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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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nun hauste, selbst geschaffen - diesen Körper, der nun mit schweren Schritten neben dem verwitterten, belebten Kadaver namens Emroth dahinstapfte. Und es schien, als könnte er mit alledem, was ihn umgab - wie der Schnee, der unter seinen Füßen knirschte - eine Art körperlicher Beständigkeit beschwören, aber er fragte sich, ob diese Beständigkeit nicht eine Täuschung war - ob er, wenn er die geschwungene Scherbe irgendeines alten zerbrochenen Topfes aufhob, die da vor ihm auf dem Boden lag, tatsächlich die Scherbe und nicht in Wirklichkeit ihren Geist aufhob. Aber für diese Art von Offenbarung waren seine Augen blind, sein Gehör und der Tastsinn waren Täuschungen, und er war so verloren wie ein Echo.
    Sie trotteten weiter über das Plateau, durchquerten unter einem dunkelblauen Himmel, an dem direkt über ihnen Sterne glitzerten, eine Welt aus Eis, die kein Ende zu nehmen schien. Die Schutthalde begleitete sie auf allen Seiten. Stofffetzen, die von Tüchern oder Kleidungsstücken oder vielleicht auch Wandbehängen stammten, Tonscherben, Essgeschirr, geheimnisvolle Werkzeuge aus Holz oder geschliffenem Stein, ein Stück von einem Instrument, das über Saiten und erhöhte Fingertrommeln verfügt hatte, das zersplitterte Bein eines hölzernen Stuhls oder Hockers. Keine Waffen, seit Tagen nicht, und die einzige, die sie ganz am Anfang entdeckt hatten - ein Speerschaft - hatte von den Imass gestammt.
    Auf diesem Eis waren Jaghut gestorben. Abgeschlachtet. Das hatte Emroth gesagt. Aber es gab keine Leichen, und dazu hatte die T’lan Imass nichts erklärt. Dann waren sie also wohl von einem Überlebenden eingesammelt worden, vermutete Igel. Hatte es bei den Jaghut rituelle Bestattungen gegeben? Er hatte keine Ahnung. Aber er konnte sich nicht erinnern, auf all seinen Reisen jemals etwas von einem Jaghut-Grab oder einer Begräbnisstätte gehört zu haben. Wenn es bei ihnen so etwas gegeben hatte, hatten sie es für sich behalten.
    Aber als sie hier gestorben waren, waren sie auf der Flucht gewesen. Manche der herumliegenden Gegenstände stammten von Zelten. Die Jaghut waren nicht von Imass aus Fleisch und Blut verfolgt worden - nicht auf dieser leblosen Eisfläche. Nein, es mussten Imass gewesen sein, die am Ritual teilgenommen hatten. T’lan Imass. Solche wie Emroth hier.
    »Also«, sagte Igel, und seine Stimme klang in seinen Ohren überraschend laut, »hast du an dieser Jagd teilgenommen, Emroth?«
    »Das kann ich nicht genau sagen«, antwortete sie nach einiger Zeit. »Es ist möglich.«
    »Die Schauplätze eines Gemetzels ähneln einander ziemlich, stimmt’s?«
    »Ja, das stimmt.«
    Ihre Zustimmung sorgte dafür, dass er sich noch bedrückter fühlte. »Da vorne ist irgendetwas«, sagte die T’lan Imass. »Ich glaube, wir sind kurz davor, das Geheimnis zu lüften.«
    »Was für ein Geheimnis?«
    »Warum es hier keine Leichen gibt.«
    »Ah, das Geheimnis.«
    Hier brach die Nacht schlagartig herein, als ob eine Kerze ausgeblasen würde. Die Sonne, die den ganzen Tag lang nur eine äußerst flache Kreisbahn beschrieb, pflegte plötzlich unter den glänzenden, blutrot gefärbten Horizont zu stürzen, wie ein dahingeworfener Ball. Und dann füllte der schwarze Himmel sich mit Sternen, die erst wieder verblassten, wenn die ersten merkwürdig gefärbten Lichtstrahlen auftauchten, sich über das Himmelsgewölbe erstreckten, das zischte wie zersplitterte Bruchstücke aus feinem Glas.
    Igel spürte, dass die Nacht nahe war, als die warmen Böen, die der Wind gelegentlich mitbrachte, immer unregelmäßiger kamen und der bernsteinfarbene Schimmer im Westen - oder zumindest in der Richtung, von der er annahm, dass es Westen war - sich zu einem Farbton verdüsterte, der grässlich und unheilvoll zugleich war.
    Er konnte jetzt sehen, was Emroths Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte: Eine Art Höcker, ringsum von dunklen Gegenständen umgeben. Das, was da in der Mitte des kleinen Hügels in die Höhe wuchs, sah anfangs wie ein Eissparren aus, aber als sie näherkamen, sah Igel, dass sein Kern dunkel war - und diese Dunkelheit reichte bis zum Boden hinunter.
    Bei den Dingen, die die Erhebung umgaben, handelte es sich um in Tücher gewickelte Leichname, von denen viele mitleiderregend klein waren.
    Gerade in dem Augenblick, als das Licht des Tages plötzlich verblasste und die Nacht ihre Ankunft mit einer kalten Böe verkündete, machten Igel und Emroth direkt vor dem Hügel halt.
    Die hoch aufragende Säule war in

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