Gut gesagt.« Shurq Elalle lächelte die tätowierte Frau an. »Ziemlich entmutigend, was?«
»Wenn Ihr beide mit Euren nicht sonderlich feinsinnigen Klagen fertig seid«, sagte die Mandata, »würde ich Kapitän Elalle gerne ein paar Fragen über die letheriische Geheimpolizei - die Patriotisten - stellen.«
»Ach«, sagte Shurq Elalle, »nun, das ist kein lustiges Thema. Nein, das ist ganz und gar nicht lustig.«
»Ich interessiere mich nicht für lustige Dinge«, sagte Tavore.
Und ein Blick in ihr Gesicht genügte, um zu erkennen, dass sie es ernst meinte.
Mit zwölf seiner loyalsten Wachen aus dem Ewigen Domizil marschierte Sirryn Kanar den Kravoshügel hinauf; zweitausend Schritt hinter ihm befand sich die Westmauer von Letheras. Inmitten von Hilfskompanien und unbedeutenderen Brigaden bestimmten die Zelte der Imperialen Brigade das Bild, obwohl das Lager der Tiste Edur, das etwas abseits vom Rest der Truppen ein Stück weiter im Norden lag, auch ziemlich beachtlich aussah - es waren mindestens zwei- oder dreitausend von den verdammten Wilden, schätzte Sirryn.
Auf der Kuppe des Hügels standen ein halbes Dutzend letheriische Offiziere und eine Abordnung von Tiste Edur, unter ihnen auch Hanradi Khalag. Sirryn zog eine Schriftrolle hervor und sagte zu dem ehemaligen König: »Ich bin hier, um die Befehle des Kanzlers zu überbringen.«
Mit ausdruckslosem Gesicht griff Hanradi nach der Rolle und gab sie, ohne einen Blick darauf zu werfen, an einen seiner Adjudanten weiter.
Sirryn sah ihn finster an. »Diese Befehle …«
»Ich kann kein Letherii lesen«, sagte Hanradi.
»Wenn Ihr wollt, kann ich übersetzen …«
»Dafür habe ich meine eigenen Leute, Finadd.« Hanradi Khalag sah die Offiziere der Imperialen Brigade an. »In Zukunft«, sagte er, »werden wir Edur selbst an den Grenzen unseres Lagers patrouillieren. Mit den herumstolzierenden letheriischen Huren und der Zuhälterei einiger eurer Soldaten ist jetzt Schluss - sie werden sich etwas anderes suchen müssen, wenn sie sich ein paar Münzen dazuverdienen wollen.«
Begleitet von seinen Männern verließ der Befehlshaber der Edur die Hügelkuppe. Sirryn blickte ihnen mehrere Herzschläge lang nach - so lange, bis er sich sicher war, dass sie nicht wieder zurückkommen würden. Dann zog er eine zweite Schriftrolle heraus und trat zum Preda der Imperialen Brigade. »Auch dies hier«, sagte er, »sind Befehle des Kanzlers.«
Der Preda war ein Veteran, dessen Erfahrungen sich nicht nur auf Schlachten beschränkten, sondern der auch über die Gepflogenheiten im Palast Bescheid wusste. Er nickte nur, als er die Rolle entgegennahm. »Finadd«, fragte er, »wird der Kanzler uns persönlich anfuhren, wenn es so weit ist?«
»Das kann ich mir nicht vorstellen, Preda.«
»Das könnte die Dinge erschweren.«
»In einigen Angelegenheiten werde ich für ihn sprechen, Preda. Was den Rest angeht, werdet Ihr feststellen - sobald Ihr Euch die Schriftrolle angesehen habt -, dass Ihr im Hinblick auf die eigentliche Schlacht erhebliche Freiheiten habt.«
»Und wenn ich mir mit Hanradi nicht einig bin?«
»Ich bezweifle, dass das ein Problem sein wird«, sagte Sirryn.
Er beobachtete den Preda, während der sich diese Worte durch den Kopf gehen ließ, und ihm war, als habe er gesehen, wie sich die Augen des Mannes leicht weiteten.
»Finadd«, sagte der Preda.
»Ja, Preda?«
»Wie geht es dem Kanzler im Moment?«
»Durchaus gut, Preda.«
»Und … in Zukunft?«
»Er ist überaus optimistisch, Preda.«
»Sehr gut. Ich danke Euch, Finadd.«
Sirryn salutierte. »Bitte um Erlaubnis, wegtreten zu dürfen, Preda. Ich würde gerne die Errichtung meines Lagers beaufsichtigen.«
»Schlagt es dicht bei diesem Hügel auf, Finadd. Von hier aus werden wir die Schlacht befehligen - und ich werde Euch in meiner Nähe haben wollen.«
»Hier ist aber nicht mehr viel Platz, Preda …«
»Dann bekommt Ihr hiermit meine Erlaubnis, Einheiten nach Eurem Gutdünken umzugruppieren, Finadd.«
»Ich danke Euch, Preda.«
Oh, das würde ihm gefallen. Schmuddelige Soldaten mit staubigen Stiefeln bildeten sich immer ein, sie wären ihren Gegenstücken im Palast überlegen. Nun, ein
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